Alb-Donau-KreisDeutschland

Cannabis-Konsum in Baden-Württemberg: Anstieg und Meinungen zur Legalisierung

Die Behandlung von Patienten wegen Cannabiskonsum ist in Baden-Württemberg zwischen 2018 und 2022 signifikant angestiegen, wobei die Zahl der AOK-Versicherten in der Region um jährlich 15,62 Prozent zunahm, was die wachsenden gesundheitlichen Risiken des Konsums und die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen unterstreicht.

In Deutschland ist Cannabis laut dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung die am häufigsten konsumierte Droge. Der epidemiologische Suchtsurvey zeigt, dass der regelmäßige Konsum bei jungen Männern erheblich zugenommen hat. Waren es im Jahr 2008 noch 5 Prozent der 18- bis 25-jährigen Männer, die angaben, regelmäßig Cannabis zu konsumieren, sind es 2021 bereits 12,5 Prozent. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die zunehmende Akzeptanz und den Konsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, insbesondere in Baden-Württemberg.

Die Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der AOK Baden-Württemberg, die die Cannabisanwendung in der Region untersucht hat, ergab, dass rund 6 Prozent der Befragten gelegentlich Cannabis konsumieren. Dabei zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 8,4 Prozent der Männer angeben, Cannabis zu nutzen, sind es bei den Frauen lediglich 3,5 Prozent. Besonders häufig greifen die 18- bis 29-Jährigen zur Pflanze, wobei hier 15,5 Prozent den Konsum angeben.

Cannabiskonsum und seine Folgen

Die Zahlen für ärztliche Behandlungen aufgrund von Cannabiskonsum in Baden-Württemberg sind alarmierend. Im Alb-Donau-Kreis stieg die Anzahl der Behandlungen zwischen 2018 und 2022 jährlich um 15,62 Prozent. Von 124 AOK-versicherten Patienten, die 2018 behandelt wurden, stieg diese Zahl bis 2022 auf 198. Auch im Stadtkreis Ulm gab es einen Anstieg – von 136 auf 174 Behandlungen. Diese Entwicklungen sind nicht nur lokal, sondern auch landesweit zu beobachten. Insgesamt stieg die Zahl der Behandlungen in Baden-Württemberg von 9399 auf 11.585, was einer Steigerung von 5,56 Prozent entspricht.

Auf der anderen Seite steht die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis. Laut der Civey-Umfrage unterstützen 27,4 Prozent der Befragten die im April beschlossene Teillegalisierung von Cannabis, während 59,8 Prozent dagegen sind. Diese Meinungen variieren jedoch stark mit dem Alter der Befragten, wobei die Zustimmung bei den 40- bis 49-Jährigen am höchsten ist.

Gesundheitliche Risiken des Konsums

Cannabis zählt zu den bewusstseinsverändernden Substanzen und hat ein hohes Sucht- und Abhängigkeitspotenzial. Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie bei der AOK Baden-Württemberg, warnt vor den kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen des Konsums. Cannabis kann zwar kurzfristig entspannend wirken, jedoch beeinträchtigt regelmäßiger Konsum kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration und Lernfähigkeit. Bei Jugendlichen ist das Risiko besonders hoch, da sie anfälliger für die Entwicklung von Abhängigkeit sind. Dr. Isaksson berichtet, dass etwa 9 Prozent der Konsumenten eine Abhängigkeit entwickeln, bei einem früheren Konsum im Jugendalter sind es sogar 17 Prozent.

Die Gesundheitskasse engagiert sich aktiv in der Präventionsarbeit, um Jugendliche über die Risiken des Cannabiskonsums aufzuklären. In Zusammenarbeit mit den Suchtbeauftragten der Landkreise Alb-Donau und Biberach werden Projekte initiiert, die darauf abzielen, ein größeres Risikobewusstsein zu schaffen und Suchtverhalten zu verhindern.

Für Betroffene oder Angehörige, die einen Verdacht auf eine Cannabisabhängigkeit haben, gibt es verschiedene Anlaufstellen. Hausärzte, Suchtberatungsstellen oder suchtmedizinische Ambulanzen bieten Unterstützung und Informationen über mögliche Hilfsangebote an.

