Ein historischer Moment hat sich vollzogen: Ein bedeutendes Werk des deutschen Romantikers Carl Blechen, das während der NS-Zeit zwei jüdischen Sammlern entzogen wurde, findet endlich den Weg zurück zu seinen rechtmäßigen Erben. Die Rückgabe – auch ein Symbol für die Aufarbeitung der erschütternden Vergangenheit – zeigt, dass es nie zu spät ist, Gerechtigkeit walten zu lassen.
Die Erben des Gemäldes “Das Tal der Mühlen in Amalfi” sind nun in der Lage, ihr Erbe, das ihnen auf so tragische Weise entrissen wurde, zurückzuerhalten. Der malerische Hof und die traumhafte Landschaft, die Blechen mit seiner Kunst einfing, wurden zu einem unerwarteten Teil der Geschichte, da das Werk von Adolf Hitler angeeignet wurde, der es ursprünglich für sein geplantes Führermuseum in Linz in Österreich vorgesehen hatte. Dieses Museum sollte die ins Zentrum des nationalsozialistischen Denkens gerückten Bilder und Kunstwerke beherbergen, was der Werke des verfolgten jüdischen Volk eine zusätzlich drückende Bedeutung verleihen.
Die dramatische Geschichte hinter dem Gemälde
Das Gemälde, das einst dem jüdischen Kunstsammler Arthur Goldschmidt und seinem Bruder Eugen gehörte, wurde 1938 von der Gestapo beschlagnahmt. Die Brüder waren den widrigen Bedingungen unter dem nationalsozialistischen Regime ausgesetzt, das schließlich in den Selbstmorden der beiden Enden fand. Das Werk wurde dank der umfassenden Provenienzforschung und rechtlichen Errungenschaften unter den „Washingtoner Prinzipien“ erneut in die Hände der Erben übergeben.
Der rechtmäßige Erbe, Edgar Moor, Enkel der Brüder Goldschmidt, lebte zu der Zeit der Enteignung im Ausland, wurde jedoch von dieser grausamen Praktik nicht verschont. Das Gemälde wurde über die Vermögensverwertungsstelle an den Kunsthändler Hans W. Lange verkauft und fand dadurch seinen Weg in die Sammlung des Führermuseums. Der Weg des Gemäldes war äußerst umstritten, und es verweilte bis zu seinem Erwerb durch den Bund im Jahr 1960 in verschiedenen Sammlungen. Zuletzt wurde es als Leihgabe im Fürst-Pückler-Museum in Cottbus ausgestellt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich zur Rückgabe: „Die Aufarbeitung des NS-Kulturgutraubs ist ein wichtiger Moment, um an die Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnern.“ Durch die Rückgabe wird das Schicksal der Brüder Goldschmidt und ihres Erben ein Stück weit sichtbarer.
Die Bedeutung für die Nachfolgenden Generationen
Die Rückgabe des Gemäldes an die Erben ist nicht nur ein Akt der Gerechtigkeit, sondern auch eine notwendige Anerkennung der leidvollen Geschichte, die mit dem Kunstwerk verbunden ist. Andrea Enderlein, die Vertreterin von Edgar Moor, hat betont, wie wichtig dieser Schritt für die Familie und ihre Geschichte ist. „Wir sind sehr dankbar für die Anerkennung“, so Enderlein, „dass dieser Kunstraub das Ergebnis der Verfolgung der Brüder Goldschmidt war.“
Die Kooperation zwischen der Kunstverwaltung des Bundes und dem OFP-Projekt zeigt, wie durch engagierte Forschung und Dokumentation die Rückgabe von geraubten Kunstwerken weiter vorangetrieben werden kann. Julia Modelhawer aus dem Brandenburgischen Hauptstaatsarchiv lobt die gründliche Recherche der Provenienzforscher und hebt hervor, wie bedeutend diese Aufarbeitung für die Klärung des Schicksals des Gemäldes ist.
