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Verabschiedung von Pfarrer Harth: Ein Kirchenleben im Wandel

Die Verabschiedung des Bonner Pfarrers Jörg Harth Ende Juni markiert nicht nur das Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit, sondern symbolisiert auch einen tiefgreifenden Wandel im Gemeindeleben der katholischen Kirche, die vor Herausforderungen steht, während im Erzbistum Köln eine umfassende Strukturreform bevorsteht.

Die jüngsten Entwicklungen in der katholischen Kirche werfen einen Schatten auf die Zukunft gemeinschaftlicher Glaubenspraktiken im Erzbistum Köln. Diese Veränderungen sind nicht nur für die direkte Gemeinde von Bedeutung, sondern haben weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Gemeindeleben und die Gläubigen im Raum Bonn.

Der Abschied von Pfarrer Jörg Harth

Mit der Verabschiedung von Pfarrer Jörg Harth fiel ein markanter Punkt in der Geschichte seiner Pfarrei im Bonner Westen. Harth, der über zwölf Jahre ein vertrautes Gesicht in dieser Gemeinschaft war, hinterlässt nicht nur eine leere Amtsstube, sondern auch eine Gemeinde, die sich gezwungen sieht, sich von lang gewohnten Strukturen zu verabschieden. Seine letzte Messe war symbolisch für die kulturellen und spirituellen Veränderungen, die bevorstehen, und zeigte, wie tief die Verwurzelung der Gemeinde in ihrer Tradition war.

Ein tiefgreifender Wandel

Die Veränderungen, die im Erzbistum Köln mit dem Konzept der Pastoralen Einheiten und der Strukturreform verbunden sind, stellen die zukünftige Ausrichtung der Kirche infrage. Der Wegfall von Pfarrern und die Zusammenlegung von Gemeinden sind nicht nur organisatorische Fragen, sondern berühren das Herzstück des Glaubenslebens. In Zukunft wird es nur noch einen leitenden Pfarrer für einen großen Stadtbezirk mit etwa 24.000 Katholiken geben, was eine große Herausforderung für die Gemeinschaft bedeutet.

Die Herausforderungen für die Kirchengemeinden

Die Diskrepanz zwischen den gewohnten Formen des Glaubens und den notwendigen Veränderungen führt zu Unsicherheiten innerhalb der Gemeinden. Der Leipziger Theologe Eberhard Tiefensee beschreibt diese Phase als einen Umbruch, vergleichbar mit der Reformation. Er ermutigt die Gläubigen, trotz der Herausforderungen an der offenen Zukunft festzuhalten. Doch nicht jeder in der Gemeinde ist bereit, den Wandel zu akzeptieren. Harth bemerkt ein starkes Beharrungsvermögen, das die Möglichkeit neuer Formen des Glaubens behindert.

Die Stimmung im Gemeindeleben

Pfarrer Harth stellt fest, dass die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche, gepaart mit der Abnahme der Mitgliederzahlen, besorgniserregende Realitäten darstellen, denen sich die Verantwortlichen stellen müssen. Die Menschen wünschen sich vielschichtige und bedeutsame Predigten, die ihre alltäglichen Bedürfnisse und Sorgen ansprechen.

Die Rolle und der Einfluss der neuen Priester

Das Einsetzen von Priestern aus anderen Kulturkreisen könnte als Teil der Lösung gesehen werden, doch nach Meinung von Harth ist dies nicht ausreichend, um die grundlegenden Herausforderungen zu bewältigen. Es besteht die Gefahr der Scheinlösung, wenn diese Plätze lediglich als Notstopfen verstanden werden, ohne eine langfristige Strategie zur Entwicklung neuer Formen des Glaubens zu haben.

Ausblick auf die Zukunft

Die Worte des Mainzer Psychologen und Theologen Valentin Dessoy, dass die Kirche bis 2030 „ausgeblutet“ sein könnte, lassen erahnen, wie dringend Änderungen notwendig sind. Gläubige und Verantwortliche müssen sich aktiv mit den Veränderungen auseinandersetzen und gemeinsam nach Wegen suchen, um die Essenz des Glaubens zu bewahren und gleichzeitig neue Strukturen zu ermöglichen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die Gemeinde weiterhin bereit ist, sich zu engagieren und die neue Richtung ihrer Kirche zu unterstützen. Von der aktiven Teilnahme und dem Engagement der Mitglieder hängt letztlich die Zukunft des Gemeindelebens ab, in einer Zeit, in der sich der Glaube und die Praxis in der katholischen Kirche grundlegend wandeln.

NAG

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