Brandenburg an der Havel

JVA Luckau-Duben: Neue Wege für engagierte Vollzugsbedienstete

Im Interview am 20. August 2024 wirbt Petra Bruske, die Leiterin der JVA Luckau-Duben, um Nachwuchs für den allgemeinen Vollzugsdienst und betont, dass die Aufgaben der Bediensteten weit über die Tätigkeit als Schließer hinausgehen, was angesichts des drohenden Personalmangels in deutschen Justizvollzugsanstalten von großer Bedeutung ist.

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Luckau-Duben, bekannt für ihre umfassenden Sicherheits- und Betreuungsmaßnahmen, sucht dringend neues Personal. Der Bedarf ist in der gegenwärtigen Situation offensichtlich. Während viele erfahrene Mitarbeiter in den Ruhestand treten, bleibt der Bedarf an qualifizierten Ersatzkräften unbestritten. Petra Bruske, die Leiterin der JVA, erläutert die Schwierigkeiten und Chancen bei der Rekrutierung neuer Bediensteter.

Besonders ins Auge sticht ein großes Plakat, das Passanten auf die Suche nach Mitarbeitern aufmerksam macht. Die Werbung richtet sich an Interessierte, die nicht nur einfache Sicherheitsaufgaben übernehmen möchten. „Wir sind hier alle hinter Gittern, Bedienstete wie Gefangene“, scherzt Bruske, um darauf hinzuweisen, dass ihre Institution mehr als nur einen Aufpasser benötigt. Die JVA Luckau-Duben bietet Positionen in vielfältigen Bereichen an, darunter Sozialarbeit, Psychologie und natürlich im allgemeinen Vollzugsdienst.

Veränderter Zusammensetzung des Personals

Der allgemeine Vollzugsdienst, oft als „Schließdienst“ bezeichnet, ist heutzutage weit mehr als nur das Bewachen der Insassen. Bruske macht deutlich, dass die Aufgaben der Bediensteten auch die Betreuung und Behandlung der Gefangenen umfassen. Ein Mitarbeiter in diesem Bereich handelt nicht nur im Auftrag der Sicherheit, sondern wirkt auch aktiv an der Rehabilitation der Gefangenen mit.

Der Aufgabenbereich ist vielseitig: Die Mitarbeiter nehmen Anträge von Gefangenen entgegen, begleiten sie zu medizinischen Untersuchungen und unterstützen sie bei administrativen Angelegenheiten. Dies alles geschieht in einem Schichtsystem, das eine flexible und adaptive Belegschaft erfordert. Derzeit sind von 135 Stellen im allgemeinen Vollzugsdienst 113 besetzt, während 13 Personen sich in der Ausbildung befinden. Trotzdem spüren sie die Notwendigkeit, die verbleibenden neun offenen Stellen zu besetzen.

Bruske beschreibt die Gründe für die Unterbesetzung als „Gemengelage“. Das Personalwesen steht unter dem Druck des demografischen Wandels, in dem die älteren „Baby-Boomer“ in den Ruhestand gehen und weniger jüngere Personen nachkommen. „Wir brauchen Nachwuchs“, betont sie und bezieht sich auf die Notwendigkeit, den Stellenabbau zu bewältigen, bevor es zu einem ernsteren Personalmangel kommt.

Es ist bemerkenswert, dass trotz des Fachkräftemangels die Zahl der Gefangenen nicht sinkt. Die Gerichte sprechen weiterhin Urteile, sodass die Anstalten voll ausgelastet bleiben müssen. Momentan sind in der JVA Luckau-Duben 250 Gefangene im geschlossenen und 60 im offenen Vollzug untergebracht.

Chancen für zukünftige Mitarbeiter

Die JVA Luckau-Duben hat auf die Herausforderungen reagiert, indem sie die Altersgrenzen für neue Bewerber verändert hat. So wurde das Mindestalter für Neueinstellungen von 21 auf 18 Jahre gesenkt, während das Maximalalter auf 39 Jahre erhöht wurde. Dies eröffnet den Zugang zu einer jüngeren Zielgruppe, was einen frischen Wind in die Belegschaft bringen könnte. Bruske berichtet von positiven Rückmeldungen von Abiturienten, die Interesse an den Ausbildungsplätzen zeigen.

Ein weiterer Gewinn könnte im Bewerbungsprozess liegen. Bildungseinrichtungen und Informationsveranstaltungen werden aktiv genutzt, um die JVA als Arbeitgeber zu präsentieren. Während spezieller Bewerberinformationstage erhalten Interessierte die Möglichkeit, die Anstalt zu besichtigen und mit den Bediensteten zu sprechen. „Es ist wichtig, das Image des Berufes zu verändern und zu zeigen, dass es hier um viel mehr geht als nur das Bewachen von Gefangenen“, sagt Bruske.

Die JVA Luckau-Duben baut eine transparente und ansprechende Kultur auf, um potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen. Der Lohn für angehende Bedienstete liegt während der Ausbildung bei etwa 2000 Euro brutto monatlich, während die Bedingungen für die Schichtzulagen und zukünftige Karrieremöglichkeiten die Stelle weiter attraktiv machen.

