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Ein Bildungsprojekt in der Kritik: Einflussnahme auf die Förderung in Berlin

Unter dem Druck der japanischen Botschaft und auf Wunsch von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wurde das Bildungsprojekt "Setz dich neben mich!" des Korea Verbands, das über die sexualisierte Gewalt an "Trostfrauen" im Zweiten Weltkrieg aufklären sollte, nicht gefördert, was die laufenden Spannungen zwischen Deutschland und Japan sowie den historischen Umgang mit diesem Thema erneut beleuchtet.

Einbildungende Konflikte und Erinnerungsarbeit: Ein Bildungsprojekt steht auf der Kippe

Berlin (ots)

Das Thema sexualisierter Gewalt im historischen Kontext ist ein heikles und wichtiges Feld, das in der heutigen Gesellschaft nicht ignoriert werden sollte. Vor diesem Hintergrund hat ein kürzlich abgelehntes Bildungsprojekt des Korea Verbands, das sich mit den sogenannten „Trostfrauen“ befasst, für Aufregung gesorgt.

Die Relevanz des Projekts

Das Projekt mit dem Titel „Setz dich neben mich!“ zielte darauf ab, Jugendliche über die tragische Geschichte der Frauen und Mädchen aufzuklären, die während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsprostituierte für japanische Soldaten dienten. Bis zu 200.000 Personen, hauptsächlich aus Korea und China, wurden für diese grausamen Taten in sogenannte „Troststationen“ verschleppt.

Einflussnahme und politische Dimensionen

Die politische Dimension dieses Themas wird durch Berichte über Einflussnahmen des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) und der japanischen Botschaft deutlich. Mehrere anonyme Quellen bestätigten, dass Wegner vor der Sitzung des Beirats, der über die Förderung des Projekts entschied, die Ablehnung mit der Möglichkeit eines Konflikts mit der japanischen Regierung angeregt habe.

Die Rolle der japanischen Botschaft

Zusätzlich zu den politischen Einflüssen wird berichtet, dass die japanische Botschaft versucht hat, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. So sollen Vertreter der Botschaft Mitglieder des Gremiums in ein renommiertes Hotel eingeladen haben, um sie von einem Votum gegen das Bildungsprojekt zu überzeugen. Dies wirft Fragen zur Unabhängigkeit und Transparenz in der Entscheidungsfindung auf.

Die Perspektive der Botschaft

Auf eine Anfrage von rbb24 Recherche äußerte sich die japanische Botschaft nicht zu den Einladungsvorgängen, stellte jedoch klar, dass das Projekt ihrer Ansicht nach ein einseitiges Narrativ verbreite, das antijapanische Sentiments schüre. Diese Sichtweise ist Teil eines umfassenderen Diskurses über die Darstellung von historischen Verwicklungen in der Bildungsarbeit.

Die Statue im Fokus der Debatte

Ein weiterer Aspekt dieser Kontroverse ist die Statue der „Trostfrauen“ in Berlin-Moabit, die ebenfalls Teil des Engagements des Korea Verbands ist. Die japatische Regierung hat wiederholt den Abbau dieser Statue gefordert. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte hatte mehrfach für den Erhalt plädiert, jedoch wurde nun beschlossen, die Statue zum 28. September abzubauen. Diese Entscheidung sei auf formale Gründe zurückzuführen, da eine Statue, die nicht aus einem öffentlichen Wettbewerb hervorgegangen sei, nur maximal zwei Jahre genehmigt werden könne.

Der Gang der Dinge

Der Korea Verband hofft weiterhin auf Möglichkeiten, die Statue zu erhalten. Eine Anfrage der Linksfraktion Mitte für die BVV-Sitzung am 19. September zielt darauf ab, nach juristischen Möglichkeiten zu suchen, um den Status der Statue zu klären und so eine dauerhafte Erhaltung zu fördern.

Insgesamt zeigt dieser Fall, wie wichtig es ist, die Aufarbeitung von historischer Ungerechtigkeit in der Bildung zu fördern und gleichzeitig den Einfluss politischer Akteure kritisch zu betrachten. Die Abwägung zwischen verschiedenen Sichtweisen erfordert eine differenzierte und respektvolle Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

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