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„Bewerbertag in Mainz: Brücke für Geflüchtete und Arbeitgeber im Pflegebereich“

Bei einem speziellen Bewerbertag im Jobcenter Mainz haben heute rund 300 Personen, darunter viele Geflüchtete, die Möglichkeit genutzt, trotz geringer Deutschkenntnisse Jobangebote in der Pflege und weiteren Bereichen zu erkunden, um ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern.

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz fand kürzlich ein Bewerbertag statt, der speziell für Menschen konzipiert war, die neu in Deutschland sind und noch nicht über die erforderlichen Deutschkenntnisse verfügen. Die Veranstaltung wurde von der Agentur für Arbeit organisiert, um geflüchteten Menschen und anderen Migranten die Chance zu geben, sich über berufliche Möglichkeiten zu informieren und potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen.

Bei diesem besonderen Event kamen rund 300 Interessierte in das Jobcenter Mainz, darunter viele Geflüchtete aus verschiedenen Ländern. Sie waren auf der Suche nach Informationen über Arbeitsplätzen, für die keine perfekten Deutschkenntnisse erforderlich sind. Diese Initiative ist besonders wichtig, da viele Unternehmen händeringend nach neuen Mitarbeitern suchen und gleichzeitig hoffen, Menschen eine Perspektive zu bieten.

Mohamad und sein Weg zur Integration

Ein herausragendes Beispiel ist Mohamad Alyahia, ein 28-jähriger Geflüchteter aus Syrien. Mohamad hat Soziologie studiert und arbeitete in seiner Heimat als Sozialarbeiter. Durch den Konflikt in Syrien sah er sich gezwungen, sein Land vor zwei Jahren zu verlassen. Heute strebt er danach, in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Trotz der Herausforderungen hat er sich bereits gut in die deutsche Sprache integriert und nimmt zurzeit an einem B2-Deutschkurs teil. Er schätzt die Veranstaltung sehr: „Ich möchte einen Job finden und gleichzeitig mache ich B2-Deutschkurs. So eine Messe ist gut, hier helfen uns alle,“ erklärte er voller Zuversicht.

Während seiner Zeit in Syrien sammelte Mohamad Erfahrungen, insbesondere im Bereich der Psyche, als er beim Roten Halbmond arbeitete. In Deutschland würde er gerne als Krankenpfleger oder Notfallsanitäter tätig werden. Obwohl sich seine Qualifikationen nicht ohne weiteres übertragen lassen, zeigt sich Mohamad optimistisch und denkt darüber nach, als Pflegehelfer oder in der Altenhilfe zu arbeiten.

Der Mangel an Arbeitskräften im Pflegebereich

Der Bedarf an Arbeitskräften, insbesondere im Pflegebereich, ist alarmierend hoch. Beate Breitkopf von der Caritas Altenhilfe St. Martin Rheinhessen bestätigt diese Beobachtung: „Die Bewerberlage im Bereich Pflege ist dünn.“ Arbeitgeber sind dringend auf der Suche nach qualifizierten Pflegekräften und müssen daher auch Menschen in Betracht ziehen, die keine Muttersprachler sind. Dies eröffnet geflüchteten Menschen neue Chancen.

Obwohl keine direkten Stellen als qualifizierte Altenpfleger angeboten werden können, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die Aufgaben können von der Unterstützung im Alltag, wie Essen vorbereiten und servieren, bis zu einfachen Betreuungsaufgaben reichen. Ziel ist es, dass die Beschäftigten während ihrer Arbeit ihre Sprachkenntnisse verbessern. „Ohne miteinander reden zu können, geht es halt nicht,“ fügt Breitkopf hinzu.

