Vor 60 Jahren führte ein schicksalhafter Vorfall zu einer unerwarteten Attraktion für die Insel Amrum. Der Erzfrachter „Pella“, der am 2. August 1964 vor der Küste der Nordsee in zwei Hälften zerbrach, sorgte nicht nur für eine dramatische Rettungsaktion, sondern auch für einen Anstieg an Tourismus und ein Revival der Strandräuberei im Region.
Die dramatische Rettungsaktion
Am frühen Morgen des 2. August 1964 brach das 134 Meter lange Schiff in zwei Teile, während es auf einer Sandbank vor Amrum feststeckte. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war schnell vor Ort und setzte den Seenotrettungskreuzer „Bremen“ ein, um die 25 Besatzungsmitglieder zu retten. Trotz stürmischen Wetters und gefährlicher Bedingungen gelang es der Besatzung der „Bremen“, alle Seeleute unverletzt an Bord zu holen, was diesen Einsatz zu einem der wichtigsten in der Geschichte des Schiffes machte.
Ein Wrack wird zur Attraktion
Nachdem die „Pella“ auseinanderbrach, sorgte dies für große Aufregung unter Insulanern und Touristen. Der griechische Reeder zeigte kein Interesse an der Bergung des Schiffes, was der Gemeinschaft und den Besuchern neue Möglichkeiten bot. Das Wrack entwickelte sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel. Menschen von verschiedenen Inseln und Halligen strömten herbei, um nach Wertgegenständen zu suchen und Erinnerungen an diesem einzigartigen Standort zu sammeln.
Die Bedeutung der Strandräuberei
Die Tradition der Strandräuberei hat in Nordfriesland eine lange Geschichte. Schon in früheren Zeiten wurde angeschwemmtes Gut gerne mit nach Hause genommen. Der Vorfall der „Pella“ entfachte wieder das Interesse an dieser alten Praktik. Viele ehemalige Besucher berichten von ihren Erlebnissen: von Schatzsuchen, Picknicks auf dem zerbrochenen Schiff und dem Sammeln von kleinen Erinnerungsstücken wie Seekarten und Flaggen. „Das alte Strandräuberblut ist wieder aufgeflammt“, sagt der Autor und Insulaner Clas Broder Hansen, der als Kind selbst am Wrack spielte.
Ein Stück Geschichte
Der Erzfrachter „Pella“ wurde 1943 in Kanada gebaut und wechselte während seiner Geschichte mehrfach seine Besitzer und Namen. Auf seiner letzten Reise befand er sich auf dem Weg von Spanien nach Bremen, als ihn unvorhergesehene Umstände auf eine Sandbank führten. Dieser Vorfall ist nicht nur eine maritime Tragödie, sondern auch ein wichtiges Kapitel in der maritimen Geschichte der Region. Das Wrack bleibt bis heute in den Gewässern vor Amrum und erinnert an das Schicksal, das vielen Schiffen in der Nordsee widerfuhr.
Nachwirkungen und Erbe
Die „Pella“ ist bis heute ein Teil der Küstenlandschaft und versinnbildlicht die Gefahren und Geheimnisse des Lebens auf See. Am 16. August 2001 kam es erneut zu einem Vorfall an der Unglücksstelle, als ein Fischkutter, der in den Wrackteilen seiner Netze verfing, kentern musste. Die Rettung zeigte die anhaltende Gefahr, die von den Überresten des Frachters ausgeht. Dennoch bleibt das Wrack ein ständiges Zeugen der menschlichen Abenteuerlust und des Überlebenswillens.
Schlussfolgerung
Der Vorfall mit der „Pella“ ist ein Beispiel dafür, wie tragische maritime Ereignisse das Leben der Küstenbewohner beeinflussen können. Die Erinnerung an das Schiff und die damit verbundenen Geschichten leben weiter und wecken das Interesse an der Küstenkultur, die eng mit den Wellen und Stürmen des Meeres verwoben ist.
– NAG