Die Nachrichten über das West-Nil-Virus haben die Runde gemacht, und nun hat Deutschland seine erste bestätigte Infektion im Jahr 2024. Ein alarmierender Vorfall, der auf die Stärkung der Überwachungsmaßnahmen zurückzuführen ist. Betroffen ist eine Frau aus Sachsen, die sich vermutlich in der Grenzregion zu Brandenburg angesteckt hat. Diese Information wurde vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet und zeigt, dass das Virus, das ursprünglich aus Afrika stammt, auch in hiesigen Breiten zunehmend präsent ist.
Im Jahr 2024 wurde das West-Nil-Virus bei der Analyse von Blutspenden entdeckt. Laut dem Tropenmediziner Jonas Schmidt-Chanasit, der am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin arbeitet, verlief die Entdeckung über die Untersuchung einer Blutspende und ist damit ein wichtiger Hinweis auf die Ansteckung innerhalb Deutschlands. Weitere Infektionen sind bereits in Italien und Österreich gemeldet worden, weshalb Fachleute die Situation sorgfältig beobachten.
Aktuelle Lage der Infektionen
Die ersten Hinweise auf eine erhöhte Aktivität des West-Nil-Virus lassen sich bereits zurückverfolgen. Bis zum 23. August wurden insgesamt 18 Nachweise des Virus bei Vögeln und 14 bei Pferden registriert, darunter Fälle aus den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Schmidt-Chanasit wies darauf hin, dass diese hohen Zahlen nicht nur auf die geschickte Überwachung der Tierbestände zurückzuführen sind. Auch die erhöhte Anzahl auffälliger Blutproben deutet darauf hin, dass das Virus möglicherweise häufiger vorkommt.
Ein entscheidender Punkt in Bezug auf die Testverfahren ist, dass der am häufigsten verwendete Screening-Test auch bei einem anderen Virus, dem Usutu-Virus, positiv anschlägt. Dies kann zu Verwirrung führen, da das Usutu-Virus aktuell in Deutschland große Ausbrüche bei Amseln verursacht. Die Unterscheidung zwischen den beiden Viren ist komplex und verzögert die Testverfahren, was bedeutet, dass von der Probenentnahme bis zur Ergebnismitteilung mehrere Wochen vergehen können.
Risiken und Übertragungswege
Die wahre Zahl der Infektionen könnte viel höher sein, da das RKI anmerkt, dass etwa 80 Prozent der WNV-Infektionen asymptomatisch verlaufen. Dies bedeutet, dass viele Infizierte gar nicht wissen, dass sie das Virus in sich tragen. Die Übertragungswege sind hauptsächlich über Stechmücken zu finden, die das Virus von infizierten Vögeln auf Menschen oder andere Säugetiere wie Pferde übertragen. Gefährdet sind insbesondere ältere Menschen sowie Personen mit bestehenden Vorerkrankungen, bei denen schwere Erkrankungen bis hin zu Todesfällen vorkommen können.
Schmidt-Chanasit geht davon aus, dass die Fallzahlen in Deutschland in den kommenden Jahren steigen werden. Aufgrund des Klimawandels, der das Habitat der Mücken beeinflusst, gibt es schon seit Längerem vermehrt Ausbrüche in den südlichen und südöstlichen Regionen Europas. Angesichts dieser Entwicklungen sind europäische Urlaubsziele in Alarmbereitschaft geraten, während in Deutschland die Verbreitung des Virus im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet noch nicht festgestellt werden konnte. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Lage in der Zukunft entwickeln wird.