In den letzten Wochen ist es in Südwestsachsen zu einem besorgniserregenden Anstieg von medizinischen Notfällen aufgrund von Wespenstichen gekommen. Die Experten verdeutlichen jedoch, dass die meisten Stiche für die meisten Menschen in der Regel nicht gefährlich sind, trotz der zunehmenden Fälle. Der ärztliche Leiter des Rettungszweckverbandes Südwestsachsen, Bernd Krämer, berichtet von einer spürbaren Zunahme der Fälle, die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen sind.
In der Stadt Plauen wurden in den letzten Wochen diverse Schwellungen sowie allergische Reaktionen beobachtet, die häufig eine sofortige medizinische Behandlung erforderlich machten. Der Rettungsdienst war stark gefordert, da sich die Zahl der Einsätze für Wespenstiche erhöht hat. Dies lässt sich auch durch die Statistiken des Helios Vogtland-Klinikums Plauen bestätigen, wo mehr als doppelt so viele Verletzungen durch Wespen- oder Bienenstiche behandelt wurden in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr. Während 2023 lediglich 51 Fälle registriert wurden, stieg die Zahl allein bis Mitte August 2024 auf über 110. Der Chefarzt Matthias Wißgott weist darauf hin, dass August oft der Monat ist, in dem die meisten solcher Verletzungen zu verzeichnen sind.
Zunahme von Beschwerden
Die Beschwerden nach einem Wespenstich sind teilweise ausgeprägter als in den Vorjahren. Sie reichen von starken lokalen Schwellungen bis hin zu allergischen Schocks, die bei manchen Patienten sogar stationäre Behandlungen erforderlich machen. Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklung betont Wißgott, dass die Mehrheit der Wespenstiche harmlos bleibt. Bei bestimmten Situationen, wie etwa Stichen im Mundbereich oder bei schweren allergischen Reaktionen, sei es jedoch wichtig, den Rettungsdienst zu alarmieren oder umgehend eine Notaufnahme aufzusuchen.
Im Gegensatz zu den steigenden Zahlen in Südwestsachsen ist das Bild in anderen Teilen Sachsens zur selben Zeit eher stabil. Laut Angaben des Brand- und Katastrophenschutzamtes in Dresden gibt es keinen signifikanten Anstieg von Verletzungen aufgrund von Wespenstichen. Der Sprecher des Landratsamtes Nordsachsen, Alexander Bley, bestätigte, dass im Landkreis keine besonderen Auffälligkeiten in den Einsätzen zum Thema Wespen festzustellen seien. Auch die Klinik Chemnitz verzeichnete keine schwereren Verläufe als in den Vorjahren, betont eine Sprecherin.
Wespen erkennen und vorbeugen
Der Naturschutzbund Nabu Sachsen bietet Unterstützung und telefonische Beratung zu Wespen- und Hornissenstichen an. Sabrina Rötsch, die diese Beratungen durchführt, erklärt, dass viele Menschen die Tiere als aggressiv wahrnehmen, was häufig mit ihrer Nahrungsaufnahme zu tun hat. „Bald wird die Zeit der Wespen vorüber sein“, gibt sie Entwarnung, da die meisten Wespenstaaten mit dem nahenden Herbst absterben und nur die Königin überwintern wird. Obwohl Wespen häufig in einem ungünstigen Licht dargestellt werden, ist mit einer richtigen Beratung und Verhaltensweise ein Konflikt in den meisten Fällen zu vermeiden.
Für 2024 berichten die Experten, dass Sachsen weniger von einer Wespenplage betroffen ist; die späten Fröste im Frühjahr hatten viele Tiere getötet, was zu Bestandsverlusten geführt hat. Es ist diese Schädigung, die letztendlich die ansonsten reichlich vorhandene Wespenpopulation verringert hat. Rötsch führt jährlich bis zu 200 Telefonberatungen durch, unter anderem zu Nestern, die sich unschön an Gebäuden befinden.
In Anbetracht der aktuellen Lage ist es wichtig, wesentliche Informationen über Wespenstiche zu teilen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Menschen über angemessene Reaktionen zu informieren. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Notfälle nicht weiter steigen wird und die Bürger einen sicheren Sommer genießen können, gerade wenn es um den Umgang mit den oft gefürchteten, aber in der Regel harmlosen Insekten geht.