Qualität der Notfallversorgung: Ein bundesweites Problem
Berlin (ots)
Die Notfallrettung in Deutschland steht oft in der Kritik. Ein zentrales Anliegen ist die ungenügende Qualität in den Leitstellen, die für die erste Kontaktstelle im Notfall zuständig sind. Laut einer aktuellen Recherche des SWR haben in etwa 20 Prozent der deutschen Leitstellen keine strukturierten Notrufabfragen, was erhebliche Folgen für die Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillständen haben kann.
Fehlende Standards gefährden Menschenleben
Die Notruf-Leitstellen spielen eine entscheidende Rolle in der Notfallversorgung. Sie sind nicht nur für die Entgegennahme von Notrufen zuständig, sondern geben auch wichtige Sicherheitshinweise und leiten die Anrufer zu lebensrettenden Maßnahmen wie der Herzdruckmassage an. Doch das Fehlen standardisierter Fragen, bekannt als SNA oder SNAP, macht es schwierig, schwerwiegende Notfälle zügig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
Die Stimme der Fachleute: Alarmierende Missstände
Helge Petersen, ein Mitglied der Facharbeitsgruppe Leitstelle der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, äußerte in einer Stellungnahme, dass eine effiziente Strukturierung des Notrufdialogs nicht nur wichtig sei, sondern auch eine klare Anleitung zur Ersten Hilfe, insbesondere zur Telefonreanimation, erforderlich ist. Ein Qualitätsmanagementsystem müsse mit einer softwaregestützten Notrufabfrage verknüpft sein, um ausreichende Standards zu gewährleisten.
Bundesgesetzgebung als Lösungsansatz?
Die Diskrepanz in der Qualifikation des Leitstellenpersonals und ihrer Arbeitsweisen wird als Flickenteppich wahrgenommen. In vielen Fällen hängen wichtige Entscheidungen vom jeweiligen Bundesland und dessen regionalen Gesundheitsbehörden ab, was zu unterschiedlichen Ansätzen führt. Daher wurde beim diesjährigen Leitstellensymposium in Bremerhaven die Bundesgesundheitsreform angesprochen.
Petersen regt an, dass die Bundesgesetzgebung dazu verwendet werden könnte, eine einheitliche Regelung für die Notfallversorgung zu schaffen.
Der Reformbedarf ist klar
Ein Gesetzesentwurf zur Reform der Notfallversorgung wurde am 17.07.24 im Bundeskabinett beschlossen. Doch Petersen ist enttäuscht, dass die Expertise aus den Leitstellen kaum beachtet wurde. „Sich im Nachgang über den Flickenteppich zurecht zu echauffieren, ist selbstgemachtes Leid. Das hätte man besser machen können“, so seine kritische Einschätzung.
Die Debatte um die Notfallrettung in Deutschland zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Systematik und Standards in den Leitstellen zu implementieren. Dies könnte nicht nur die Versorgungslage akut verbessern, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Notfallversorgung stärken.
– NAG