In Recklinghausen hat am 21. August 2024 ein neues Kapitel für junge Menschen begonnen, die eine Karriere bei der Polizei anstreben. Der dritte Jahrgang der „Fachoberschule Polizei“ wurde am Kuniberg Berufskolleg ins Leben gerufen. Der seit 2022 bestehende Bildungsgang bietet 29 neuen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, das Fachabitur in einem der gefragtesten Berufsfelder zu erwerben, und läutet damit die dritte Runde für diese spezielle Ausbildungsform ein.
Der Ansturm auf die Plätze ist bemerkenswert. Landesweit konkurrierten 4019 Bewerberinnen und Bewerber um nur 551 Plätze an 15 Berufskollegs. Die Erfolge der ersten beiden Jahrgänge haben deutlich gemacht, dass der Ausbildungsweg zur Polizei in den letzten Jahren immer stärker nachgefragt wird. 2022 gestartet, wuchs das Projekt von anfangs elf Standorten schnell zu einem erfolgreichen Modell, das nun weiter ausgedehnt wird. Die Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen äußerte sich dazu: „Den Beruf der Polizistin oder des Polizisten wird es immer geben. Deshalb brauchen wir jedes Jahr engagierte junge Menschen, die sich für diesen spannenden und anspruchsvollen Beruf entscheiden.“
Eine praxisnahe Ausbildung
Die junge Generation, die den anspruchsvollen Weg zur Polizei antritt, lässt sich nicht nur in Theorie unterrichten. Im ersten Jahr verbringen die Schülerinnen und Schüler drei Tage der Woche als Praktikantinnen und Praktikanten im Polizeipräsidium Recklinghausen. An den übrigen Tagen findet der Unterricht am Kuniberg Berufskolleg statt, in dem Rechtsfächer und Staatslehre auf dem Lehrplan stehen. Die Kombination aus Theorie und Praxis erweist sich als äußerst wertvoll.
Besonders hervorzuheben ist, wie die Auszubildenden die Arbeitsabläufe innerhalb des Präsidiums beleben. Polizeipräsidentin Zurhausen merkt an, dass die Fragen der Jugendlichen oft so kreativ und ungewöhnlich sind, dass sie dazu anregen, bestehendes Wissen zu hinterfragen und Abläufe zu überprüfen. „Die lebendige und wissbegierige Art der jungen Menschen kommt im Kollegenkreis gut an“, so Zurhausen.
Ein weiterer Vorteil dieser Ausbildungsmöglichkeit besteht darin, dass Absolventinnen und Absolventen bei entsprechender Eignung nahtlos in ein duales Studium an der Fachhochschule für Polizei und Verwaltung übergehen können. Ziel dieses Studiengangs ist es, als Polizeikommissarin oder Polizeikommissar in Nordrhein-Westfalen zu arbeiten, was den Jugendlichen noch umfassendere Karriereperspektiven eröffnet.
Wachsende Bedeutung der Fachoberschule Polizei
Die Stiftung eines solchen Bildungsgangs zeigt das wachsende Interesse der Jugendlichen an einem Polizeiberuf. Der Zugang zum studienberechtigten Bildungsweg, auch für Personen mit einem mittleren Schulabschluss, wird durch diese Fachoberschule verbessert. Die Polizeipräsidentin sieht hierin eine willkommene Ergänzung zum direkten Einstieg in ein Studium, das auf einen Polizeiberuf vorbereitet, und reagiert somit auf den steigenden Bedarf an qualifiziertem Personal.
Diese Entwicklung ist nicht nur für die Polizei von Bedeutung, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt, indem sie sicherstellt, dass die Polizei mit motivierten und gut ausgebildeten Nachwuchskräften verstärkt wird. Die Herausforderungen, mit denen Polizeibeamte täglich konfrontiert sind, erfordern nicht nur körperliche, sondern auch soziale und emotionale Fähigkeiten, die durch eine umfassende Ausbildung gefördert werden. Die positive Resonanz auf die bisherigen Jahrgänge lässt darauf schließen, dass das Konzept weiterhin auf Interesse stößt.
Für alle Interessierten, die mehr über die Zugangsvoraussetzungen und weitere Details zur Fachoberschule Polizei erfahren möchten, gibt es zusätzliche Informationen auf der Webseite des Kuniberg Berufskollegs.
Die Einrichtung des Bildungsgangs „Fachoberschule Polizei“ ist Teil einer größeren Initiative zur Verbesserung der Nachwuchsgewinnung in der Polizei NRW. Diese Anstrengungen sind notwendig, um dem anhaltenden Fachkräftemangel in der Polizei zu begegnen. In den letzten Jahren hat sich der Personalstand in vielen Regionen verschärft, was teilweise auf eine steigende Kriminalitätsrate und die zunehmende Komplexität von Delikten zurückzuführen ist. Recruitment-Kampagnen und Ausbildungsprogramme sind daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Polizei auch in Zukunft effektiv arbeiten kann.
Zusätzlich zur „Fachoberschule Polizei“ wurden auch andere Programme entwickelt, um Ausbildungsplätze attraktiver zu machen, wie zum Beispiel Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Polizeibeamte. Solche Programme tragen dazu bei, die Berufswahl für junge Menschen attraktiver zu gestalten und somit mehr Bewerbungen zu generieren.
Der Übergang zur Polizei NRW
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Fachoberschule haben die Absolventen die Möglichkeit, das duale Studium an der Fachhochschule für Polizei und Verwaltung fortzusetzen. Dieses Studium kombiniert theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen und bietet den Studierenden einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aufgaben der Polizei sowie in rechtliche und gesellschaftliche Grundlagen. Während des Studiums stehen den angehenden Polizeikommissaren nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern auch wichtige Soft Skills wie Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten zur Verfügung.
Die Polizei NRW hat das Ziel, mit dieser Ausbildungsform eine breitere Zielgruppe anzusprechen und junge Menschen gezielt für den Polizeidienst zu gewinnen. Die Fachoberschule bietet somit nicht nur eine theoretische Ausbildung, sondern ist auch eng mit praktischen Erfahrungen verknüpft, die durch Praktika in verschiedenen Bereichen der Polizei ergänzt werden.
Bedeutung und Relevanz des Ausbildungsmodells
Die „Fachoberschule Polizei“ trägt zur Diversifizierung des Polizei-Wachstums bei und ist ein Modell, das besonders in Zeiten von gesellschaftlichen Veränderungen von großer Bedeutung ist. Junge Menschen bringen frische Perspektiven und innovative Ideen in die Polizeiarbeit ein, was sowohl die Reaktion auf traditionelle als auch auf neue Herausforderungen innerhalb der Gesellschaft gestalten kann.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Modells ist, dass es nicht nur um die Ausbildung zukünftiger Polizeibeamter geht, sondern auch um die Förderung von Vertrauen und einer positiven Beziehung zwischen der Polizei und der Gemeinschaft. Jugendliche, die sich aktiv für eine Karriere in der Polizei entscheiden, können dabei helfen, Berührungsängste abzubauen und eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und des Respekts zu schaffen.