Kassel/Kaunas (ots)
Am 27. August 2024 wird auf der Kriegsgräberstätte Kaunas eine bedeutende Zeremonie stattfinden, bei der der Sanitätsgefreite Max Beyreuther feierlich beigesetzt wird. Dieser besondere Anlass erinnert an den einmillionsten Kriegstoten, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Mittel- und Osteuropa identifiziert wurde. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat sich um die Umbettung dieser Soldaten verdient gemacht, und die Veranstaltung zieht Vertreter unterschiedlichster Institutionen an, die an diesem symbolträchtigen Tag zusammenkommen möchten.
Die Identität des einmillionsten Gefallenen, Max Beyreuther, auch wenn es in der großen Zahl an Kriegstoten oft untergeht, erzählt eine persönliche Geschichte. Er wurde nur 32 Jahre alt, kam aus Sachsen-Anhalt und war verheiratet. Trotz der hohen Dunkelheit der Kriegszeit wird umso mehr Wert auf die individuellen Schicksale gelegt. Die Namen von vier der insgesamt 78 gefallenen Soldaten, die an diesem Tag beigesetzt werden, sind bereits bekannt und werden bei der Zeremonie verlesen. Dies verdeutlicht den Menschen hinter der Zahl, den Verlust, der hinter jedem Kriegstoten steht.
Wichtige Veranstaltungen und eingeladene Gäste
Zu der Einbettung am 27. August 2024 werden zahlreiche Gäste erwartet. Jugendgruppen, die an einem Workcamp des Volksbundes teilnehmen, werden ebenso vertreten sein wie Angehörige einer Reisegruppe. Anlässlich des besonderen Anlasses werden auch Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und der Streitkräfte beider Länder teilnehmen. Dies unterstreicht die deutsch-litauische Zusammenarbeit und den Respekt vor den Opfern vergangener Konflikte.
Zu den eingeladenen Sprecher zählen Abgeordneten des Deutschen Bundestages, Christoph de Vries, sowie Detlef Fritzsch, der stellvertretende Präsident des Volksbundes. Musikalisch wird die Veranstaltung durch das Heeresmusikkorps Koblenz begleitet, was dem ganzen Akt eine feierliche Note verleiht. Die Anwesenheit einer Abordnung des deutschen Einsatzkontingents zeugt zusätzlich von der Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der Kriegsgräberpflege.
Symbol der Erinnerung und der Zusammenarbeit
Der Zustand und die Anzahl der gefallenen Soldaten, die in den letzten Jahren identifiziert wurden, sind nicht nur Zahlen; sie symbolisieren auch die Herausforderungen, die die Kriegserinnerung in der heutigen Zeit mit sich bringt. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Inkrafttreten der Kriegsgräberabkommen zwischen Deutschland und den Staaten Mittel- und Osteuropas hat der Volksbund durch seine Umbettungsteams erhebliche Fortschritte in der Identifikation und Beisetzung von Kriegstoten gemacht.
Der Volksbund hat bei der Identifizierung der Soldaten eng mit dem Bundesarchiv in Berlin gearbeitet. Hier werden Daten aus Erkennungsmarken mit Hilfe von umfangreichen Verzeichnissen und Datenbanken abgeglichen. Max Beyreuther wurde im April 1943 zur Wehrmacht eingezogen und war Teil der 5. Kompanie der Panzer-Aufklärungs-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 1. Sein Leben endete tragisch nahe Kelme im Oktober 1944, was die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs für viele Menschen erneut greifbar macht.
Die stattfindende Einbettung ist nicht nur ein Anlass zum Gedenken, sondern auch eine Möglichkeit, die tiefe Verwurzelung des Themas in der heutigen Gesellschaft zu reflektieren. Es ist wichtig, die Opfer in Erinnerung zu behalten und die Geschichten hinter den Zahlen zu erzählen. Das Engagement des Volksbundes und die internationale Zusammenarbeit bei der Kriegsgräberfürsorge bieten einen eindrucksvollen Rahmen für eine Erinnerungskultur, die das Ziel verfolgt, die Lehren aus der Geschichte nicht zu vergessen.
Die Bedeutung der Kriegsgräberstätten
Kriegsgräberstätten sind nicht nur Orte der Trauer und des Gedenkens, sondern erfüllen auch eine wichtige Funktion im Rahmen der historischen Aufarbeitung von Konflikten. Sie stellen eine Verbindung zur Vergangenheit her und erinnern an die leidvollen Folgen des Krieges. In Deutschland und anderen Ländern ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aktiv, um die Gräber der Gefallenen in Mittel- und Osteuropa zu pflegen und ihre Geschichten lebendig zu halten.
Die Arbeit des Volksbundes ist auch ein Zeichen für den Frieden und die Versöhnung zwischen Völkern, da sie dazu beiträgt, das Erinnern und die Aussöhnung zu fördern. Die Einbettung des einmillionsten Kriegstoten symbolisiert nicht nur das Gedenken an die gefallenen Soldaten, sondern auch die Notwendigkeit, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.
Statistiken zur Kriegsgräberfürsorge
Laut dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gibt es derzeit etwa 2,9 Millionen deutsche Kriegsgräber in 46 Ländern. Die Identifizierung und Pflege dieser Gräber ist eine kontinuierliche Aufgabe, die bedeutende Ressourcen erfordert. Im Jahr 2022 wurden beispielsweise in Litauen insgesamt 1.500 Gräber neu angelegt oder restauriert.
Die Daten zeigen auch, dass der Verband jährlich Hunderte von Orden an ehrenamtliche Helfer vergibt, die sich für die Instandhaltung und Pflege der Gräber einsetzen. Die Zahl der freiwilligen Helfer hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, was ein Zeichen für das gestiegene Interesse an der Geschichte und der Pflege der Erinnerung ist.
Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 waren 72% der Befragten der Meinung, dass die Gedenkstätten wichtig für die Bildung über die Geschichte sind und 65% gaben an, dass sie regelmäßig an Gedenkveranstaltungen teilnehmen würden.
Gemeinschaftliches Engagement und Unterstützung
Das Engagement für die Kriegsgräberfürsorge kommt von vielen Seiten. Schulen und Universitäten organisierten in den letzten Jahren zahlreiche Projekte und Austauschprogramme, um das Bewusstsein für die Geschichte und die Wichtigkeit des Gedenkens an die Gefallenen zu schärfen.
Darüber hinaus sind zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Veteranenvereinigungen in die Projekte des Volksbundes eingebunden. Diese Zusammenarbeit fördert den Dialog über die Erfahrungen der Kriegsgefangenen und die Notwendigkeit einer aktiven Erinnerungskultur.
Die Feierlichkeiten zur Einbettung des einmillionsten Kriegstoten in Kaunas sind ein Beispiel dafür, wie Gemeinschaften zusammenkommen, um die Bedeutung des Gedenkens zu würdigen und einen Raum des Respekts und des Nachdenkens zu schaffen.