Am Donnerstag feierte der Kommunale Präventionsrat (KPR) in der Markthalle in Delmenhorst ein bedeutendes Jubiläum. Vor 30 Jahren wurde dieser wichtige Zusammenschluss gegründet, ursprünglich als „Kriminalpräventiver Rat“, um der damals alarmierend hohen Kriminalitätsrate in der Stadt entgegenzuwirken. Im Jahr 1987 hatte Delmenhorst die zweithöchste Kriminalitätsrate in Deutschland, gerade noch übertroffen von Frankfurt am Main.
Ein motivierter Kreis um den damaligen Oberstadtdirektor Willi Schramm setzte sich für die Gründung des ersten Präventionsbüros in Deutschland ein. Unterstützt von weiteren Schlüsselfiguren wie dem Polizeidirektor Gerd Schütte und den ehemaligen Oberbürgermeistern Jürgen Thölke und Dr. Harald Groth, wurde ein starkes Fundament gelegt. Auf Initiative von Dr. Norbert Boese entstand 1994 der KPR, der in den folgenden Jahrzehnten erheblich zur Kriminalitätsbekämpfung beitrug.
Erfolge der Präventionsarbeit
Die Bilanz des KPR kann sich sehen lassen: Zwischen 1987 und 2023 wurde die Anzahl der jährlichen Straftaten von 12.110 auf 5.619 gesenkt. Diese massive Reduktion zeigt, wie wichtig und effektiv Präventionsmaßnahmen sein können. Der KPR hat durch verschiedene Projekte und Initiativen nicht nur die Sicherheitslage in Delmenhorst verbessert, sondern das Sicherheitsgefühl der Bürger gestärkt.
Ein weiterer entscheidender Schritt in der Entwicklung des KPR war die Gründung eines Fördervereins im Jahr 2001. Diese Institution wurde ins Leben gerufen, um den Rat finanziell und beratend zu unterstützen, was die Präventionsarbeit erheblich verstärkt hat. Ohne die Unterstützung von Sponsoren und engagierten Mitgliedern wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Feierlichkeiten und Ehrungen
Die Feierstunde in der Markthalle bot Anlass, zurückzublicken und den Weg Horiem des KPR zu würdigen. Oberbürgermeisterin Petra Gerlach, die momentan den KPR leitet, sprach von der Bedeutung dieses Netzwerkes für die Stadt. Es war ihr ein Anliegen, mehrere Mitglieder für ihr jahrelanges Engagement zu ehren. Unter den Geehrten war Evelyn Popp, die in Abwesenheit für ihren Beitrag zur Suchtprävention anerkannt wurde. Auch Tim Berthold und Yusuf Aladag, der das offene Sportprogramm „Mitternachtshalle“ leitet, wurden für ihr unermüdliches Engagement gewürdigt. Diese Programme sind entscheidend, um Jugendlichen Strukturen und Regeln näherzubringen.
Die Ehrungen selbst wurden von zahlreichen Vertretern aus dem öffentlichen Leben sowie Altpolitikern begleitet, die den KPR unterstützt haben. Unter den Gästen befand sich Dr. Hans Böhmann, der eine wichtige Rolle in der Unfallprävention einnahm und sich für den Titel „Safe Community“ der WHO für Delmenhorst einsetzte.
Die Bedeutung der Polizeiarbeit wurde ebenfalls durch die Anwesenheit von Polizeipräsident Andreas Sagehorn sowie ehemaligen Leitern der Polizeiinspektion betont. Sagehorn wies in seiner Rede auf die positive Entwicklung der Sicherheitslage hin, betonte jedoch auch, dass das Sicherheitsgefühl der Bürger oft nicht der Realität entspricht. Dies ist zu einem wichtigen Thema bei Wahlen geworden – das Sicherheitsempfinden entscheidet über das Handeln der Menschen.
Sagehorn zeigte sich unbeeindruckt von politischen Attacken und stellte klar, dass er sich nicht von der AfD einschüchtern lässt. Mit einem kritischen Blick auf die heutigen Herausforderungen in der Kriminalitätsbekämpfung, insbesondere im Hinblick auf neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, eröffnete er den Blick auf die zukünftige Arbeit des KPR.
