Im Bereich der frühkindlichen Bildung in Mecklenburg-Vorpommern zeigen aktuelle Daten alarmierende Anzeichen einer Gesundheitskrise. Eine Studie hat gezeigt, dass das Kindergartenpersonal in der Region mit über 34 Tagen Fehlzeiten aufgrund von Krankheit deutlich über dem Durchschnitt der allgemeinen Berufstätigen liegt, die im Schnitt nur etwa 20 Tage fehlen. Besonders betroffen sind dabei nicht nur die Erzieherinnen und Erzieher, sondern auch die gesamte Branchenstruktur kämpft mit den Folgen dieser Entwicklung.
Die Bertelsmann-Stiftung hat diese Erkenntnisse aus Gesundheitsdaten gewonnen, größtenteils basierend auf Informationen der DAK-Gesundheitsversicherung. Aber auch Daten anderer Versicherer weisen in dieselbe Richtung. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern stehen die Zahlen in einem klaren Missverhältnis zu anderen Bundesländern, wo der Durchschnitt bei 29,6 Tagen liegt. Ein weiterer Aspekt, der diesen Trend unterstreicht, ist die Erkenntnis, dass Atemwegsinfektionen die häufigste Ursache für diese Krankheitsausfälle darstellen, gefolgt von psychischen Erkrankungen.
Ein schädlicher Kreislauf
Experten warnen eindringlich vor einem besorgniserregenden Trend. „Viele Kindergärten befinden sich in einem schädlichen Kreislauf: Die steigenden Krankheitsquoten führen dazu, dass mehr Fachkräfte fehlen, was wiederum die Arbeitsbelastung für das verbleibende Personal erhöht“, sagt Anette Stein, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann-Stiftung. Diese Überlastung hat nicht nur Folgen für das Personal, sondern auch für die Qualität der frühen Bildungsangebote. Eine hochwertige Betreuung wird somit zunehmend gefährdet.
Um die kritische Situation zu entlasten, schätzt die Bertelsmann-Stiftung, dass in Mecklenburg-Vorpommern 2.500 zusätzliche Vollzeit-Fachkräfte benötigt werden. Die geschätzten Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf 154 Millionen Euro pro Jahr. Dies könnte kurzfristig helfen, die Personalknappheit zu lindern.
Dringender Bedarf an Lösungen
Die ermittelten Fehlzeiten infolge von Krankheit, Urlaub und Fortbildung stellen die Bildungsangebote vor eine immense Herausforderung. Um die Kontinuität in der frühkindlichen Bildung zu garantieren, sollte es dringend Lösungen zur Notfallversorgung in den Kindergärten geben. Verbesserte Notfallversorgungsdienste könnten dazu beitragen, den schädlichen Kreislauf zu durchbrechen, der die Situation weiter verschlechtert.
Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass die Heranziehung von zusätzlichen Fachkräften und die Sicherstellung von Notfallversorgungen essenziell sind, um die drohende Krise im Bereich der frühkindlichen Bildung in Mecklenburg-Vorpommern zu bekämpfen. Der Fokus sollte nun sowohl auf der Anwerbung neuer Mitarbeiter als auch auf der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für bestehendes Personal liegen, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.
Die alarmierenden Krankheitszahlen verdeutlichen nicht nur die Notwendigkeit für Maßnahmen, sondern schaffen auch ein Bild von einem Bereich, der sich in einer kritischen Phase befindet. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um zu verhindern, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung weiter leidet.
Ursachen für hohe Fehlzeiten unter Lehrkräften
Die hohen Fehlzeiten von Lehrkräften, insbesondere unter Frauen, sind oftmals das Ergebnis verschiedener Faktoren. Psychische Belastungen, die während der Pandemie zugenommen haben, spielen eine entscheidende Rolle. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse berichten viele Erzieherinnen von Stress, Überlastung und einem Anstieg von Burnout-Fällen, die zu längeren Arbeitsunfähigkeitszeiten führen. Die Studie zeigt, dass etwa 36% der Befragten angaben, ihre psychische Gesundheit sei durch die beruflichen Anforderungen beeinträchtigt worden. Diese Belastungen werden durch unsichere Beschäftigungsverhältnisse und mangelnde Ressourcen in den Einrichtungen verstärkt.
Zusätzlich sind körperliche Erkrankungen, häufig resultierend aus den Anforderungen des Berufs, ein weiterer Faktor. Die Notwendigkeit, oft schwer zu heben und lange Zeit auf den Beinen zu sein, führt zu einer Vielzahl von muskoskelettalen Problemen, die die Krankheitsraten erhöhen können. Dabei werden wichtigere Aspekte der Gesundheitsförderung in der Ausbildung und im Arbeitsalltag oft vernachlässigt.
Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen
Die hohe Fehlzeitenrate hat auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. Eine unzureichende Betreuungsqualität kann Langzeitfolgen für Kinder haben, die in einer unstabilen Lernumgebung aufwachsen. Experten weisen darauf hin, dass solche Bedingungen nicht nur die frühkindliche Entwicklung beeinträchtigen, sondern auch zu einem Rückgang der Elternzufriedenheit führen können. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Entscheidung von Eltern, in bestimmte Bezirke zu ziehen oder ihre Kinder in den örtlichen Einrichtungen anzumelden.
Wirtschaftlich gesehen kann die Personalknappheit in den Einrichtungen die Bildungskosten erhöhen und möglicherweise zu höheren Steuern führen, da mehr Investments in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Anwerbung neuer Fachkräfte erforderlich sind. Eine Umfrage des Deutschen Jugendhilfswerkes verdeutlicht, dass fast 70% der Eltern mit kleineren Kindern besorgt sind über die Qualität der frühkindlichen Betreuung und Bildung.
Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Um die Situation zu verbessern, gibt es in einigen Bundesländern Initiativen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens im Erzieherberuf. Einige Einrichtungen haben mit der Durchführung von Workshops und Programmen zur Stressbewältigung begonnen. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter stärken, sondern auch die Arbeitsatmosphäre insgesamt verbessern.
Zusätzlich haben verschiedene Bildungsträger und Gewerkschaften Forderungen nach besseren Bezahlung und Arbeitsbedingungen erhoben. Ein Beispiel ist die Initiative „Gute-Kita-Gesetz“, das darauf abzielt, die Qualität der frühkindlichen Bildung zu erhöhen, unter anderem durch bessere Vergütung für Erzieherinnen und Erzieher. Dies könnte langfristig zu einer Senkung der Fehlzeiten führen, indem Anreize geschaffen werden, die die Attraktivität des Berufs erhöhen.