Vernunft und Religion als Grundlage des gesellschaftlichen Dialogs
In einer Zeit, in der das Gespräch zwischen Vernunft und Religion oftmals verstummt ist, feierte der renommierte Philosoph Jürgen Habermas seinen neunzigsten Geburtstag. Zeitgleich präsentierte er sein neuestes Werk „Auch eine Geschichte der Philosophie“, welches die wechselvolle Beziehung zwischen Religion und Vernunft beleuchtet. Dieser Dialog ist nicht nur für die individuelle Entwicklung, sondern auch für die gesellschaftliche Zusammengehörigkeit von großer Bedeutung.
Der Austausch zwischen verschiedenen Generationen und gesellschaftlichen Gruppen wird häufig von Misstrauen und Abgrenzung geprägt. Habermas mahnt dazu, dass sowohl die Vernunft als auch der Glaube essentielle Bestandteile des sozialen Gefüges sind. Ein fehlender Dialog zwischen diesen Polen kann zu Extremismus und Fundamentalismus führen.
Im Zentrum von Habermas‘ Überlegungen steht die Bedeutung des „rituellen Kerns“ in religiösen Feierlichkeiten. Die liturgischen Rituale, wie beispielsweise der Sonntagsgottesdienst, werden als unersetzliche Quelle für Solidarität in modernen Gesellschaften betrachtet. Diese Rituale schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, das über den Gottesdienst hinausreicht.
In einem ökumenischen Gottesdienst, wie dem Jahrgängergottesdienst, wird dieses Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität greifbar. Es erinnert daran, wie wichtig es ist, über den Dialog zwischen Vernunft und Religion hinaus, eine Einheit in Vielfalt zu schaffen. Diese Erkenntnis gilt nicht nur für besondere Anlässe wie das Schützenfest, sondern für das gesamte Jahr.
Die Worte von Habermas dienen als Mahnung, die Gespräche zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen aufrechtzuerhalten. Nur durch einen offenen Dialog kann eine Brücke zwischen verschiedenen Lebenswelten und Generationen geschaffen werden. Denn letztlich liegt es an uns allen, das „schöne Weltgebäude“ zu erhalten und zu schützen.
In diesem Sinne wünschen wir allen ein gemeinsames und dankbares Miteinander – nicht nur in besonderen Momenten, sondern im täglichen Leben.
– NAG