Wanzleben. – Als die Sonne allmählich hinter den Bäumen verschwand, begaben sich zahlreiche interessierte Bürger auf eine besondere Entdeckungsreise in den Volkspark von Wanzleben. Die Faszination für Fledermäuse hat hier einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. In einem einmaligen Event nahm die Expertin Ines Rösner insgesamt 76 Teilnehmer mit auf die Suche nach den geheimnisvollen fliegenden Säugetieren.
Bei der ersten Exkursion von 21 Personen konnten die Teilnehmer gleich verschiedene Fledermausarten beobachten. Darunter die Zwergfledermaus, die Mückenfledermaus und die Breitflügelfledermaus. „Ein Höhepunkt war das Beobachten der Wasserfledermaus an der Brücke am Teich während ihrer Jagd“, berichtet Rösner voller Begeisterung.
Überraschungen und Lehren
Am nächsten Tag versammelten sich 55 Teilnehmer in Domersleben, wo sie an der Kirche St. Peter und Paul einen Hotspot für Fledermäuse entdeckten. „Hier konnten wir sowohl Zwergfledermäuse als auch Abendsegler sichten“, so die erfahrene Naturschutzexpertin. Der rege Zuspruch beim Event hat sie besonders gefreut, da viele der Naturfreunde und Nabu-Mitglieder aktiv Fragen stellten und zur Diskussion anregten.
Mit ihrer Expertise bringt Rösner nicht nur Wissen über Fledermäuse, sondern auch über die für sie wichtigen Lebensräume mit. Sie hat das Studium des Naturschutzes und der Landschaftsplanung abgeschlossen und arbeitet seit fünf Jahren in einem Planungsbüro im Emsland. „Ich bin oft in der Natur unterwegs, das gehört zu meinem Beruf“, erklärt sie. So kartiert sie nicht nur in ihrer Heimatregion, sondern auch in weit entfernten Gebieten wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Besonders in der Dämmerung lassen sich Fledermäuse gut beobachten, denn sie sind die einzigen fliegenden Säugetiere in Deutschland. „In Deutschland gibt es insgesamt 25 Arten, die in Deutschland vorkommen, darunter allein 22 in Sachsen-Anhalt“, so Rösner. Neben den Beobachtungen bringt sie spezielle Detektoren mit, die den für das menschliche Ohr nicht hörbaren Ultraschall der Tiere aufzeichnen oder hörbar machen.
Die Expertin weist außerdem darauf hin, dass die Nahrungsgrundlage für die Fledermäuse in diesem Jahr sehr gut ist: „Es gibt viele Insekten, was gut für die Fledermäuse ist. Sie benötigen auch entsprechende Strukturen wie Gehölze, wo sie sich verstecken können.“ Die bevorstehenden Exkursionen scheinen also vielversprechend, und es gibt noch viel zu lernen über diese faszinierenden Tiere, die oft in der Dunkelheit umherfliegen.
In den letzten Jahren hat Rösner ihre Kenntnisse über Fledermäuse erheblich vertieft. Obwohl es manchmal zu komischen Situationen kommt, etwa wenn sie bei der Arbeit einen Detektor aus dem Fenster eines Autos hält und von der Polizei angehalten wird, war das Interesse von Seiten der Förster und Bürger stets groß. Statt auf Unbehagen zu stoßen, wird ihre Arbeit von den Menschen mit Neugier und Fragen begleitet.
Ein Blick in die Zukunft
Für 2025 plant Rösner, weitere Exkursionen in der Region Wanzleben umzusetzen, auch in anderen Ortschaften möchte sie den Bürgern die spannenden Welt der Fledermäuse näherbringen. Ines Rösner ist nicht nur eine Expertin auf ihrem Gebiet, sondern auch ein aktives Mitglied im Vorstand des Nabu Wanzleben-Börde. Ihre Begeisterung für die Natur und ihre Leidenschaft für den Naturschutz sind unverkennbar und inspirierend für alle, die an ihren Veranstaltungen teilnehmen.