Die offizielle Stellungnahme der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis spiegelt einen tiefgreifenden Wandel in der Drogenpolitik wider. Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2020 plant die Bundesregierung, den Cannabiskonsum für Erwachsene in bestimmten Rahmenbedingungen zu legalisieren. Ziel dieser Politik ist es, den Schwarzmarkt zu bekämpfen und die öffentliche Gesundheit zu schützen, was auf die Erkenntnis zurückzuführen ist, dass der unregulierte Markt mit hohen Risiken verbunden ist, einschließlich verunreinigter Substanzen und fehlender Informationsmöglichkeiten für Verbraucher.

Die Diskussion zur Legalisierung wird jedoch kontrovers geführt. Studien, wie die vom Deutschen Institut für Normung (DIN) initiierte Studie, zeigen, dass eine Legalisierung auch zu einer sozialpolitischen Herausforderung werden kann, da der Zugang für Jugendliche und die Aufklärung über die Risiken entscheidend sind. Laut diesem Bericht stieg in Ländern mit legalisiertem Cannabis wie Kanada die Nachfrage nach Schulungsprogrammen und Präventionsmaßnahmen stark an, um den jugendlichen Konsum einzudämmen.

Meinungsumfragen und gesellschaftliche Akzeptanz

Neben der Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey zeigt eine weitere Erhebung von YouGov, dass sich die gesellschaftliche Einstellung gegenüber Cannabis seit 2019 signifikant verändert hat. Zählte die Befürwortung der Legalisierung 2019 noch 54 Prozent, so sind es mittlerweile über 72 Prozent der Bundesbürger, die eine Legalisierung befürworten. Diese Daten deuten auf einen anhaltenden Trend hin, der durch die jüngsten politischen Entscheidungen und durch das öffentliche Bewusstsein zu Drogenrecht und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft beeinflusst wird.

Eine zunehmende Teile der Bevölkerung argumentiert, dass die Legalisierung von Cannabis ähnlich behandelt werden sollte wie Alkohol und Tabak, um die Gefahren des Konsums angemessen zu regulieren. Unterstützer der Legalisierung betonen die potenziellen Einnahmen aus Steuern und die Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung als Vorteile einer legalisierten Cannabisindustrie. Dies könnte helfen, die Gesundheitsdienste zu stärken und in Präventionsmaßnahmen zu investieren.

Gesundheitliche Auswirkungen und Prävention

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis werden weiterhin intensiv erforscht. Eine umfassende Metaanalyse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Lancet Psychiatry“, zeigt, dass regelmäßiger Konsum mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen verbunden ist. Die Studie fand heraus, dass insbesondere bei Jugendlichen, die häufig Cannabis konsumieren, die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch von Psychosen erheblich steigt. Dies ist ein entscheidender Punkt für die gesundheitspolitische Diskussion über Legalisierung, da er die Notwendigkeit von strengen Alterslebensregelungen und präventiven Maßnahmen unterstreicht.

Die AOK Baden-Württemberg hat zusammen mit verschiedenen Institutionen mehrere Programme zur Aufklärung über die Risiken des Cannabiskonsums ins Leben gerufen, mit einem besonderen Fokus auf Schulen und Jugendzentren. Diese präventiven Maßnahmen sollen gezielt die gesundheitlichen Risiken und die rechtlichen Rahmenbedingungen des Cannabiskonsums vermitteln. Zudem wird in dieser Arbeit Wert darauf gelegt, realistisches Wissen über den Umgang mit Drogen zu schaffen und Stereotype abzubauen.

Die gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis in Deutschland ist weiterhin im Wandel, und die Analysen zu den gesundheitlichen Auswirkungen sowie zur Präventionsarbeit werden eine zentrale Rolle in der zukünftigen Diskussion spielen. In einer Zeit, in der Drogenpolitik sich weiterentwickelt, ist es entscheidend, dass diese Veränderungen begleitet werden von fundierter Forschung und einem verstärkten Fokus auf Prävention und Aufklärung.

Für weitere Informationen über Suchtprävention und Hilfsangebote können Webseiten wie die der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die umfassende Ressourcen zur Suchtproblematik bietet, konsultiert werden.

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