Die Rückgabe des Werkes an die rechtmäßigen Erben ist ein Zeichen für die kontinuierlichen Bemühungen, vergangenes Unrecht zu erkennen und zu beheben. Diese Geste stellt nicht nur einen früheren Verlust wieder her, sie symbolisiert auch den Willen, die Geschichten der Opfer des nationalsozialistischen Regimes ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Ein Vermächtnis, das zu einem besseren Verständnis der Geschichte beiträgt und zukünftige Generationen daran erinnert, Wälder von Kunst und Kultur sollten niemals zum Spielball politischer Interessen werden.
Die Rückgabe des Gemäldes von Carl Blechen an die Erben der Brüder Goldschmidt ist nicht nur ein bedeutendes Ereignis in der Welt der Kunst, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands. Die Rückgabe folgt den “Washingtoner Prinzipien”, die 1998 durch eine Konferenz von 44 Ländern formuliert wurden. Sie zielen darauf ab, auf die Rückgabe von Kunstwerken hinzuarbeiten, die von den Nationalsozialisten den jüdischen Eigentümern geraubt wurden. Diese Prinzipien haben sich als wertvolles Instrument für die Rückführung von Kunstwerken erwiesen, da sie einen Rahmen für Verhandlungen schaffen und das Bewusstsein für die restlichen Werke erhöhen, die noch immer vermisst werden.
Die Erben der Goldschmidts, insbesondere Edgar Moor, der im Ausland lebte, mussten jahrelang gegen die Auswirkungen des NS-Regimes kämpfen, insbesondere als ihre Familienbesitztümer zwangsenteignet wurden. Diese Art von Enteignung war nicht nur eine materielle Krisensituation, sondern auch eine tiefe emotionale Belastung für die betroffenen Familien. Die Rückgabe des Gemäldes symbolisiert nicht nur den physischen Besitz, sondern auch die Wiederherstellung von Erinnerung und Identität für die betroffenen Nachfahren.
Provenienzforschung im Kontext der NS-Raubkunst
Die Provenienzforschung hat sich in den letzten Jahren als essenziell für die Aufarbeitung des kulturellen Raubs während der NS-Zeit herausgestellt. In Deutschland haben zahlreiche Institutionen, darunter Museen und Archive, Programme ins Leben gerufen, um die Herkunft von Kunstwerken zu untersuchen. Diese Forschung ist häufig zeitaufwändig, erfordert viel Ausdauer und oft internationale Kooperation. Das Projekt im Brandenburgischen Hauptstaatsarchiv, das von Kulturstaatsministerin Claudia Roth gefördert wird, ist ein Beispiel für die intensive Arbeit, die notwendig ist, um die Geschichten hinter den Kunstwerken zu rekonstruieren.
Diese Arbeit hat nicht nur Auswirkungen auf die Rückgabe von Kunstwerken, sondern auch auf das Verständnis und die Anerkennung des Unrechts, das den jüdischen Familien zugefügt wurde. In der heutigen Gesellschaft gibt es ein wachsendes Bewusstsein für antisemitische Verfolgung, und solche Rückgaben können als Teil eines größeren Prozesses der Versöhnung und Heilung betrachtet werden.
Gesellschaftlicher Kontext und öffentliche Reaktionen
Die Rückgabe des Gemäldes hat auch eine breite öffentliche Resonanz. In den sozialen Medien und öffentlichen Diskursen wird häufig darüber debattiert, wie Gesellschaften mit der Vermächtnis der Vergangenheit umgehen. Viele Menschen sehen die Rückgabe als dringend notwendige Maßnahme, um das Gedächtnis der Verfolgten zu ehren und den Opfern des NS-Regimes eine Stimme zu geben.
Der Fall des Gemäldes von Blechen ist somit nicht nur ein Einzelfall, sondern steht stellvertretend für die größeren Herausforderungen, die sich aus der NS-Vergangenheit ergeben. Die Debatten über Entschädigungen, Rückgaben und die Verantwortung der heutigen Gesellschaft würden durch eine engagierte Provenienzforschung unterstützt und gefördert. Diese Themen sind besonders relevant in einer Zeit, in der Erinnerungsarbeit und Aufklärung über historische Ungerechtigkeiten von großer Bedeutung sind.