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Der Streit um den „Schweigefuchs“: Abgrenzung oder Verbot?

Das sächsische Kultusministerium hält das von Bremen geforderte Verbot des "Schweigefuchses" in Kitas für überzogen, da es als Geste zur Beruhigung genutzt wird und bislang keine Beschwerden darüber vorliegen.

Stand: 27.07.2024 11:30 Uhr

Der Schweigefuchs sorgt für Diskussionen

In Deutschland wird derzeit eine hitzige Debatte über die Verwendung des Handzeichens „Schweigefuchs“ in Kindertagesstätten und Schulen geführt. Die Geste, die von Erziehern verwendet wird, um Kinder zum Schweigen zu bringen, wird zunehmend mit der nationalistischen Geste des „Wolfsgrußes“ assoziiert. Letztere wird als Zeichen für eine rechtsextreme Ideologie in der Türkei missbraucht. Es stellt sich die Frage, ob die Nutzung des Schweigefuchses aufgrund dieser Assoziation aus dem Bildungssektor verbannt werden sollte.

Sachsens Ministerium wendet sich gegen ein Verbot

Das sächsische Kultusministerium spricht sich klar gegen ein Verbot des Schweigefuchses aus. Eine Sprecherin teilte mit, dass in den sächsischen Kitas oder Schulen bisher keine Beschwerden über die Geste vorliegen. Wenn Erzieherinnen oder Lehrkräfte den Schweigefuchs gebrauchen, geschieht dies immer in einem zusammenhängenden Kontext mit ruhigen Worten wie „leise“ oder „Schweigefuchs“. „Eine Verwechslung mit dem Wolfsgruß ist da auszuschließen“, fügte die Sprecherin hinzu.

Hintergrund und gesellschaftliche Implikationen

Der Wolfsgruß, der als Zeichen der Zugehörigkeit zur rechtsextremen Ülkücü-Bewegung gilt, hat während internationaler Sportereignisse, wie der Fußball-EM, bereits für Aufregung gesorgt. Die ultranationalistische Partei MHP in der Türkei verwendet diesen Gruß, um Sympathien für ihre Ideologie zu zeigen. Diese negative Wahrnehmung wirft einen Schatten auf die im Bildungsbereich harmlose Geste des Schweigefuchses und sorgt für Irritationen in der Öffentlichkeit.

Möglichkeiten zur Aufklärung und Sensibilisierung

Das Ministerium betont, dass Erzieher und Lehrkräfte über das notwendige Feingefühl und die Kompetenz verfügen, um in solchen Fragen sensibel vorzugehen. Sollte es tatsächlich zu Missverständnissen oder Bedenken kommen, ist das Ministerium bereit, das Thema aufzugreifen und eine Aufklärung anzubieten. „Der Austausch und die Diskussion sind wichtig, um Bedenken der Erziehungspersonen und der Eltern ernst zu nehmen“, so die Sprecherin.

MDR (kk)/dpa

NAG

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