Die Anerkennung der SchUM-Stätten als UNESCO-Weltkulturerbe hat nicht nur einen Meilenstein für das jüdische Erbe in Deutschland gesetzt, sondern auch die Erinnerung an das historische Mainz und dessen Rolle im aschkenasischen Judentum neu belebt. Der Alte Jüdische Friedhof in Mainz, bekannt als „Am Judensand“, ist einer der zentralen Orte dieser Anerkennung und feiert in der kommenden Woche eine besondere Veranstaltung.
Führung durch die Jahrhunderte des jüdischen Lebens
Am Sonntag, den 28. Juli 2024, haben Besucher die Möglichkeit, an einer geführten Tour über den Alten Jüdischen Friedhof teilzunehmen. Diese Führung wird die weitreichende Geschichte des Friedhofs und seiner Gräber sowie die Bedeutung dieser Stätte für die jüdische Gemeinschaft in Mainz näher beleuchten. Die Tour, die um 10:00 Uhr und um 12:00 Uhr beginnt, richtet sich sowohl an Interessierte als auch an Historiker, die mehr über die einzigartigen religiösen und kulturellen Aspekte des Judentums erfahren möchten.
Ein Blick auf die historische Bedeutung der SchUM-Stätten
Die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz bilden einen unschätzbaren Teil des jüdischen Kulturerbes in Europa. Diese drei Städte waren Schaltstellen für die Entwicklung des aschkenasischen Judentums und haben bis heute Einfluss auf das jüdische Leben weltweit. Neben Synagogen und Schulen sind es vor allem die Friedhöfe, die als Gedächtnisorte fungieren und die kulturellen Leistungen der jüdischen Gemeinden dokumentieren.
Der Alte Jüdische Friedhof – ein Ort der Trauer und des Gedenkens
Der Alte Jüdische Friedhof in Mainz ist einer der ältesten und größten jüdischen Friedhöfe Europas. Seinen Ursprung hat er vor über tausend Jahren, und unter den vielen Grabsteinen sind etwa 180 aus dem Mittelalter erhalten geblieben. Die Grabstätten erzählen nicht nur von den individuellen Schicksalen, sondern sind auch ein Zeugnis der jahrhundertealten Tradition und des Glaubens der jüdischen Gemeinschaft in dieser Region. Der bemerkenswerteste Grabstein aus dem Jahr 1049 gilt als der älteste datierbare Grabstein Europas und befindet sich heute im Mainzer Landesmuseum.
Die Auswirkungen der Geschichte auf die Gegenwart
Die Geschichte des Alten Jüdischen Friedhofs ist geprägt von Tragödien und Zerstörungen, die mit der Vertreibung und Verfolgung jüdischer Gemeinden in Verbindung stehen. Die Gewalt während der Kreuzzüge hinterließ tiefe Spuren, und der Friedhof ist bis heute ein Mahnmal für die damals verletzten und getöteten Menschen. Auch die nachfolgenden Jahrhunderte waren nicht frei von Konflikten, und der Friedhof ereilte mehrfach die Enteignung und Zerstörung. Der Ort ist mittlerweile als „Denkmalfriedhof“ eingerichtet, wo die alten Grabsteine den ursprünglichen Platz in einer neuen Form wiederfinden.
Ein zukünftiger Ort der Bildung und des Gedenkens
In Zukunft soll ein Besucherzentrum oberhalb des Friedhofs den Besuchern Einblicke in die Geschichte und Bedeutung der SchUM-Stätten geben. Dies ist ein Schritt zur Verbesserung der Zugänglichkeit und zur Stärkung des interkulturellen Dialogs. Die anstehende Führung ist Teil eines umfassenderen Plans, das Bewusstsein für das jüdische Erbe in Mainz zu schärfen und den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen zu fördern.
Wichtige Informationen zur Führung: Die Teilnahme an der Führung am 28. Juli 2024, um 10:00 Uhr und um 12:00 Uhr, ist kostenfrei, jedoch ist eine Anmeldung erforderlich. Interessierte können sich auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz anmelden. Bei einem Besuch des Friedhofs wird Männern empfohlen, eine Kopfbedeckung zu tragen, um den dortigen Traditionen Rechnung zu tragen.
– NAG