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20. Juli: Bischof Stäblein erinnert an die Bedeutung für die Gegenwart

Das Gedenken als lebendige Verpflichtung

Am 20. Juli jährte sich zum 79. Mal der gescheiterte Versuch von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und anderen Widerstandskämpfern, Adolf Hitler zu ermorden. Bei den Gedenkfeiern in Berlin stand neben der historischen Würdigung der Widerstandskämpfer auch ihre Botschaft für die Gegenwart im Fokus. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, betonte, dass das Erinnern nicht zu einem starren Ritual erstarren dürfe.

Appell für die Gegenwart

Christian Stäblein unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des 20. Juli 1944 als Mahnung für heutige Generationen. Es ginge nicht nur darum, der mutigen Männer und Frauen zu gedenken, die gegen das nationalsozialistische Regime aufgestanden sind und dafür ihr Leben ließen. Vielmehr sei es notwendig, diese historischen Ereignisse als Anknüpfungspunkte in die Gegenwart zu übertragen. „Es ist unsere Verpflichtung, uns gegen Ungerechtigkeit und Diktatur zu stellen und für die Werte von Freiheit und Menschenrechten einzutreten“, erklärte er eindringlich.

Mut, Gerechtigkeit und Freiheit

Die ökumenischen Gedenkveranstaltungen in Berlin, darunter ein Gedenkgottesdienst in der Gedenkstätte Plötzensee, machten die tiefe Verwurzelung der Erinnerungskultur in der heutigen Zeit deutlich. Pater Klaus Mertes erinnerte dabei an die Opfer des NS-Regimes und betonte die Bedeutung der Versöhnung, die von Jahr zu Jahr neu erarbeitet wird. Versöhnung sei ein Geschenk, das aus dem tiefen Verständnis der gemeinsamen Leiden erwachse, so Mertes.

Die Rolle der Kirchen

Auch der Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber nahm Bezug auf die Rolle der katholischen Kirche während des Nationalsozialismus. Dabei betonte er, dass die katholische Kirche zu keinem Zeitpunkt eine „Nazikirche“ war, gleichzeitig aber auch kein „Widerstandsnest“. Dies sei exemplarisch für die ambivalente Position vieler institutioneller Akteure in jener Zeit.

Eine bleibende Mahnung

Den Höhepunkt der Gedenkfeierlichkeiten bildete die Würdigung der Opfer des tyrannischen Systems und ihrer unerschütterlichen Haltung gegen Ungerechtigkeit. Bischof Stäblein forderte von der heutigen Generation, nicht nachzulassen in ihrem Streben nach Gerechtigkeit. „Das Vermächtnis der Widerstandskämpfer ist eine bleibende Mahnung, dass das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden untrennbar mit persönlichem Mut und der Bereitschaft zum Opfer verbunden ist,“ schloss er.

Die Veranstaltungen in Berlin zeigten deutlich: Die Geschichte des 20. Juli 1944 ist nicht nur ein Rückblick, sondern eine lebendige Verpflichtung, die Prinzipien von Freiheit und Demokratie täglich neu zu verteidigen.

NAG

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