Die Veranstaltung war zudem musikalisch umrahmt von dem Percussion Ensemble der Musikschule Delmenhorst, welches für eine feierliche Stimmung sorgte.
Ein Rückblick mit Fokus auf zukünftige Herausforderungen
Die Jubiläumsfeier des KPR in Delmenhorst ist nicht nur ein Hinweis auf die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen, sondern auch eine Gelegenheit, gemeinsam über die Herausforderungen der Zukunft nachzudenken. Die fortschreitende Entwicklung von Technologie, insbesondere die Rolle von Künstlicher Intelligenz und deren Einfluss auf die Sicherheitslage, wird das Handeln und die Strategien der nächsten Jahre prägen müssen. Die klare Abgrenzung und das Bewusstsein für das Sicherheitsempfinden im Vergleich zur realen Sicherheitslage sind ebenso von Bedeutung. Diese Themen werden die Arbeit des KPR weiterhin bestimmen und sind für die Bürger der Stadt von höchster Relevanz.
Entwicklung der Sicherheitslage in Delmenhorst
Die Sicherheitslage in Delmenhorst hat sich seit der Gründung des Kommunalen Präventionsrates (KPR) im Jahr 1994 erheblich verbessert. Im Jahr 1987, als die Kriminalitätsrate auf ihrem Höchststand war, wurden Maßnahmen ergriffen, die heute als Meilensteine der Kriminalprävention gelten. Der Rückgang der Straftaten von 12.110 im Jahr 1987 auf 5.619 im Jahr 2023 entspricht einer signifikanten Reduzierung von über 53 Prozent in den letzten 36 Jahren. Dies verdeutlicht, wie wirksam präventive Initiativen in einer Stadt sein können, die einst unter einer der höchsten Kriminalitätsraten Deutschlands litt.
Zusätzlich zu den Maßnahmen des KPR wurden andere Faktoren wie die Verbesserung der sozialen Infrastruktur und mehr öffentliche Bildung in der Region angesprochen. Diese Faktoren haben ebenso zur Stärkung des Sicherheitsgefühls in der Stadt beigetragen.
Aktuelle Herausforderungen und künftige Strategien
Obwohl die Kriminalitätsrate in Delmenhorst gesenkt werden konnte, stehen die Behörden weiterhin vor Herausforderungen. Mit dem Aufkommen neuer Technologien, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, gibt es Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Deepfake-Technologie, die es Kriminellen ermöglichen könnte, falsche Bilder und Videos zu erstellen. Dies wirft Fragen bezüglich der Beweisführung und der Vertrauenswürdigkeit von Informationen auf, was den Ansatz zur Kriminalitätsbekämpfung grundlegend ändern könnte.
Die Polizei plant, innovative Strategien zur Bekämpfung dieser neuen Formen der Kriminalität zu entwickeln. Die Schulung von Beamten im Umgang mit digitalen Beweisen und die Zusammenarbeit mit Technologieexperten sind einige der Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden könnten. Darüber hinaus bleibt das Thema Cyberkriminalität, das in den letzten Jahren weltweit zugenommen hat, ebenfalls ein Schwerpunkt der künftigen Präventionsarbeit.
Gesellschaftliche Faktoren und Präventionsmaßnahmen
Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit des KPR betrifft die Einbeziehung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in die Präventionsarbeit. Programme wie die „Mitternachtshalle“ zielen darauf ab, Jugendliche und junge Erwachsene aus unterschiedlichen sozialen Schichten zusammenzubringen und integrative Strukturen zu schaffen. Solche Initiativen fördern nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen den Stadtbewohnern sowie den Strafverfolgungsbehörden.
Eine Stärkung des sozialen Zusammenhalts ist laut Studien ein entscheidender Faktor, um Kriminalität in Gemeinden zu reduzieren. Die Einbindung von Schulen, sozialen Einrichtungen und lokalen Organisationen trägt dazu bei, ein positives Umfeld zu schaffen, das sowohl präventiv als auch reaktiv gegen Kriminalität wirkt. Der KPR setzt mit seinen Programmen auf einen ganzheitlichen Ansatz, um die Ursachen von Kriminalität zu bekämpfen und ein sicheres Lebensumfeld für alle Bürger zu fördern.