Mülheim. Der Verlust von Hans-Georg Torkel hat nicht nur die Nähe seiner Angehörigen berührt, sondern auch weitreichende Diskussionen über innovative Bildungsansätze in der Region angestoßen. Ein Nachruf auf einen unermüdlichen Pionier.
Ein Leben für die Bildung
Hans-Georg Torkel, der am 6. Juli im Alter von 73 Jahren verstarb, war ein Vorreiter im Bereich der Bildung und prägte das Konzept des selbstbestimmten Lernens. In zahlreichen Projekten verfolgte er das Leitbild, dass Lernen vor allem auf Entdeckung und Kreativität beruhen sollte. Viele Menschen in Mülheim und darüber hinaus greifen auf seine innovativen Methoden zurück, die er dort einführte, wo traditioneller Unterricht nicht mehr ausreichte.
Soziale Innovationen als Lebenswerk
Torkel war bekannt dafür, dass er weit über das übliche Maß hinausging, um wirtschaftliche und soziale Bildung zu fördern. Anstatt trockene Lehrmethoden zu verwenden, entwickelte er kreative Ansätze, wie den Junior-Wirtschafts-Club. Hierbei ermutigte er junge Menschen dazu, eigene Unternehmen zu gründen und so spielerisch unternehmerisches Denken zu erlernen. Diese Herangehensweise war seiner Meinung nach entscheidend, um zukünftige Generationen auf die Herausforderungen des Berufslebens vorzubereiten.
Widerstand gegen konventionelle Standards
In seiner Funktion als Schulleiter des Erich-Brost-Kollegs in Essen führte Torkel 2015 das auch als „Schule ohne Lehrer“ bekannte Projekt ein. Dieses Konzept stellte den Lehrer lediglich als Aufsichtsperson dar, während die Schülerinnen und Schüler in Gruppen selbstständig lernten. Torkel war überzeugt, dass Flexibilität und Kreativität im Bildungsprozess die Schlüssel zum Erfolg sind.
Engagement für die Jugend
Seine Bemühungen um innovative Bildungsansätze und die Förderung des Erfindergeistes bei jungen Menschen wurden auch von dem internationalen Erfinderverband gewürdigt. Deren Anerkennung bescheinigt Torkels Engagement, das unzähligen Jugendlichen Möglichkeiten eröffnete, die sie zuvor kaum hatten.
Die Basis für soziale Teilhabe
Das Konzept der sozialen Innovation, das Hans-Georg Torkel verkörperte, wird durch seine persönlichen Erfahrungen und seine Familie verstärkt. Als einer von vielen Geschwistern, die die gymnasiale Laufbahn schaffte, erkannte er früh, dass Bildung der Schlüssel zu sozialen Aufstiegschancen ist. Seine eigenen Erfahrungen motivierten ihn, Schülern zu helfen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie benachteiligt sind.
Kritik an der Stadtverwaltung
Torkel bleibt auch in der Erinnerung, weil er der erste Bürger Mülheims war, der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, dieses jedoch nicht entgegennehmen wollte. Er fühlte sich von der Stadtführung im Jahr 2000 nicht ausreichend unterstützt und war der Überzeugung, dass seine Verdienste nicht die Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdient hätten. Im vergangenen Jahr überlegte er, die Auszeichnung vielleicht doch anzunehmen – allerdings unter der Bedingung, dass die Verleihung durch junge Menschen und nicht von Amtsinhabern durchgeführt wird.
In Gedenken an ihn wird nicht nur über seine Errungenschaften als Erfinder und Bildungspionier gesprochen, sondern auch über den Einfluss, den sein Lebenswerk auf nachfolgende Generationen haben könnte. Torkels Vision von einem leichter zugänglichen Bildungssystem, das Individualität fördert und nicht durch Perfektionismus gehemmt wird, bleibt ein wertvolles Erbe in Mülheim und darüber hinaus.
Meilenstein für die Region
Das Andenken an Hans-Georg Torkel wird die Diskussion um innovative Bildungsansätze und soziale Teilhabe in Mülheim weiterhin beeinflussen. Seine Ansichten und Konzepte werden auch in Zukunft als eine Inspirationsquelle dienen, um Bildung für alle zugänglicher und gerechter zu machen.
– NAG