Die anhaltenden Diskussionen über die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gewinnen erneut an Bedeutung, insbesondere im Vorfeld der Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Im Zentrum dieser Debatten steht Helmut Dedy, Geschäftsführer des Deutschen Städtetags, der 3200 Städte und über 50 Millionen Menschen in Deutschland repräsentiert.
Regionale Unterschiede erkennen und verstehen
In einem Interview äußerte Dedy Bedenken gegenüber einfachen Vergleichen, die häufig dazu führen, dass die Realität in den Regionen verzerrt wird. „Es gibt nicht nur im Osten, sondern auch im Westen benachteiligte Orte“, erklärte er und nannte Beispiele wie das Saarland, wo die Stahlindustrie stark geschrumpft ist, oder Rheinland-Pfalz mit einem Rückgang in der Textil- und Schuhindustrie. Auch in Nordrhein-Westfalen hat der Wegfall des Bergbaus zu regionalen Herausforderungen geführt.
Ein gemeinsames Denken fördern
Dedy plädiert dafür, das Bild von Regionen insgesamt neu zu denken. Er stellt klar, dass die traditionellen Ost-West-Gegensätze nicht ausreichen, um die komplexen Realitäten in Deutschland zu erfassen. Das einfache Vergleichen urbaner mit ländlichen Regionen greift ebenfalls zu kurz. „Stadt und Land dürfen nicht gegeneinander gestellt werden“, betont er und appelliert an ein ganzheitliches Verständnis der verschiedenen Räume, um die Zusammenarbeit zu fördern.
Fokussierung auf gemeinschaftliche Lösungsansätze
Im Hinblick auf die wachsende Herausforderung bezahlbaren Wohnraums fordert Dedy eine Verlängerung der Mietpreisbremse, um Mieterhöhungen zu kontrollieren. Diese Maßnahme, die sowohl die östlichen als auch die westlichen Bundesländer betrifft, wird als notwendig erachtet, um den Druck auf die Mietpreise in allen Regionen zu mindern. Die Diskussion über die Mietpreisbremse gewinnt an Dringlichkeit, da der Gesetzesentwurf zur Verlängerung bisher aussteht, obwohl die Ampel-Koalition dies in ihrem Koalitionsvertrag 2021 zugesichert hat.
Aufruf zur Solidarität in der Wohnungskrise
Dedy verbindet die Themen bezahlbares Wohnen und Mobilität und fordert, dass Städte wie Frankfurt am Main in Bezug auf Infrastruktur und Verkehrsplanung eng mit umliegenden Regionen zusammenarbeiten. Es gehe darum, wo und wie Menschen gut leben können, sei es in urbanen Zentren oder ländlichen Gebieten. „Jeder hat seine Präferenzen, ob er die Stadt oder das Land bevorzugt“, fügt er hinzu und bringt damit die Notwendigkeit einer ausgewogenen Betrachtung der Lebensrealitäten zum Ausdruck.
Letztendlich erfordert die zukünftige Entwicklung aller Regionen ein Umdenken und eine gemeinsame Herangehensweise, um den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht zu werden und um die Integration der Regionen zu fördern. Der Städtetag-Geschäftsführer verwendet seine Plattform, um diese Botschaft laut und deutlich zu verbreiten, was besonders im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen von Bedeutung ist.