Cottbus

Fachkräftemangel in der Lausitz: Neue Wege zur Rekrutierung bis 2038

Die Lausitz steht vor der Herausforderung, bis 2038 etwa 55.000 Fachkräfte zu gewinnen, da der Strukturwandel nach dem Rückgang der Braunkohlewirtschaft nicht nur neue Arbeitsplätze schafft, sondern auch mit einem massiven Fachkräftemangel konfrontiert ist.

Fachkräftemangel in der Lausitz – Herausforderung und Chance zugleich

Die Lausitz steht an einem Wendepunkt: Der Strukturwandel in der Region, der nicht nur mit dem Rückgang der Braunkohleindustrie verbunden ist, bringt sowohl Herausforderungen als auch neue Möglichkeiten mit sich. Dabei überrascht das Ergebnis einer aktuellen Studie, die einen akuten Mangel an Fachkräften in der Region bis 2038 prognostiziert. Experten schätzen, dass bis zu 55.000 Arbeitskräfte benötigt werden, um die kostenfreien Stellen zu besetzen.

Demografischer Wandel und Arbeitskräftebedarf

Die demografische Entwicklung in der Lausitz ist alarmierend. Niedrige Geburtenraten und der Auszug junger Menschen führen zu einem stetigen Schrumpfen der Bevölkerung. Aktuell leben etwa 300.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region. Diese Zahl könnte bis 2038 um 50.000 sinken, so der strukturelle Wandel-Experte Stefan Zundel von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). „Wenn wir den Fachkräftemangel nicht angehen, wird unser Strukturwandel gefährdet“, betont Zundel.

Attraktive neue Arbeitsplätze entstehen

Der Strukturwandel geht jedoch nicht nur mit einem Rückgang einher. Vielmehr schaffen zahlreiche Unternehmen, die sich in der Lausitz ansiedeln oder bestehende Betriebe erweitern, Tausende von neuen Arbeitsplätzen. Allein in der Industrie sind rund 4.750 neue Stellen angekündigt. Auch im Wissenschaftsbereich sollen mehr als 1.000 Arbeitsplätze entstehen, da die neue Medizinuni in Cottbus gut 1.300 Fachkräfte benötigt.

Große Konkurrenten, kleine Betriebe und der Wettlauf um Fachkräfte

Die Situation für kleinere Unternehmen gestaltet sich jedoch schwierig. Diese sehen sich in einem harten Wettbewerb, insbesondere mit großen neu ansiedelnden Firmen. Von diesen großen Arbeitgebern können sie oft nicht die gleichen Gehälter bieten, was ihre Fähigkeit einschränkt, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. „Geschäfte, die nicht in der Lage sind, konkurrenzfähige Löhne zu zahlen, werden Schwierigkeiten haben“, erklärt Zundel weiter. Der Wandel, der zu einem ersten Boom auf dem Arbeitsmarkt führt, könnte jedoch mit der Infrastrukturentwicklung und Investitionen in Wissenschaft noch intensiver werden.

Guben: Vorbild für Wohnprojekte gegen den Einwohnerverlust

Die Stadt Guben hat innovative Maßnahmen ergriffen, um dem Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. Mit europäischen Investitionen plant die Stadt, Unternehmen wie Jack Link’s und Rocktech anzulocken, die Brennpunkte für neue Arbeitsplätze darstellen. Um neue Einwohner zu gewinnen, wurde ein Probewohnen-Programm ins Leben gerufen, bei dem interessierte Personen für einen begrenzten Zeitraum kostenlos in der Stadt wohnen können, allerdings mit der Auflage, sich sozial zu engagieren. Guben folgte dem Beispiel anderer Städte, die ihre Attraktivität steigern möchten.

Strukturhilfe für eine vielversprechende Zukunft

Eine der Voraussetzungen für den Erfolg des Strukturwandels in der Lausitz ist die gezielte Nutzung von Strukturhilfen, die in die Verbesserung von Gewerbegebieten und die Förderung erneuerbarer Energien fließen. Dies macht die Region nicht nur für Unternehmen attraktiv, sondern könnte auch dazu beitragen, neue Fachkräfte zu gewinnen, die in einer dynamischen und zukunftsorientierten Arbeitsumgebung arbeiten möchten.

Die Herausforderungen sind klar umrissen, und die Auswirkungen des Strukturwandels werden noch lange zu spüren sein. Es liegt an allen Akteuren in der Lausitz, gemeinsam Lösungen zu finden, um die Region sowohl für bestehende als auch für neue Fachkräfte attraktiv zu gestalten.

NAG

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