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Europas Banken im Aufschwung: Rekordgewinn trotz regulatorischer Herausforderungen

Europäische Banken haben im Jahr 2023 trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten ihre Kosteneffizienz auf den niedrigsten Stand seit 2013 gesteigert, wobei besonders Nord- und Südeuropa führend sind, was angesichts bevorstehender regulatorischer Herausforderungen bis 2025 von entscheidender Bedeutung ist.

Frankfurt am Main (ots)

Die neuesten Erkenntnisse aus der Bankenstudie von BearingPoint zeigen, dass europäische Banken auch im Jahr 2023 bemerkenswerte Fortschritte in ihrer Kosteneffizienz gemacht haben. Während die Bankenlandschaft weiterhin mit Herausforderungen konfrontiert ist, scheint sich eine positive Entwicklung abzuzeichnen. Die Cost-Income-Ratio (CIR) bestätigte einen Rückgang auf 55,1 Prozent, den niedrigsten Wert seit einem Jahrzehnt. Damit zeigt sich, dass trotz der Unsicherheiten des Marktes eine Erfolgsgeschichte geschrieben wird.

Trotz dieser positiven Zahlen müssen Banken jedoch vorbereitet sein, denn das Jahr 2025 bringt drastische regulatorische Veränderungen mit sich, die bereits am Horizont sichtbar sind. Um in diesem dynamischen Umfeld nicht nur zu überleben, sondern auch zu florieren, müssen sich die Banken anpassen und ihre Strategien weiterentwickeln.

Starke Zinserträge als Treiber der Profitabilität

Laut der Studie hat sich die Zinsertragslage der Banken in Europa im Jahr 2023 enorm verbessert. Die Zinserträge sind um beachtliche 82,4 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg hat die Zinsmarge auf 1,23 Prozent angehoben. Besonders auffällig ist, dass Deutschland mit einer Steigerung der Zinserträge um 119,1 Prozent glänzt, obgleich die Zinsmarge mit 0,91 Prozent im unteren Drittel im europäischen Vergleich verbleibt.

Die Hauptursache für diese Entwicklung liegt in der Rückkehr zu einer positiven Zinsumgebung nach Jahren der Nullzinspolitik, die die Banken in der Vergangenheit stark belastete. Die Verbesserung der Vorsteuergewinne um 38,9 Prozent ist ein direktes Resultat dieser positiven Entwicklung, wobei Benelux-Banken sogar eine Steigerung von 71,4 Prozent verzeichnen konnten.

Jedoch muss auch erwähnt werden, dass nicht alle Länder gleichermaßen von dieser Entwicklung profitieren konnten. Die Schweiz beispielsweise verzeichnete einen Rückgang des Vorsteuergewinns um 8,9 Prozent, was auf spezifische Herausforderungen im dortigen Bankensektor hindeutet.

Investitionen in Technologie und Digitalisierung

Ein interessanter Aspekt der Studie ist der Zusammenhang zwischen Kosteneffizienz und Investitionen in die IT-Infrastruktur. Die Banken, die sich als besonders effizient erwiesen, investieren im Schnitt doppelt so viel in ihre digitale Transformation im Vergleich zu weniger effizienten Banken. Diese Performer verfolgen offensichtlich eine proaktive Strategie in der Modernisierung ihrer IT-Systeme, während die sogenannten Laggards eher auf punktuelle Verbesserungen setzen.

Die Offensichtlichkeit dieser Unterschiede zeigt sich auch in der Anpassungsfähigkeit: Digitale Vorreiter haben nicht nur geringere Verwaltungskosten, sondern können auch flexibler auf Marktänderungen reagieren.

Zudem setzen Banken zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI), um die Effizienz zu steigern. KI-gestützte Verfahren wie automatisierte Kreditwürdigkeitsprüfungen und personalisierte Finanzberatung durch Chatbots sind nur einige Beispiele, wie Banken neue Technologien implementieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Doch die Integration dieser innovativen Lösungen bringt Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben und ethische Richtlinien. Banken müssen daher sicherstellen, dass ihre Implementierungsstrategien mit bestehenden gesetzlichen Vorgaben, wie dem EU AI Act, übereinstimmen.

Ein weiteres zunehmend wichtiges Thema sind die Cyberrisiken, die sowohl die BaFin als auch die EZB in den Fokus ihrer Prüfungen für 2024 rücken. Der Digital Operational Resilience Act (DORA) zielt darauf ab, eine Harmonisierung zwischen Dokumentation und praktischer Durchführung zu schaffen, was für die Stabilität des Sektors von wesentlicher Bedeutung ist.

Die Zeit drängt, denn die Umsetzungsfrist für DORA kommt näher, und Banken müssen entsprechende Anpassungen in ihren IT-Landschaften vornehmen, um sowohl Compliance als auch betriebliche Effizienz zu gewährleisten.

Zusätzlich müssen Banken sich auf den Wettlauf mit Neo-Banken einstellen, die zunehmend in den Markt eintreten. Diese fin-tech-orientierten Unternehmen bieten durch ihre digitale Infrastruktur und geschickten Einsatz von KI oft kostengünstiger und flexibler Dienstleistungen an. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung des Decentralised Finance (DeFi), das potenziell die gesamte Bankenlandschaft reformieren könnte. Doch sicherheitstechnische Bedenken bleiben ein zentrales Hindernis für eine breitere Akzeptanz von DeFi-Lösungen unter regulierten Finanzinstitutionen.

Die BearingPoint Bankenstudie 2024, die auf den Analyseergebnissen von 118 europäischen Banken beruht, zeigt, wie dynamisch der Markt ist und welche grundlegenden Veränderungen bevorstehen. Das Aggregat der Bilanzsumme belief sich im Jahr 2023 auf rund 39,6 Billionen EUR. Die Banken stehen heute an einem Wendepunkt, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen birgt und es erfordert, dass die Akteure im Sektor strategisch mehr denn je handeln.

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