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25 Jahre grenzüberschreitende Polizeizusammenarbeit in Kehl

Seit 25 Jahren erfolgt in Kehl ein erfolgreicher Austausch von Polizeidaten zwischen Deutschland und Frankreich, der zur Stärkung der inneren Sicherheit an der Grenze beiträgt und jetzt eine Reform des alten Kooperationsabkommens anstrebt.

Im Herzen des Ortenaukreises, in der Stadt Kehl, findet seit mehr als 25 Jahren eine bemerkenswerte deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der inneren Sicherheit statt. In einem unscheinbaren Großraumbüro, unweit des Rheins, treffen sich Beamte der deutschen Bundes- und Landespolizei sowie des Zolls, um rund um die Uhr Daten auszutauschen. Diese bewährte Kooperation zielt darauf ab, die Sicherheit an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich zu gewährleisten.

Die Gründung des gemeinsamen Zentrums im Jahr 1999 stellte einen bedeutenden Schritt dar. Maxime Fischer, der deutsche Koordinator der Einrichtung, merkt an, dass dieses Zentrum der Vorreiter in Europa war. “Es gab zuvor kein vergleichbares Zentrum,” erläutert er. Heute existieren etwa 60 solcher Einrichtungen in ganz Europa, und die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wird von den Verantwortlichen hoch geschätzt. Alain Winter, sein französischer Kollege, formuliert das Ziel dieser Zusammenarbeit prägnant: “Für unsere Arbeit soll die Grenze verschwinden.”

50.000 Datenanfragen pro Jahr

Im vergangenen Jahr verzeichnete das Zentrum über 21.000 Anfragen, die von der deutschen Seite kamen, und schätzt, dass in etwa 50 alles betreffenden der Datenanfragen täglich bearbeitet werden. Diese Informationen sind für die Sicherheitsbehörden von zentraler Bedeutung, da sie sich vor allem um kleine und mittlere Kriminalitätsfälle kümmern. Doch auch in großen sicherheitsrelevanten Situationen, wie den Brandanschlägen auf französische Bahnnetze kurz vor den Olympischen Spielen in Paris, kommt dem Zentrum eine wichtige Rolle zu.

Die anfallenden Anfragen sind vielfältig. Ein typisches Beispiel ist der Diebstahl eines Wohnwagens mit GPS-Ortungsgerät. In solchen Fällen wird die Polizei in Deutschland alarmiert, die dann direkt über das Zentrum Kontakt zu den französischen Behörden aufnimmt, um eine Fahndung zu initiieren. Fischer schildert einen weiteren spannenden Fall: “Wir hatten die Entführung eines Kindes. Das Kennzeichen des Vaterwagens war der einzige Anhaltspunkt, und dank des engen Kontaktes zwischen den Behörden konnten wir gemeinsam handeln.”

Herausforderungen und Reformen

In den letzten Jahren hat sich der geografische Bezug der Anfragen verändert. Winter berichtet, dass mittlerweile auch aus weit entfernten Regionen wie Martinique Anfragen eintreffen. Dies zeigt, dass die Herausforderungen nicht mehr nur auf die Grenzregion beschränkt sind. Vor diesem Hintergrund verhandeln die Innenministerien beider Länder über eine Reform des Mondorfer Abkommens von 1997, das die Zusammenarbeit von Polizei und Zoll regelt. Fischer bezeichnet diesen Vertrag als veraltet und betont die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit auf das gesamte Staatsgebiet auszudehnen.

Die sprachlichen Barrieren, die in der Vergangenheit oft ein Hindernis darstellten, sind in Kehl kein Problem mehr. Die Mitarbeiter des Zentrums sind sowohl in Deutsch als auch in Französisch ausgebildet. Winter sagt dazu stolz: “Hier spricht man Französisch und Deutsch.” Das ermöglicht eine effiziente Kommunikation und eine reibungslose Kooperation zwischen den deutsch-französischen Behörden.

Die Arbeit im gemeinsamen Zentrum ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die kontinuierliche Anpassung und Reform fördern nicht nur die Sicherheit an der Grenze, sondern stärken auch die vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese wichtige Zusammenarbeit in Zukunft gestalten wird, doch ihr Einfluss auf die grenzüberschreitende Sicherheit ist unbestreitbar.

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