In der Caritas-Obdachloseneinrichtung in Maria Veen, einem kleinen Ort im Kreis Borken, hat sich eine besondere Gemeinschaftsinitiative entwickelt, die den verstorbenen Bewohnern mit Respekt und Würde begegnet. Karl Kowski, der selbst dort lebt, ist ein zentraler Akteur dieser Initiative. „Keiner darf plötzlich einfach weg sein“, so Kowski, der für eine würdevolle Begleitung der Trauerfälle sorgt.
Karl Kowski trägt seit vielen Jahren die Verantwortung für die ehrenamtliche Begleitung von Beerdigungen in der Einrichtung. Sein schlichter, aber bedeutsamer Dienst umfasst die Bereitstellung von Trauerfeiern für seine Mitbewohner. „Wie oft ich eine Beerdigung vorbereitet habe, kann ich nicht sagen – vielleicht hundert, vielleicht dreihundert Mal“, erklärt er. Doch nicht die Zahl, sondern die Menschlichkeit dahinter zählt für ihn. Das schwarze Outfit, bestehend aus einer Kappe, Hose und Hemd, ist stets bereit, um den Verstorbenen in ihrer letzten Reise zu begleiten.
Karl Kowskis persönliche Reise
Der 64-Jährige erzählt von seinem eigenen Lebensweg, der von zahlreichen Schicksalsschlägen geprägt ist. Nach dem Verlust seiner Mutter und dem Ende seiner Karriere als Bergmann geriet Kowski in eine schwierige Phase, die ihn in die Obdachlosigkeit führte. „Das Leben hat mich hierhergebracht“, reflektiert er. Doch im Haus Maria Veen fand er nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch einen Sinn. Er übernahm verschiedene Aufgaben in der Gemeinschaft, bevor er schließlich zur Organisation der Beerdigungen kam.
Kowski betont die Wichtigkeit des Abschieds: „Wir kennen uns hier doch alle. Es wäre traurig, wenn einer von uns einfach fehlt.“ Bei jeder Trauerfeier kommen mindestens acht Helfer zusammen, um dem Verstorbenen eine ehrenvolle Verabschiedung zu geben. Sie stehen in der Trauerhalle Spalier und tragen den Sarg zu Grabe. „Es ist mir wichtig, dass wir zusammenkommen“, sagt Kowski, der nie Schwierigkeiten hat, ausreichend Helfer zu finden. Diese Unterstützung schafft für die Trauernden einen Raum für gemeinsame Trauer und Erinnerung.
Wertschätzung in der Trauer
Die Atmosphäre in der Einrichtung wird auch von Diakon Michael Koopmann geschätzt. „Zwischen den Bewohnern zeigt sich in diesen Momenten eine Wertschätzung, die viele von ihnen in ihrem Leben nicht erfahren haben“, erklärt er. Jedes einzelne Begräbnis ist weit mehr als nur ein formeller Abschied; es wird zu einem Akt der Gemeinschaft und der Heilung. Der spürbare Schmerz und die Trauer machen deutlich, wie sehr die Menschen sich gegenseitig wertschätzen.
Die Reaktionen der Bewohner während der Trauerfeiern sind berührend. Trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten wird es bei einem Todesfall still; viele Menschen, die im Alltag lebhaft reden, werden dann nachdenklich. In diesen schweren Momenten sind die Mitbewohner für einander wie ein familiärer Ersatz. „Oft haben sie niemanden, der sich um sie kümmert“, sagt Koopmann. „Darum ist es wichtig, dass keiner seinen letzten Weg allein geht – kein Mensch sollte einfach vergessen werden.“
Ein weiterer Aspekt, der die Beerdigung wichtig macht, ist die finanzielle Seite. Oft verfügen Menschen ohne ein sicheres Zuhause nicht über die Mittel für eine sozialverträgliche Bestattung, weshalb die Initiative von Kowski von großer Bedeutung ist. Sie leistet einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass auch die Verstorbenen in der Einrichtung die Anerkennung und den Respekt erhalten, den sie verdienen.