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Demokratiegeschichte hautnah: Ausstellung zeigt Weg zu Freiheit in Deutschland

Wurstige Geschichten und bewegende Schicksale entstehen bei der Ausstellung "West- und ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit", die bis zum 21. September die Wurzeln der Demokratie in einer geteilten Nation beleuchtet und dabei den Helden und Kämpfern für Freiheit in der DDR und der BRD ein wichtiges Denkmal setzt!

In der städtischen Bücherei hat die hitzig erwartete Ausstellung „Die Gründungsgeschichte zweier deutscher Staaten – West- und ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit“ ihre Tore geöffnet! Bis zum 21. September können die Besucher die spannende Präsentation der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur kostenfrei bestaunen. Die Zusammenarbeit von Volkshochschule, Zentrum für Kommunale Bildung und Integration (NRWeltoffen), der Stadt Erkelenz sowie der Hauptschule hat diese beeindruckende Ausstellung erst möglich gemacht. Im Zentrum stehen die außergewöhnlichen Lebensgeschichten von Frauen und Männern, die sich nach 1946 in der sowjetischen Besatzungszone und der frühen DDR unermüdlich für den demokratischen Neuanfang einsetzten.

Was für ein bemerkenswerter Anlass: drei große Jubiläen werden gefeiert – 75 Jahre Grundgesetz, 35 Jahre Wiedervereinigung und 10 Jahre Städtefreundschaft mit Thum in Sachsen! Bei der festlichen Eröffnung in der bis auf den letzten Platz gefüllten Leonhardskapelle stimmte Bürgermeister Stephan Muckel die Gäste auf eine wichtige Botschaft ein. „Demokratie und Frieden sind alles andere als selbstverständlich!“, rief er eindringlich. Verblüffend war sein persönliches Geständnis: „Der Fall der Berliner Mauer habe ich als Neunjähriger nur schemenhaft in Erinnerung.“

Die Stimmen der Zeitzeugen

Ingo Rümke, der Leiter der Volkshochschule, verdeutlichte bei der Eröffnungsrede die zentrale Rolle der politischen Bildung. „Vor einiger Zeit habe ich mich in Ostdeutschland aufgehalten und erlebt, wie tief die Gedanken zur ungleichen Vereinigung bei den Menschen verankert sind“, betonte er. Viele fühlten sich nach wie vor wie „Bürger zweiter Klasse“, und gerade deswegen sei diese Ausstellung von enormer Bedeutung, um gegenseitiges Verständnis zu kultivieren.

Der historianische Experte Frank Körfer zeichnete ein eindrucksvolles Bild der politischen Entwicklungen in der Nachkriegszeit. „In Ostdeutschland wurde wirklich versucht, eine Demokratie aufzubauen“, erklärte er und holte die erste Montagsdemo in Leipzig ins Gedächtnis. Diese Aktion wird als Meilenstein der friedlichen Revolution gefeiert, während sich die Menschen in den besetzten Zonen oft mit massiven Einschränkungen der Bewegungsfreiheit konfrontiert sahen.

Helden der Geschichte

Besonders beeindruckend ist das Schicksal von Paul Othma, dessen Porträt Teil der Ausstellung ist. Der Arbeiter begann 1953 im Bitterfelder Chemiebetrieb und wurde zum Anführer der Demonstranten am 17. Juni, als die Proteste gegen das regierende System in Ost-Berlin an Fahrt gewannen. „Ich wollte die Verhafteten befreien!“ war sein klarer Forderung – doch die Betriebsleitung ignorierte ihn. Als der Aufstand niedergeschlagen wurde, versuchte er zu fliehen. Doch seine Ausbruchsversuche scheiterten, er wurde verraten.

Die Ausstellung, unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, gewährt einen tiefen Einblick in die Welt der politischen Bemühungen, die nach 1945 in den verschiedenen Besatzungszonen stattfanden. Historiker Körfer führte die Zuhörer durch die Parteienlandschaft dieser Zeit und erinnerte an die CDU, die als „Prototyp der bürgerlich-christlichen Sammelbewegung“ gilt. Auch die SPD, die durch Exil-Organisationen die Kontinuität wahren konnte, erhielt viel Aufmerksamkeit.

Diese einmalige Ausstellung ist nicht nur eine Feier der Geschichte, sondern auch ein Weckruf, um die Werte Demokratie und Frieden mehr denn je zu schätzen. Jeder Besucher kann Teil dieser kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit werden!

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