Im Kreis Borken hat sich ein bedeutendes Projekt zur Bekämpfung invasiver Tierarten in Gang gesetzt, um die Hochwasserschutzmaßnahmen zu stärken. Die Schulungen für Bisam- und Nutriafänger, die vor kurzem in den Räumlichkeiten des Kreishauses stattfanden, sind ein wichtiger Schritt, um den wachsenden Herausforderungen durch diese Tiere zu begegnen. Insgesamt haben 48 Teilnehmer an den Schulungen teilgenommen, darunter auch Fachkräfte aus den Niederlanden. Dieses grenzüberschreitende Engagement zeigt den kooperativen Ansatz, der nötig ist, um diese Problematik anzugehen.
Ein Grund für die Schulungen ist die Gefahr, die Bisame und Nutrias an Dämmen und Uferböschungen auslösen. Diese Tiere haben keine natürlichen Feinde, wodurch sie sich ungehindert ausbreiten und damit das Gleichgewicht der heimischen Ökosysteme gefährden können. „Wir müssen in die Natur eingreifen und sie bekämpfen“, erläuterte Raghda Khalil, Wasserbauingenieurin beim Kreis Borken. Ihre Warnung ist deutlich: Die Schäden an den Uferböschungen können nicht nur die Stabilität von Hochwasserschutzmaßnahmen beeinträchtigen, sondern auch zu ernsten Problemen für die Landwirtschaft führen, wenn schwere Maschinen einsinken oder Ernten durch die Nager beschädigt werden.
Die Bedeutung der Schulung
In der Schulung wurden die Grundlagen der tierschutzgerechten Bekämpfung vermittelt. Julia Große-Kleimann vom Fachbereich Tiere und Lebensmittel betonte, dass das Aufstellen der Fallen nur geschulten Fachleuten erlaubt ist. Um an diesem Prozess teilnehmen zu können, müssen die Teilnehmer umfangreiche Kenntnisse erwerben, die sie in einer schriftlichen Prüfung nachweisen müssen. Diese strengen Anforderungen gewährleisten, dass die Bekämpfung der Tiere unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben erfolgt.
Der erfahrene Nutria- und Bisamfänger Antonius Brüning gab den Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die praktische Handhabung der speziellen Fallen. Ein zentraler Punkt seiner Schulung war es, die Teilnehmer nach der theoretischen Prüfung zunächst in die praktische Anwendung einzuführen, indem sie einen erfahrenen Fänger begleiten. Dies soll sicherstellen, dass sie das notwendige Wissen zur Aufstellung und Überwachung der Fallen erlangen, bevor sie die amtlichen Ausweise erhalten.
Die Fänger, die erfolgreich Tiere fangen, erhalten eine Aufwandsentschädigung. Diese Kompensation setzt sich aus einer Fangprämie des zuständigen Wasser- und Bodenverbandes und einem Zuschuss des Kreises Borken zusammen. Es ist eine wichtige Anerkennung der Herausforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt.
Für Grundstückseigentümer, die Bisame oder Nutrias auf ihrem Land entdecken, gibt es klare Handlungsanweisungen. Sie sollten sich sofort an den zuständigen Wasser- und Bodenverband wenden, um Maßnahmen zur Kontrolle und Bekämpfung der invasiven Arten einzuleiten. Spaziergänger, die auf Fallen stoßen, werden dringend gebeten, diese nicht zu berühren oder zu entfernen. Für weitere Informationen steht die Website des Kreises Borken zur Verfügung.
Ein Blick auf die Nutria, auch bekannt als Biberratte oder Sumpfbiber, zeigt die Ernsthaftigkeit der Situation. Diese aus Südamerika stammende Tierart hat sich in Mitteleuropa etabliert und kann bis zu zehn Jahre alt werden. Ihr Wachstum und die fehlenden natürlichen Feinde haben dazu geführt, dass ihre Population in den letzten Jahren kontinuierlich ansteigt. Bisame, ursprünglich aus Nordamerika, sind kleiner als Nutrias und stellen eine ähnliche Bedrohung für die Umwelt dar, da sie ebenfalls wie Schadnager wirken.
Die EU hat bereits im Jahr 2015 Maßnahmen in Form einer Verordnung eingeführt, um die Ausbreitung invasiver Arten zu regeln und deren Management sicherzustellen. In diesem Kontext wurden Bisame und Nutrias auf die Liste der invasiven Arten gesetzt, deren Management von überregionaler Bedeutung ist. Diese Regulierung spiegelt den Ernst der Lage wider und unterstreicht die Notwendigkeit, in dieser Sache aktiv zu werden.
Das aktuelle grenzüberschreitende Pilotprojekt zur Bekämpfung von Bisamen und Nutrias zeigt darüber hinaus, wie wichtig internationales Zusammenarbeiten in Umweltfragen ist. Seit 2018 arbeiten niederländische Fachleute eng mit deutschen Partnern zusammen, um diese invasiven Arten erfolgreich zu bekämpfen. Die Schulungen der Teilnehmer sind somit nicht nur eine lokale Maßnahme, sondern Teil eines umfassenderen Plans zur Bekämpfung einer weitreichenden Umweltbedrohung.
Die kommenden Schulungen und Fortbildungen sollen sicherstellen, dass auch zukünftig qualifizierte Fachleute bereitstehen, um den Herausforderungen durch Bisame und Nutrias zu begegnen. Der Kreis Borken setzt damit ein Zeichen für das Engagement im Umweltschutz und die Verantwortung gegenüber den heimischen Ökosystemen.