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Die Geschichte der Familie Grünebaum: Auswanderung und Neubeginn in Paderborn

Die aktualisierte Auflage des Buches "Eine ‚vernünftige‘ Auswanderung" von Margit Naarmann, die die bewegende Geschichte der jüdischen Familie Grünebaum und deren Flucht aus Paderborn in den USA beleuchtet, ist erschienen, um das Bewusstsein für die jüdische Erinnerungskultur und das Schicksal dieser innovativen Kaufmannsfamilie zu stärken.

Die kürzlich aktualisierte Veröffentlichung des Buches „Eine ‚vernünftige‘ Auswanderung“ von Margit Naarmann beleuchtet die bewegte Geschichte der jüdischen Familie Grünebaum. In den 1990er-Jahren recherchierte die Autorin sowohl in Deutschland als auch in den USA und führt die Leser*innen durch die Ereignisse, die zur Auswanderung dieser Familie führten und die Herausforderungen, die sie dabei meistern mussten.

Historischer Kontext und Einfluss auf die Gemeinschaft

Die Geschichte der Familie Grünebaum ist weit mehr als nur die Erzählung einer individuellen Auswanderung; sie steht stellvertretend für die Tausenden von Familien, die in der Zeit des Nationalsozialismus gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Paderborn, einst ein Vorreiter der Warenhauskultur, erlebte einen tiefgreifenden Wandel durch die Verlust der jüdischen Gemeinschaft und ihrer Unternehmenskultur. Die Schilderungen im Buch bieten nicht nur intime Einsichten in die familiären Herausforderungen, sondern zeigen auch die tiefen Wunden, die der Verlust an der Gemeinschaft hinterlassen hat.

Die Rolle der Grünebaums in Paderborn

Das Kaufhaus „Steinberg & Grünebaum“, das 1910 in Paderborn eröffnet wurde, ist ein Schlüsselstück der Stadtgeschichte. Unter der Leitung von Ludwig Grünebaum, dem Geschäftsführer, war das Haus ein innovativer Pionier in der Region. Doch die Verhandlungen über den erzwungenen Verkauf des Kaufhauses 1936 stellten einen Wendepunkt dar. Die Grünebaums wurden ihrer Geschäftsbasis beraubt, und das Gebäude trug jahrzehntelang den Namen des neuen Eigentümers – bis zur Rückbenennung durch die Verbund-Volksbank OWL im Jahr 2023, die damit ein Zeichen des Gedenkens setzte.

Persönliche Schicksale und Herausforderungen

Die persönliche Erzählung von Fritz Walter Grünebaum ist besonders eindrucksvoll. Als Steward auf einem Atlantikdampfer kämpfte er, ähnlich wie Thomas Manns berühmte Figur Felix Krull, darum, sich auch in der oberen Gesellschaft zu behaupten. In seinen Aufzeichnungen spiegeln sich die Herausforderungen wider, die nicht nur die Grünebaums, sondern viele jüdische Familien während dieser dunklen Zeit durchlebt haben. Doch trotz der Widrigkeiten bleiben die Schilderungen von einem bemerkenswerten Optimismus und einem ungebrochenen Lebenswillen geprägt.

Bedeutung der Neubearbeitung

Die überarbeitete Auflage des Buches wird in Zusammenarbeit mit der Verbund-Volksbank präsentiert, die auch die Ausstellung „Das Haus Grünebaum im Herzen Paderborns – Großstädtische Warenhausarchitektur mit Geschichte“ gestaltet hat. Diese Initiative stärkt das Bewusstsein für die jüdische Erinnerungskultur in Paderborn und ermöglicht es den Menschen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Der historische Kontext und die persönlichen Schicksale, die in Naarmanns Buch behandelt werden, sind relevante Themen, die auch für die heutige Gesellschaft von Bedeutung sind, um ein tieferes Verständnis für die Vielfalt und die verlorenen Kulturen zu entwickeln.

Schlussbetrachtung

Margit Naarmann hat mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Familie Grünebaum und der jüdischen Gemeinschaft in Paderborn geleistet. Es thematisiert die Themen Flucht, Verfolgung, aber auch den unaufhörlichen Lebenswillen der Betroffenen. Zwischen den Zeilen wird die Trauer über den Verlust, den die Stadt und die Gesellschaft als Ganzes erlitten haben, spürbar. Die Ausstellung und die Neuauflage des Buches laden dazu ein, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen und darüber nachzudenken, was es bedeutet, eine Gemeinschaft zu sein.

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