Das Jobcenter Mainz spielt eine aktive Rolle bei der Vermittlung von geflüchteten Menschen in einfache Helfer-Tätigkeiten. Teamleiter Udo Herrmann hebt hervor, dass in den Bereichen Hygiene, Gesundheit und Soziales oftmals Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung gefragt sind. Er beschreibt die angebotenen Stellen als leicht zugänglich: „Wir bewegen uns hier überwiegend im Helferbereich.“ Diese Arbeitsplätze könnten auch als Einstieg in eine qualifizierte Karriere dienen, da die Beschäftigten während ihrer Anstellung die Möglichkeit zur Weiterbildung und Qualifizierung bekommen.

Die Verbindung zwischen jungen Arbeitsuchenden und Arbeitgebern könnte sich als besonders vorteilhaft erweisen. Mohamad glaubt ebenfalls, dass die Beziehungen, die er auf dem Bewerbertag geknüpft hat, hilfreich sein werden, um seinen Traum vom stabilen Leben in Deutschland zu verwirklichen. „Einfach ein normales Leben,“ wie er es ausdrückt, ist sein Ziel, das er mit Entschlossenheit verfolgt.

Integration durch Beschäftigung

Die Initiative des Jobcenters und der Arbeitgeber stellt eine essenzielle Brücke dar für diejenigen, die neu in Deutschland sind. Sie bietet nicht nur Arbeitsmöglichkeiten, sondern auch eine Chance auf Integration und Teilhabe. Durch die Beschäftigung können die Neuankömmlinge ihre Deutschkenntnisse in einem praktischen Umfeld anwenden und erweitern, während die Unternehmen von einer motivierten und belastbaren Arbeitskraft profitieren.

Relevante politische und wirtschaftliche Kontexte

Die Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt ist ein zentrales Thema in der aktuellen politischen Diskussion. Die demografische Entwicklung in Deutschland zeigt einen steigenden Bedarf an Arbeitskräften, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fehlt es bis zum Jahr 2035 in Deutschland an rund 3 Millionen Fachkräften. Dies liegt vor allem an der alternden Bevölkerung und dem Rückgang der Geburtenrate. Unternehmen sind daher zunehmend auf die Integration von Geflüchteten angewiesen, um ihre offenen Stellen zu besetzen.

Zudem haben viele Bundesländer Programme ins Leben gerufen, die es Unternehmen erleichtern sollen, Geflüchtete einzustellen. Diese Maßnahmen umfassen finanzielle Anreize sowie Angebote zur Sprachförderung und Weiterbildung. In Rheinland-Pfalz beispielsweise unterstützt das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Programme, die die berufliche Integration von Geflüchteten fördern.

Statistiken zur Arbeitsmarktlage von Geflüchteten

Eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt, dass im Jahr 2021 etwa 60% der Geflüchteten in Deutschland Arbeit suchten, von denen jedoch lediglich 20% eine feste Anstellung fanden. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen viele Bewerber stehen, die nach Deutschland kommen.

Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stieg die Zahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten zwischen 2015 und 2020 erheblich an, doch die Arbeitsmarktintegration gestaltet sich oft schwierig. Ein weiterer Bericht des BAMF hebt hervor, dass insbesondere Personen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss oder einer nicht anerkannten Qualifikation größere Hürden bei der Jobsuche überwinden müssen.

Chancen durch eine gezielte Sprachförderung

Eine gezielte Sprachförderung ist entscheidend, um die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Sprachkurse, wie sie in Mainz und anderen Städten angeboten werden, sind wichtige Instrumente. Diese Kurse fördern nicht nur die Kommunikationsfähigkeiten, sondern auch das Selbstbewusstsein der Teilnehmer. Studien zeigen, dass eine gute Sprachbeherrschung entscheidend für die Qualität der Arbeit und das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten ist.

Udo Herrmann vom Jobcenter Mainz betont, dass die Angebote nicht nur für die Bewerber von Vorteil sind, sondern auch für die Unternehmen, die von besser integrierten Mitarbeitern profitieren, die die Sprache des Landes beherrschen. So entsteht ein Mehrwert für alle Beteiligten und die Chancen auf einen dauerhaften Arbeitsplatz steigen.

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