Die Neuausrichtung der Filmförderung in Deutschland steht seit geraumer Zeit im Fokus der Diskussion. Zwar fließen jährlich über 400 Millionen Euro in die Filmindustrie, doch bleibt die Frage offen, warum die Qualität der produzierten Filme nicht dem investierten Geld entspricht. Produzent und Professor Martin Hagemann beleuchtet die Hintergründe und die Notwendigkeit einer umfassenden Reform.
Das Fördersystem: Klingt kompliziert, ist es auch
Die deutsche Filmförderung setzt sich aus einer Vielzahl von Töpfen zusammen, was vor allem den föderalen Strukturen des Landes geschuldet ist. Jedes Bundesland hat eigene Fördermittel, die auf unterschiedliche Weise verteilt werden – oft über Jurys und automatisierte Systeme, die an Erfolge und Ausgaben gekoppelt sind. Diese Vielzahl an Fördermöglichkeiten macht es Filmproduzenten zunehmend schwerer, einen klaren Weg zur Finanzierung zu finden.
Die Herausforderungen der Filmindustrie
Seit der Pandemie ist ein deutlicher Rückgang des Interesses der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten an Kinoprojekten zu beobachten. Gleichzeitig gibt es immer mehr Filme, die lediglich durchschnittlich ausfallen und oft unterfinanziert sind. Hagemann betont, dass die Zahl der im Kino gestarteten Produktionen angestiegen sei, während die Budgets stagnieren.
Notwendigkeit einer gemeinsamen Reform
Produzenten fordern seit langem eine Reform, die die verschiedenen Förderstrukturen sinnvoll miteinander verknüpft. Hagemann schlägt vor, dass die Bundesregierung die Möglichkeit nutzen sollte, sowohl öffentliche Gelder als auch private Investitionen besser zu koordinieren. Dies könnte dazu führen, dass mehr qualitativ hochwertige Inhalte entstehen, die den Bedürfnissen des Publikums gerecht werden.
Das geplante Steueranreizmodell
Ein zentrales Element der Reform ist ein neues Steueranreizmodell, das auch eine Investitionsverpflichtung für Streamingdienste und Fernsehanstalten umfasst. Hagemann hebt hervor, dass es wichtig ist, dass Unternehmen, die von den Abonnements in Deutschland profitieren, auch einen Teil ihrer Einnahmen in die deutsche und europäische Filmkultur reinvestieren.
Veränderungen im Finanzierungssystem
Die jüngsten Reformüberlegungen beinhalten eine Umstellung der Filmförderung auf ein systematisches Modell, das sowohl selektive als auch automatisierte Förderungen für erfolgreiche Filme umfasst. Das würde es ermöglichen, dass Filme, die ein breites Publikumsinteresse haben, schneller und transparenter unterstützt werden können.
Potenzial für eine bessere Filmproduktion
Die Neugestaltung der Förderung könnte nicht nur die Anzahl der finanziell unterstützten Filme erhöhen, sondern auch deren Qualität verbessern. Hagemann betont, dass speziell Filme von jungen Talenten in Zukunft besser gefördert werden sollten, um eine neue Generation von Kreativen im Kino zu etablieren.
Kritik und Herausforderungen
Obwohl die Reform viele positive Ansätze enthält, gibt es auch Skeptiker, die Bedenken äußern. Einige Sender und Streamingdienste haben bereits gegen geplante Investitionsverpflichtungen protestiert. Dennoch ist Hagemann optimistisch, dass die Reform, wenn sie die breite Unterstützung der Länder erhält, erfolgreich umgesetzt werden kann.
Der Weg in die Zukunft
Abschließend unterstreicht Hagemann die Bedeutung der Reform für die deutsche Filmindustrie. Ein vereinheitlichtes und effizienteres Fördersystem könnte dazu beitragen, mehr Filme zu produzieren, die für das Kino gemacht sind, und gleichzeitig den kreativen Köpfen ermöglichen, ihre Visionen ohne übermäßige Bürokratie und wirtschaftliche Hürden umzusetzen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Reformen auf das deutsche Kino auswirken und ob sie tatsächlich zu einer Steigerung der Filmqualität führen werden.