Deutschland

Gründungsstandort Deutschland: DIHK warnt vor Abwärtstrend und gibt Handlungsempfehlungen

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) warnt in ihrem Bericht vom 21. August 2024 vor historisch schlechten Bedingungen für Gründer in Deutschland, die durch bürokratische Hürden und gestiegene Kosten gekennzeichnet sind, und fordert weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung des Gründungsstandorts.

In jüngster Zeit machen sich vor allem Gründer und Unternehmer große Sorgen um den Standort Deutschland. Ein aktueller Bericht der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) legt offen, dass die Bedingungen für Unternehmensgründungen hierzulande auf einem historisch niedrigen Niveau sind. Peter Adrian, der Präsident der DIHK, äußerte seine Besorgnis über die besorgniserregende Entwicklung und die ernsthaften Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten.

Im Jahr 2024 zeigt der DIHK-Bericht „Unternehmensgründung 2024“ alarmierende Zahlen. Die Nachfrage nach Beratungen für Existenzgründer ist auf einen neuen Tiefststand gefallen: Ein Rückgang von sechs Prozent bei den Angeboten für Einstiegsgespräche lässt darauf schließen, dass weniger Menschen in Deutschland den Mut oder die Möglichkeit finden, neue Unternehmen zu gründen. Diese Entwicklung könnte langfristig sowohl für die Innovationskraft als auch für das Wachstum der deutschen Wirtschaft fatale Folgen haben.

Bewertung durch Gründer: Alarmierende Werte

Die Ergebnisse einer Befragung von 952 Gründern, Start-ups und jungen Unternehmen zeigen deutlich, dass das Vertrauen in den Gründungsstandort Deutschland stark geschwunden ist. Im Januar und Februar 2024 bewerteten die Befragten die Rahmenbedingungen mit einer Durchschnittsnote von 3,6. Dies entspricht einer Abwertung von „befriedigend“ auf „ausreichend“ und verstärkt das Bild gestiegener Frustration unter angehenden Unternehmern.

Ein zentraler Kritikpunkt, den die Gründer anführten, ist die Komplexität der Besteuerung und die übermäßige Bürokratie. DIHK-Präsident Adrian betonte, dass die wachsenden Kosten für die Führung von Betrieben viele potenzielle Gründer abschrecken. „Das Dickicht bürokratischer Regelungen erstickt aktuell die Lust am Unternehmertum“, erklärte er. Die Gründer fordern eine dringend notwendige Vereinfachung in diesen Bereichen, um die Attraktivität des Standorts wiederherzustellen.

Erwartungen an die Standortpolitik

Getrieben von den schlechten Bewertungen des Gründungsstandorts hat die DIHK mehrere Maßnahmen zur Verbesserung gefordert. Dazu zählt ein grundlegender Abbau bürokratischer Hürden, damit nicht nur mehr deutsche Staatsbürger, sondern auch Ausländer leichter Unternehmen gründen können. In ihrem Bericht schlagen die DIHK-Vertreter neun spezifische Maßnahmen vor, darunter die Entschlackung von Formularen und die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Neugründungen, um den Aufwand für Gründer zu reduzieren.

Auch wenn es im Bereich der individuellen Gründungsberatung einen Anstieg von 17 Prozent gab, ist dies laut DIHK nicht als positives Zeichen für die Rahmenbedingungen zu werten. Vielmehr handelt es sich um eine Reaktion auf Nachholeffekte nach der Coronakrise, wenn einstige Pläne nun wieder aufgenommen werden.

Die Veränderungen in der Industrie, beschrieben als „Abschied auf Raten“ und gepaart mit Abwanderungstendenzen, verstärken die wichtige Botschaft der DIHK. Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen zeitnah verbessert werden, um die verbleibenden Potenziale für Wachstum und Innovation zu nutzen, bevor sie ganz verloren gehen.

Die Richtung, die es braucht

Die DIHK hat klare Signale für eine verbesserte Standortpolitik ausgesendet, und es bleibt abzuwarten, wie Politiker und Entscheidungsträger diese Herausforderungen angehen werden. Der Ruf nach einer vereinfachten Bürokratie und gerechten Besteuerungsmodellen ist nicht nur ein Schlaglicht auf die gegenwärtigen Schwierigkeiten, sondern auch ein Aufruf zur Handlung für die Zukunft. In einer Zeit, in der der globale Wettbewerb schärfer denn je ist, könnte es sich Deutschland nicht leisten, die Gründungskultur zu gefährden, die einst als ein Motor für Innovation und Fortschritt galt.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland spielen eine entscheidende Rolle für potenzielle Gründer. Die DIHK hebt hervor, dass die anhaltend hohe Inflation und die gestiegenen Energiekosten in den letzten Jahren eine zusätzliche Belastung für Start-ups darstellen. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate im Jahr 2023 in Deutschland bei durchschnittlich 6,9%, was im internationalen Vergleich hoch ist. Diese wirtschaftlichen Unsicherheiten beeinflussen nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die Investitionsbereitschaft in neue Unternehmen.

Zudem hat die Krise der Lieferketten, die durch die COVID-19-Pandemie und geopolitische Spannungen verschärft wurde, den Unternehmergeist in Deutschland weiter gedämpft. Gründer sehen sich häufig mit Problemen bei der Beschaffung von Materialien und Produkten konfrontiert, die die Etablierung und Expansion ihrer Unternehmen beeinträchtigen können. Dadurch verändert sich auch das Investitionsklima, das für innovative Start-ups entscheidend ist.

Innovationsförderung und staatliche Unterstützung

Um den Gründungsstandort zu stärken, sind innovative Förderprogramme notwendig. Verschiedene Initiativen der Bundesregierung zielen darauf ab, Start-ups durch finanzielle Unterstützung und Zugang zu Netzwerken zu helfen. Das Programm „EXIST“ fördert beispielsweise die Entwicklung von Geschäftsideen und bietet Stipendien für Gründer an Hochschulen. Gemäß dem Bericht „Deutsches Startup Ecosystem 2024“ der Startup-Verbandes hat Deutschland trotz der gegenwärtigen Herausforderungen eine lebendige Start-up-Szene, besonders im digitalen Sektor.

Dennoch zeigen die Umfragen unter den Gründern, dass viele von ihnen das Gefühl haben, dass die staatliche Unterstützung nicht ausreicht, um die bürokratischen Hürden und finanziellen Risiken effektiv zu meistern. Eine Studie von PwC zeigt, dass 62% der Gründungsteams auf staatliche Förderungen angewiesen sind, um ihre Projekte voranzutreiben. Diese Abhängigkeit von staatlichen Mitteln könnte die Innovationskraft und Unabhängigkeit von Start-ups langfristig in Frage stellen.

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