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Lebensgefahr auf See: Missstände bei Arbeitszeiten in deutschen Häfen

In den letzten Tagen wurden alarmierende Missstände in deutschen Seehäfen aufgedeckt, die die Arbeitsbedingungen an Bord von Seeschiffen betreffen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat zusammen mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) im Rahmen der Aktionswoche „Baltic Week“ umfassende Kontrollen durchgeführt. Die Inspektorenteams haben dabei fast 50 Schiffe in wichtigen Hafenstädten wie Bremen, Bremerhaven und Hamburg näher unter die Lupe genommen.

Die Ergebnisse dieser Kontrollen sind besorgniserregend. Susana Ventura, die im Bereich der Internationalen Maritimen Wirtschaft bei ver.di tätig ist, berichtete von massiven Verstößen bei der Dokumentation der Arbeitszeiten. Auf zahlreichen Schiffen wurden keine Überstundenaufzeichnungen gemacht. In anderen Fällen war die Besatzung gezwungen, ihre Arbeits- und Ruhezeiten so zu manipulieren, dass die Vorgaben der Flaggen- und internationalen Vorschriften scheinbar eingehalten wurden. Fast zwei Drittel der Seeleute gaben an, ihre Arbeitszeiten frisiert zu haben, was nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter gefährdet, sondern auch das Leben vieler Menschen auf See bedroht.

Erschreckende Statistiken und ihre Folgen

Die Situation ist alles andere als sicher: Die Übermüdung von Seeleuten hat direkte Auswirkungen auf die Sicherheit des Schiffsverkehrs. Ventura betont, dass die empfohlene Mindestbesatzung häufig als dauerhafter Betriebszustand missbraucht wird. Somit erhalten die Besatzungen nicht die notwendigen Ruhezeiten, um ihren Anforderungen gesund und sicher nachzukommen. „Die Mindestbesatzung dient lediglich dazu, ein Schiff unversehrt von A nach B zu bringen“, erklärte sie. Ein solches Vorgehen ist nicht nur unethisch, sondern gefährdet auch die Integrität der gesamten Branche.

Diese Themen sind nicht neu, doch der Druck, der auf den Seeleuten lastet, ist hoch. Ventura veranschaulicht dies mit einem eindringlichen Vergleich: „Niemand würde in ein Flugzeug steigen, wenn er wüsste, dass der Pilot 14 Stunden am Tag arbeitet. Warum ist es dann üblich, dass Seeleute unter ähnlichen Bedingungen arbeiten müssen?“ Diese Frage wirft ein grelles Licht auf die Missstände, die laut ver.di und ITF dringend einer Lösung bedürfen.

Die Gewerkschaften fordern nicht nur eine umfassende Überarbeitung der internationalen Arbeits- und Besatzungsvorschriften, sondern auch eine gezielte Überwachung und Durchsetzung dieser Bestimmungen. Es sei essenziell, dass Reeder und Flaggenstaaten ihrer Verantwortung nachkommen, um gesunde und sichere Arbeitsbedingungen für Seeleute zu gewährleisten.

Die „Baltic Week“ hat somit nicht nur die Fehlentwicklungen im maritimen Sektor ans Licht gebracht, sondern auch einen dringlichen Appell an die Verantwortlichen formuliert. Die präsentierten Fakten und Statistiken sind ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, dass sich in der Schifffahrt dringend etwas ändern muss, um die Sicherheit und Gesundheit der Seeleute zu gewährleisten.

Für Rückfragen stehen Susana Ventura unter 0151.1056.1590 sowie die Pressestelle von ver.di zur Verfügung.

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