Nach fast drei Jahren im Exil aufgrund der verheerenden Hochwasserschäden kehrt das Regionalforstamt Hocheifel/Zülpicher Börde endlich in sein ursprüngliches Zuhause im Holzkompetenzzentrum Nettersheim zurück. Im Juli 2021 wurde das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes von den Fluten der Urft verwüstet. Bürgermeister Norbert Crump zeigt sich erfreut über diese Rückkehr, die einen weiteren Schritt in Richtung Normalisierung für die Gemeinde darstellt. Auch andere Einrichtungen wie das Naturzentrum und das Literaturhaus haben wieder ihre Tore geöffnet.
Die Rückführung des Forstamtes in die kommunalen Räume ist von besonderer Bedeutung. Es handelt sich hierbei nicht nur um die erste Landeseinrichtung, die dauerhaft in Nettersheim ansässig ist, sondern auch um einen der größten Arbeitgeber vor Ort. Dies ist besonders relevant, da Nettersheim eine waldreiche Region ist und die Forstwirtschaft eine wesentliche Rolle in der lokalen Wirtschaft spielt.
Gesamtkosten und infrastrukturelle Anpassungen
Die Beseitigung der Hochwasserschäden kostete die Gemeinde beträchtliche 350.000 Euro. Viele Gedanken und Anstrengungen wurden investiert, um das Raumkonzept des Holzkompetenzzentrums zu optimieren. In dieser Zeit wurde das ehemalige Stuhllager dem Regionalforstamt angegliedert, während die Gemeinde zusätzliche Büroräume übernommen hat. So konnte der Fachbereich Naturerlebnis vollständig im Naturzentrum untergebracht werden.
Der Leiter des Forstamtes, Christoph Böltz, informierte darüber, dass der komplette Mitarbeiterstamm nun zurückgekehrt ist und die ersten Rückkehrer bereits im April ihren Platz eingenommen haben. Auf Grund der Bauarbeiten war es jedoch zu Beginn nicht möglich, den Betrieb ungestört aufrechtzuerhalten. Die Mitarbeiter fanden vorübergehend Unterschlupf im Jugendwaldheim in Urft und mussten sich flexibel auf verschiedene Büros und Homeoffice-Optionen einstellen.
Die Herausforderungen des Waldes
Insgesamt sind gut 30 Mitarbeiter im Regionalforstamt aktiv, darunter die sogenannten „Borkenkäferhelfer“, die in von Käfern stark befallenen Revieren Unterstützung leisten. Christoph Böltz sieht eine der nächsten großen Aufgaben in der Wiederbewaldung. In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Kahlflächen, und die Überwachung der Umwandlung von Waldflächen in Agrarland stellt eine Herausforderung dar. Böltz stellte fest, dass in der Eifel diese Umwandlung bisher nicht stattgefunden hat, was optimistisch stimmt.
Trotz der regenreichen letzten Monate sind in den Wäldern deutliche Schäden sichtbar. Die Dürrejahre haben langfristige Auswirkungen hinterlassen. Viele Bäume zeigen bereits Anzeichen von Schwäche oder Krankheit. Während es anfänglich so schien, als hätten vor allem Buchen und Eichen die trockenen Jahre gut überstanden, zeigen sich jetzt die langfristigen Folgen der Trockenheit.
Ein besonders besorgniserregender Punkt sind die Bäume, deren Feinwurzeln durch die Trockenheit geschädigt wurden, was sie anfälliger für Schädlinge macht. Der Eichenprachtkäfer ist ein Beispiel für einen Schädling, der bislang keine Massenvermehrung erlebt hat, doch die Buchen sind oftmals anfälliger für Fäulnis und Schäden. Wenn bei Buchen die Krone abstirbt, ist das oft der Beginn vom Ende. Die Situation bei den Eschen ist sogar noch dramatischer, da das Eschentriebsterben, verursacht durch einen eingeschleppten Pilz, zu einem signifikanten Verlust an diesen Bäumen führt.
Dennoch lässt sich Böltz nicht von einer allgemeinen Panik leiten, da der Zuwachs im Wald weiterhin hoch ist. Dies lässt ihn hoffen, dass sich der Wald von den Herausforderungen erholen kann. Auch wenn er weiß, dass Holzsorten wie die Fichte, die nach wie vor nachgefragt werden, voraussichtlich zurückgehen werden, bleibt die Frage des Bedarfs an Holz weiterhin ein wichtiges Thema.
Die Rückkehr des Regionalforstamts in Nettersheim ist nicht nur ein bedeutender Schritt für die lokale Verwaltung, sondern auch ein Symbol für den Wiederaufbau und die Resilienz einer Gemeinde, die sich bemüht, in der Nach-Corona-Zeit sowie den Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe wieder auf die Beine zu kommen. Die Kombination aus Natur-, Forstwirtschaft und lokaler Identität bleibt dabei in den Vordergrund gerückt.