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Kaninchensterben in Bremen: Seuchen bedrohen die einst stabile Population

In Bremen breitet sich nun das Karnickelsterben aus, da zwei Seuchen die Bestände des Europäischen Wildkaninchens bedrohen, nachdem die Stadt bisher als Ausnahme galt, und dies hat weitreichende Folgen für die lokale Natur und Tierwelt.

Ein besorgniserregender Rückgang des Wildkaninchenbestandes in Bremen

Bremen, traditionell ein Rückzugsort für die Europäischer Wildkaninchen, steht vor einer neuen Herausforderung: die Ausbreitung von zwei schwerwiegenden Infektionskrankheiten führt zu einem alarmierenden Rückgang der Kaninchenpopulation.

Eine bedrohliche Situation

In Bremen sind kranke Wildkaninchen vermehrt anzutreffen, was sich in ihrer auffälligen Verhaltensweise zeigt. Oft bleiben sie regungslos sitzen oder flüchten erst im letzten Moment. Ihre auffälligen Symptome, wie struppiges Fell und verquollene Augen, machen deutlich, dass die Tiere leiden. Bei einem Fund ist es jedoch oft schwierig, ihnen zu helfen, denn die Tierärzte können lediglich euthanasieren, da die Krankheiten nicht behandelbar sind.

Ursachen der Krise

Verantwortlich für das Massensterben sind zwei als Kaninchenseuchen bezeichnete Infektionskrankheiten. Diese Krankheiten treten regelmäßig auf, konnten jedoch in Bremen bisher keinen nennenswerten Einfluss auf die stabilen Bestände ausüben. Im Gegensatz zu anderen Regionen, in denen die Populationen bereits stark zurückgegangen sind, hatten die Bremer Kaninchen durch ihre besonderen Lebensbedingungen stets eine bessere Überlebenschance.

Die Rolle von Bürgerinitiativen

Klein­gärtn­er:innen auf dem Stadtwerder, einer beliebten Naherholungsstätte in Bremen, reagieren auf die Bedrohung, indem sie Kaninchenzäune errichten und Hochbeete nutzen, um ihre Pflanzen zu schützen. Diese Maßnahmen illustrieren das Engagement der Gemeinschaft, um nicht nur die eigene Ernte, sondern auch die wertvollen Kaninchen zu schützen. Das zeigt, wie wichtig ein aktives Engagement der Bürger ist, um die Auswirkungen von Seuchen zu minimieren.

Bestandsentwicklungen und Jagdberichte

Die aktuellen Jagdberichte aus Niedersachsen belegen, dass die Anzahl der tot aufgefundenen oder von Jäger:innen geschossenen Kaninchen im Jahr 2022 auf einen beispiellosen Tiefstand gesunken ist. Von einst 300.000 erfassten Kaninchen in den späten 1970er Jahren sind nur noch 12.445 gesichtet worden. Nur eine Minderheit der Reviere berichtet überhaupt noch über Kaninchenvorkommen.

Experten äußern sich besorgt

Richard Onesseit, ehrenamtlicher Stadtjägermeister in Bremen, beschreibt die aktuelle Situation als drängend. Er hat festgestellt, dass die Sterblichkeit in diesem Jahr besonders hoch ist, und befürchtet, dass die Bremer Kaninchenpopulation ernsthaft gefährdet sein könnte. „Wir kommen gar nicht mehr hinterher mit dem Erlegen kranker Tiere und Einsammeln der Kadaver“, erklärt Onesseit.

Ungewisse Zukunft für die Kaninchenpopulation

Die Ursachen für die anhaltenden Rückgänge sind komplex. Auf der einen Seite gibt es Infektionskrankheiten wie die Myxomatose und die Rabbit Hemorrhagic Disease (RHD), wobei letzteres seit 2015 einen aggressiven Stamm namens RHD-2 umfasst. Auf der anderen Seite stehen Faktoren wie urbanisierung und Landwirtschaft, die Lebensräume der Kaninchen weiter einschränken.

Fazit: Eine dringende Herausforderung

Der Rückgang der Kaninchenbestände in Bremen ist nicht nur ein lokales, sondern auch ein nationales Problem, das ernsthafte Fragen zur Erhaltung der Artenvielfalt aufwirft. Während sich die Kaninchenpopulation früher nach Seuchenausbrüchen erholen konnte, ist die Situation heute besorgniserregend. Es ist entscheidend, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensbedingungen der Wildkaninchen in der Stadt zu schützen und langfristig zu sichern.

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