In den letzten Monaten haben die Kitas im evangelischen Kirchenkreis Halle besonderen Herausforderungen gegenübergestanden, die auf die Finanzierung sozialer Dienste in Nordrhein-Westfalen zurückzuführen sind. Diese Situation wirft Fragen zur Sicherstellung der Betreuungsqualität in den Einrichtungen auf, die für die frühkindliche Bildung von grundlegender Bedeutung sind.
Finanzierungslücke in der frühkindlichen Bildung
Der stellvertretende Geschäftsführer des Trägerverbunds der Tageseinrichtungen, Sven Borgsen, weist darauf hin, dass die Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer Verzögerung von 18 Monaten steigen. Diese Verzögerung betrifft sowohl die Tarife für Erzieherinnen und Erzieher als auch den Inflationsausgleich. Wenn die vom Bundesland bereitgestellten Mittel nicht zeitgerecht und in ausreichender Höhe fließen, wird es für Kitas schwierig, Personal entsprechend den geforderten Standards zu bezahlen.
Engpass bei Kita-Plätzen
Die Anzahl der belegten Plätze wirkt sich direkt auf die Höhe der Zuschüsse aus, was zu einer kritischen Situation führt, bei der teilweise Plätze unbesetzt bleiben. In Halle gibt es derzeit Situationen, in denen nach dem 1. August noch Plätze frei sind. Dies stellt für die Kitas einen zusätzlichen Druck dar, da jeder unbelegte Platz finanzielle Schwierigkeiten bedeutet. Insbesondere im Hinblick auf das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) zeigt sich die Fragilität des Systems.
Einsatz für mehr Wertschätzung sozialer Dienste
Um auf diese finanziellen Missstände aufmerksam zu machen, beteiligten sich die evangelischen Kitas an der Black Week, einer Aktionswoche, die landesweit von der Freien Wohlfahrtspflege organisiert wurde. Es wird gefordert, dass die Mittel für soziale Dienste im Haushaltsplan des Landes eine höhere Priorität erhalten müssen. „Die Politik muss die Bedeutung der sozialen Dienste stärker anerkennen“, so Borgsen.
Kita-Helfer sind besonders betroffen
Eine der größten Herausforderungen sieht Borgsen bei den Kita-Helfern, die als zusätzliche Unterstützungskräfte agieren, um das pädagogische Team zu entlasten. Diese Helferinnen und Helfer sind größtenteils durch Projektmittel des Landes finanziert. Wenn die Finanzierungslücke nicht behoben wird, drohen Gehaltskürzungen, was die Qualität der Betreuung gefährden könnte.
Forderungen nach gesetzlichen Änderungen
Borgsen fordert eine gesetzliche Integration der Kita-Helfer in das bestehende Fördermodell, um die steigenden Lohnkosten langfristig abzusichern. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, dass die wertvollen Unterstützungsangebote weiterhin bestehen bleiben. Die Diskussion um die Aufwertung sozialer Berufe ist ein Schritt in die richtige Richtung, der jedoch breitere politische Unterstützung benötigt.
Wie die Ereignisse in Halle zeigen, stehen die Kitas nicht nur vor der Herausforderung, Plätze zu füllen und qualifiziertes Personal zu finden, sondern müssen auch für die Rechte und die Wertschätzung ihrer Mitarbeiter kämpfen. Dies ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern spiegelt die weitreichenden Probleme wider, die in vielen Regionen Deutschlands im Bereich der frühkindlichen Bildung bestehen.
– NAG