In der aktuellen Saison ist der FC St. Pauli auf der Suche nach Stabilität in der Bundesliga. Nach einer enttäuschenden 0:2-Niederlage zum Auftakt gegen Heidenheim, in der die Hamburger zahlreiche Chancen nicht nutzen konnten und gleichzeitig zwei unnötige Gegentore kassierten, steht das Team unter Druck. Spieler Jackson Irvine hatte bereits angedeutet, dass man intelligenter und zielgerichteter agieren wollte. Aber das, was am Freitagabend gegen Union Berlin gezeigt wurde, wirft Fragen auf. Trotz mehr Ballbesitz waren die Hamburger nicht in der Lage, die kompakte Abwehr des Gegners zu überwinden und erarbeiteten sich kaum nennenswerte Chancen.
Coach Blessin hatte im Vorfeld geplant, Union mit einem offensiven Ansatz zur Strecke zu bringen, denn es war bekannt, dass die Berliner defensiv stark stehen würden. Das angestrebte 3-5-2-System sah vor, dass die Außenverteidiger weit aufrücken, um Lücken in der Abwehr zu finden. Doch die Strategie fruchtete kaum; die Hamburger konnten nur 13 Flanken schlagen, die größtenteils von der stabilen Berliner Innenverteidigung problemlos abgefangen wurden.
St. Pauli kämpft mit Ballverlusten und Bewegungsmangel
Ein kritischer Punkt in der Begegnung waren die häufigen Ballverluste, die die Hamburger in gefährliche Situationen brachten. Blessin führte die Probleme auf mangelnde Bewegungen zurück: „In erster Linie geht es um Bewegung.“ Diese Eingeständnisse ergaben sich besonders nach der Umstellung auf ein 3-4-3, in der Hoffnung, mehr Räume für das Offensivspiel der St. Paulianer zu schaffen. Der Wechsel brachte jedoch nicht die erhoffte Wende. Stattdessen fanden die Hamburger auch in dieser Formation kaum Mittel, um die nachhaltige Defensive des Zweitplatzierten zu öffnen.
Angreifer Johannes Eggestein stellte treffend fest, dass die Qualität in der Bundesliga höher ist: „In der ersten Liga verteidigen die Teams das besser und haben Verteidiger, die schneller, größer und stabiler sind.“ Diese Einschätzung verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die Mannschaft steht, und die Schwierigkeiten, die in der Defensive von Union Berlin aufgedeckt wurden.
Kreative Lösungen für die Offensivproblematik erforderlich
Die nächste Herausforderung für den FC St. Pauli wird es sein, während der bevorstehenden Länderspielpause an Lösungen zu arbeiten. Eine interessante Option wäre es, Oladapo Afolayan als kreativen Achter einzusetzen. Während Connor Metcalfe und Robert Wagner vor allem im Zweikampfverhalten staken, könnte Afolayan mit seiner Dribbelstärke und Abschlussfähigkeit eine wertvolle Ergänzung sein. Seine Körperlichkeit könnte es ihm ermöglichen, sich auch in defensiven Duellen zu behaupten.
Einem Defizit bleibt die Mannschaft jedoch weiterhin verpflichtet: das naive Verteidigen beim Standardsituationen. Wie bereits gegen Heidenheim verpassten es die Hamburger, die Defensive in der eigenen Hälfte zu organisieren, was zu entscheidenden Gegentoren führte. Hier steht Trainer Blessin unter Druck, die Defensive zu stabilisieren und eine klare Strategie gegen Standards zu entwickeln.
Die nächsten zwei Wochen bieten dem Team die Zeit, an den entscheidenden Stellschrauben zu arbeiten, um am kommenden Spieltag gegen den FC Augsburg zu zeigen, dass sie mehr als nur Potenzial haben. Ob die Hamburger den Sprung schaffen, bleibt abzuwarten und wird entscheidend für ihren Kurs in dieser Saison sein. Kapitän Irvine und seine Mitspieler haben viel zu beweisen.