Im Brandenburgischen Neuruppin setzen sich Muslime für die Sichtbarkeit ihrer Gemeinschaft ein, doch der Mangel an geeigneten Räumen bleibt eine große Herausforderung.
Die Situation der Muslime in Brandenburg
In Brandenburg leben etwa 30.000 bis 35.000 Muslime, die häufig Schwierigkeiten haben, ihren Glauben auszuüben. Diese Herausforderung wird besonders in Neuruppin spürbar, wo Maher Azzam, der Vorsitzende des Vereins Al Salam, seine Energie darauf verwendet, eine Plattform für die muslimische Gemeinschaft zu schaffen. „Wir hätten gern unsere eigene Moschee mit mehr Platz, aber es ist schwierig, eine Immobilie zu finden“, äußert Azzam seine Bedenken über die begrenzten Möglichkeiten.
Räumliche Engpässe und Vorurteile
Der Gebetsraum, der den Muslimen in Neuruppin zur Verfügung steht, ist lediglich etwa 30 Quadratmeter groß und gehört zu einem christlichen Verein. Das Fehlen größerer Räumlichkeiten ist auf mangelnde finanzielle Mittel und die Vorbehalte von Vermietern zurückzuführen, die oft zögern, an einen muslimischen Verein zu vermieten. Doris Lemmermeier, ehemalige Integrationsbeauftragte des Landes, bemerkt: „Die Gemeinden werden bei der Suche nach Räumen zu wenig unterstützt.“ Dies führt dazu, dass viele Muslime weite Strecken zurücklegen müssen, um ihren Glauben auszuüben.
Ein Ort des Gebets und der Begegnung
Trotz der Herausforderungen ist der Gebetsraum ein wichtiger Ort der Begegnung für Muslime in Neuruppin. An Freitagen kommen bis zu 70 Betende zusammen; an Feiertagen wie dem Zuckerfest sind es sogar bis zu 150 Menschen. Azzam und seine Community nutzen auch Gelegenheiten, wie das Kindergartenfest, um das muslimische Leben in der Stadt sichtbar zu machen. Azzam sagt: „Es geht darum, Präsenz zu zeigen und Vorurteile mit Freundlichkeit aus dem Weg zu räumen.“
Die Rolle des Vereins Al Salam
Der Verein Al Salam, geleitet von Azzam, spielt eine wesentliche Rolle im Leben der Muslime vor Ort. Neben der Organisation von Gebetszeiten bietet der Verein auch Sprachcafé und Unterstützung für Geflüchtete an. Doch die ehrenamtliche Arbeit trägt auch ihre Herausforderungen mit sich. Viele der Helferinnen und Helfer haben keine offizielle Ausbildung, was die Antragstellung für Fördermittel erschwert. Azzam hofft auf eine politische Unterstützung, um die Arbeit des Vereins zu erleichtern und die Sichtbarkeit der muslimischen Gemeinschaft zu erhöhen.
Politische Unterstützung und gesellschaftliche Integration
Der Mangel an politischer Unterstützung ist ein zentrales Thema, das die Muslimgemeinschaft in Brandenburg betrifft. Viele Parteien, mit Ausnahme der Grünen, erwähnen in ihren Wahlprogrammen nicht einmal die Belange von Muslimen. Lemmermeier sieht zudem, dass die politisch Verantwortlichen oft Angst haben, sich klar zu positionieren, aus Furcht vor Wählerverlusten. „Die Politiker:innen trauen sich oftmals nicht, auf der Seite der Muslime zu stehen“, sagt sie.
Schlussfolgerung: Ein gemeinsames Ziel der Verständigung
Für Maher Azzam und seine Gemeinde ist der Weg zur Integration ein langfristiger Prozess, der sowohl Herangehensweisen zur Lösung von Akzeptanzproblemen als auch zur Schaffung von geeigneten Gebetsräumen benötigt. „Manchmal ist es sinnvoller, Dinge leise zu machen“, erläutert Christiane Schulz, die Geschäftsführerin des Vereins Esta Neuruppin, bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung des Gebetsraumes. Die Herausforderungen sind weiterhin groß, doch der Wille zur Verständigung ist stark und könnte langfristig zu einem friedlicheren Zusammenleben führen.
– NAG