Was für ein Schock für Schleswig-Holstein und ganz Deutschland: Der ehrgeizige Plan, in der Heimat von Wirtschaftsminister Robert Habeck eine gigantische Batteriefabrik auf die Beine zu stellen, ist krachend gescheitert. Der schwedische Konzern Northvolt, dem diese Mammutaufgabe übertragen werden sollte, steht plötzlich vor einem riesigen Sanierungsberg. Stolze 620 Millionen Euro, die als staatliche Bürgschaft für einen Kredit bereitgestellt wurden, sind nun in Gefahr. Ob das Geld jemals in die Staatskassen zurückfließt, ist ungewiss. Laut Focus ist diese Entwicklung eine herbe Enttäuschung.
Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck stehen in der Kritik, verteidigen jedoch die Subventionsentscheidung. Schließlich sei es nicht ihr eigenes Geld, sondern das der Steuerzahler, das hier wortwörtlich im wattigen Schleswig-Holstein versickert. Ursprünglich war Northvolt ein Teil der großen Zukunftsvision des Wirtschaftsministers, der stolz eine Liste von Investoren präsentierte, die Deutschland als Standort wählten – eine Mischung aus vermeintlichem Standortvorteil oder finanziellen Anreizen.
Träume von Großprojekten platzen
Nicht nur Northvolt hätte die deutsche Industrielandschaft neu definieren sollen. Auch andere Großprojekte, beispielsweise Intels Chipfabrik in Magdeburg oder das grüne Stahlwerk von Arcelor Mittal in Bremen, blieben bislang nur Träume. Die groß angekündigten Investitionen wie die Gigafactory von Stellantis in Kaiserslautern oder die Erweiterung der SMA-Solarwerke in Niestetal sind auf der Liste der gescheiterten Pläne eigentlich nur der Gipfel des Eisbergs.
Was ist bloß passiert mit der großen grünen Revolution? So viele Projekte – alle als Leuchttürme gedacht – strahlten nie aus. Der geplante Umbau hin zu einer nachhaltigen Industrie steht vor einem Realitätscheck, den er nicht besteht. Die energiepolitischen Rahmenbedingungen, Genehmigungsverfahren und die wirtschaftliche Lage entsprechen einfach nicht den Vorstellungen der Konzernchefs. Minister Habeck wird mit seinem Idealismus immer mehr zum Don Quichotte, der gegen die Windmühlenwirtschaft anrennt.
Die Zukunft der großen Pläne
Die Enttäuschung über die gescheiterten Projekte hinterlässt eine gewaltige Lücke in der industriepolitischen Agenda. Jörg Rehmann hebt hervor, dass diese Projekte als ein tragischer Verlust für das grüne Wirtschaftsvorhaben anzusehen sind. Der immense finanzielle Schaden signalisiert, dass Subventionen allein nicht die rettende Lösung für Standortentscheidungen sind. Letztendlich entscheiden Marktgesetze und Kundenwünsche über Erfolg oder Scheitern.
Mit dem gescheiterten Northvolt-Projekt wird deutlich: Der Weg zu einer grünen Zukunft ist steiniger als gedacht. Ob jedoch aus dieser Misere wichtige Lehren gezogen werden können, bleibt abzuwarten. Eines ist klar: Der Traum von einer nachhaltigen Industrie ist noch lange nicht ausgeträumt, sondern bedarf eines klareren Kurswechsels.