Ein sicherer Arbeitsplatz im Justizvollzug

Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis über die Gefährlichkeit der Arbeit in einer Justizvollzugsanstalt. Bruske erklärt, dass die Sicherheitsvorkehrungen in der Anstalt robust sind: „Wir sind hier gut gesichert, arbeiten im Team und haben Systeme wie Alarmgeräte für Notfälle.“ Auch wenn die Arbeit ihre Risiken birgt, könnte sie im Vergleich zur Polizei als weniger gefährlich angesehen werden.

Die Einstellung von Mitarbeitern für den allgemeinen Vollzugsdienst bleibt eine Herausforderung. Dennoch ist die JVA Luckau-Duben optimistisch, dass mit der richtigen Ansprache und den richtigen Anreizen genügend qualifizierte Bewerber gefunden werden können. Die Türen stehen offen, und die Anstalt bietet mehr als nur einen Job – sie fördert die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.

Die fortlaufende Suche nach Personal reflektiert einen tiefgreifenden Wandel im Bereich der Justizvollzugsanstalten, der nicht nur in der JVA Luckau-Duben erfährt. Es zeigt sich, dass die Aufstellung von Bediensteten nicht mehr nur auf Sicherheit ausgerichtet ist, sondern auch auf Resozialisierung und ganzheitliche Betreuung der Inhaftierten.

Aktuelle Herausforderungen im Justizvollzug

Die Suche nach qualifiziertem Personal im Justizvollzug ist kein isoliertes Problem der JVA Luckau-Duben. In den letzten Jahren haben viele Justizvollzugsanstalten in Deutschland bemerkt, dass immer mehr Bedienstete aufgrund von Pensionierungen oder anderen Gründen ausscheiden. Wie das Bundesministerium der Justiz berichtet, spiegelt sich dies in einer flächendeckenden Personalnot wider.

Die Gründe für den Personalmangel sind vielfältig. Zum einen steht der Justizvollzug vor einem demographischen Wandel, da viele Mitarbeiter der „Baby-Boomer“-Generation in den Ruhestand treten. Zum anderen haben sich junge Menschen mittlerweile andere Vorstellungen von Berufswegen, was die Auswahl der Berufe weiter einschränkt. Auch die herausfordernden Arbeitsbedingungen und die psychische Belastung tragen dazu bei, dass viele potenzielle Bewerber sich gegen eine Karriere im Justizvollzug entscheiden.

Einblick in die Ausbildung und Karrierewege

Die Ausbildung im allgemeinen Vollzugsdienst wurde in den vergangenen Jahren reformiert, um den Anforderungen des modernen Justizvollzugs besser gerecht zu werden. So ist der Zugang zum Beruf nun auch für jüngere Menschen möglich geworden, was die Chancen erhöht, neue Bewerber zu gewinnen.

Zukünftige Mitarbeiter des allgemeinen Vollzugsdienstes durchlaufen ein umfangreiches Auswahlverfahren, das sowohl psychische als auch physische Eignungstest umfasst. Diese Tests sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Bewerber den Anforderungen des Berufs gewachsen sind. Nach der Einstellung erwartet die neuen Bediensteten eine praxisnahe Ausbildung, die sie auf die unterschiedlichen Aspekte ihrer zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Diese Ausbildung umfasst verschiedene Bereiche, wie etwa die Betreuung und Behandlung von Gefangenen oder die Aufrechterhaltung der Sicherheitsstandards innerhalb der Anstalt.

Des Weiteren gibt es interne Weiterbildungsmöglichkeiten. Mitarbeiter, die sich im allgemeinen Vollzugsdienst bewähren, haben die Chance, in spezialisierten Bereichen tätig zu werden oder sogar höhere Positionen zu erreichen, wie etwa im höheren Dienst oder in Verwaltungsfunktionen. Dies bietet einen Anreiz für Angestellte, sich beruflich weiterzuentwickeln und somit die Attraktivität des Berufes zu steigern.

Statistische Daten zur Beschäftigung im Justizvollzug

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Jahr 2023 mehr als 63.000 Personen im deutschen Justizvollzug beschäftigt waren. Diese Zahl umfasst sowohl Bedienstete im Vollzugsdienst als auch administrative Mitarbeiter. Die Fluktuation in dieser Branche ist jedoch hoch, und der Bedarf an qualifiziertem Personal wächst stetig.

Eine Studie der Universität Hamburg kam zu dem Schluss, dass etwa 30% der neu ausgebildeten Vollzugsbeamten innerhalb der ersten fünf Jahre ihrer Tätigkeit die Branche verlassen. Diese Abgänge verschärfen die Personalsituation weiter und zeigen, dass neben der Rekrutierung auch die Bindung bestehender Mitarbeiter von großer Wichtigkeit ist.

Einige Bundesländer, darunter Brandenburg, haben daher begonnen, spezielle Programme zur Mitarbeiterbindung und -motivation zu entwickeln. Hierbei werden nicht nur finanzielle Anreize gesetzt, sondern auch auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Bediensteten geachtet, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

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