Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) rückt näher und verspricht zahlreiche Vorteile für Patienten und Ärzte gleichermaßen. Im Kontext der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland hat die Diskussion über die Notwendigkeit und die Auswirkungen dieser technologiegestützten Akte in den letzten Monaten an Intensität zugenommen.
Chancen der Digitalisierung
Die rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch sowie der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Andreas Bartels, sehen in der ePA eine wertvolle Unterstützung für die medizinische Versorgung. Während eines Gesprächs in Mainz betonte Hoch: „Die elektronische Patientenakte wird für das System von enormer Hilfe sein.“ Dies wird insbesondere in Krisensituationen, wie etwa bei Patienten mit wiederkehrenden Beschwerden, deutlich. Dort müssen Ärzte oft die gleichen Tests anordnen, weil sie nicht auf die vorherigen Ergebnisse zugreifen können.
Die Notwendigkeit der vollständigen Akte
Minister Hoch plädiert dafür, dass die ePA vollständig und ohne Einschränkungen genutzt werden sollte: „Ein bisschen Patientenakte geht nicht.“ Das bedeutet, dass entscheidende medizinische Informationen verfügbar sein müssen, um schwerwiegende Komplikationen während der Behandlung zu vermeiden. Diese Vollständigkeit ist für Ärzte von größter Bedeutung, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können.
Bedenken und Herausforderungen
Trotz der überwiegenden Vorteile gibt es auch Bedenken. Bartels machte darauf aufmerksam, dass sensible Informationen, wie etwa Daten zu Schwangerschaftsabbrüchen, für Patientinnen eine Herausforderung darstellen können, insbesondere bei Reisen in Länder mit strengen Gesetzen zu diesem Thema. Diese Aspekte verdeutlichen, dass die Implementierung einer ePA nicht nur technische, sondern auch ethische Fragen aufwirft.
Telemedizin und moderne Versorgung
Ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung ist die Telemedizin, die besonders bei der jüngeren Generation auf Akzeptanz stößt. Bartels bemerkte, dass viele Menschen der neuen Technik gegenüber aufgeschlossen sind und den direkten Arztbesuch oftmals meiden. „Die ältere Generation hingegen schätzt den persönlichen Kontakt sehr,“ erläuterte er weiter.
Erfahrungen aus anderen Ländern
Die Diskussion gewinnt an Intensität, wenn man die Erfahrungen anderer Länder heranzieht. In Dänemark beispielsweise können Rettungsdienstmitarbeiter bei bewusstlosen Patienten sofort auf alle relevanten medizinischen Informationen zugreifen. Dies zeigt die Effizienz und die möglichen Leben rettenden Vorteile einer gut implementierten ePA.
Akzeptanz in der Bevölkerung
Umfragen deuten darauf hin, dass die Akzeptanz der elektronischen Patientenakte in Deutschland wächst. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sie die ePA nutzen würden oder bereits nutzen. Ein Trend, der hoffen lässt, dass die ePA als ein wichtiger Bestandteil der modernen Gesundheitsversorgung in Deutschland etabliert werden kann.
Der Weg in die Zukunft
Um diesen Übergang zu einer digitalen Gesundheitsversorgung zu unterstützen, plant Rheinland-Pfalz die flächendeckende Einführung von Telediensten. Ein hervorgehobenes Beispiel ist das Pilotprojekt Telenotarzt, das eine telefonische Konsultation von Notärzten mit dem Rettungsdienst ermöglicht. Dieses innovative Vorgehen könnte nicht nur die Qualität der medizinischen Versorgung erhöhen, sondern auch die Reaktionszeiten entscheidend verkürzen.
Die Umsetzung der elektronischen Patientenakte und der Telemedizin wird in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um die medizinische Versorgung in Deutschland effizient und patientenorientiert zu gestalten.
– NAG