Fledermäuse in Deutschland: Artenvielfalt und Lebensraum
Fledermäuse gehören zu den am häufigsten missverstandenen Tierarten, obwohl sie in der Natur eine äußerst wichtige Rolle spielen. In Deutschland leben insgesamt 25 bekannte Arten von Fledermäusen, die in unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen. Dazu zählen Wälder, urbane Gebiete sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen. In Sachsen-Anhalt sind 22 dieser Arten vertreten, was die Region zu einem bedeutenden Lebensraum für diese fliegenden Säugetiere macht. Dies verdeutlicht, wie wichtig Naturschutz und die Schaffung geeigneter Lebensräume sind, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Die Lieblingslebensräume der Fledermäuse sind Gebiete mit reichhaltiger Vegetation, die nicht nur Nist- und Rückzugsmöglichkeiten bieten, sondern auch reichhaltige Nahrungsquellen, vor allem Insekten. Diese Nahrungsgrundlage ist in der aktuellen Saison, wie Ines Rösner festgestellt hat, besonders günstig, was sich positiv auf die Fledermauspopulation auswirkt.
Die Rolle von Fledermäusen im Ökosystem
Fledermäuse spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem, insbesondere durch ihre Fähigkeit, Insektenpopulationen zu kontrollieren. Eine einzelne Fledermaus kann während einer Nacht mehrere Tausend Insekten fangen und verhindern, dass Schädlinge überhandnehmen. Dies ist nicht nur für die Biodiversität wichtig, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft, da die natürlichen Fressfeinde der Schädlinge zum Schutz der Pflanzen beitragen.
Zusätzlich können Fledermäuse auch zur Bestäubung von Pflanzen und zur Verbreitung von Samen beitragen, was ihre ökologischen Funktionen weiter verstärkt. Die Erhaltung ihrer Population ist somit von großer Bedeutung für den Erhalt eines ausgeglichenen Ökosystems.
Bildungs- und Aufklärungsarbeit
Die Exkursionen, die von Experten wie Ines Rösner organisiert werden, sind von großer Relevanz für die Bildungs- und Aufklärungsarbeit in Bezug auf Fledermäuse. Solche Veranstaltungen erhöhen das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Tiere und tragen dazu bei, Vorurteile abzubauen. Besonders in ländlichen Gemeinden wie Wanzleben ist es wichtig, die Bevölkerung über den Naturschutz und die Bedeutung natürlicher Lebensräume aufzuklären.
Die Anziehung von 76 Teilnehmern zu den Exkursionen ist ein deutliches Zeichen für das zunehmende Interesse an der Natur und ihren Schutz. Gerade durch die Interaktion mit Experten können die Teilnehmer nicht nur ihr Wissen erweitern, sondern auch aktiv zur Förderung des Naturschutzes beitragen. Dies zeigt sich beispielsweise in der aktiven Beteiligung der Nabu-Mitglieder und der Einheimischen, die viele Fragen stellen und sich engagieren.
Wissenschaftliche Studien über Fledermauspopulationen
Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass viele Fledermausarten in Deutschland gefährdet sind, hauptsächlich aufgrund von Habitatsverlust, Lichtverschmutzung und Pestizideinsatz. Laut einer Untersuchung des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) ist es entscheidend, dass konkrete Maßnahmen zum Schutz dieser Tiere ergriffen werden, um ihr Überleben langfristig zu sichern. Diese Studien sind wichtig, um die Veränderungen in den Fledermauspopulationen zu verstehen und geeignete Schutzstrategien zu entwickeln.
Ein gezieltes Monitoring der Fledermausarten und ihrer Lebensräume könnte dazu beitragen, wirksame Schutzmaßnahmen zu implementieren und die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Die Förderung durch Institutionen, die sich dem Naturschutz verschrieben haben, ist hierbei von großer Bedeutung.