Halle/MZ (ots)
Im vergangenen Jahr erlebte Sachsen-Anhalt einen besorgniserregenden Anstieg von Hygiene-Verstößen in Lebensmitteln. Die Meldungen über kritische Mängel in Gastronomiebetrieben und Lebensmittelläden sind alarmierend hoch, wie das Landesverwaltungsamt (LVWA) auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung bekannt gab. Anzeichen für unhygienische Zustände sind unter anderem Ungeziefer in Küchen sowie das bewusste Verschweigen von Zusatzstoffen.
Insgesamt wurden 2022 bei rund 12.000 Kontrollen bedeutende Mängel in 994 Fällen festgestellt, was einer Steigerung von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Jens Pröhl, der leitende Tierarzt im Amt für Veterinär- und Verbraucherschutz, nennt dies „überwiegend unhygienische Zustände“. Zu den auffälligsten Verstößen zählen nicht nur die mangelhafte Schädlingsbekämpfung, sondern auch irreführende Kennzeichnungen und der unzureichende Umgang mit Lebensmitteln.
Besorgniserregende Statistiken
Die Zahlen verdeutlichen die Dramatik der Situation: Während im Jahr 2021 lediglich 15 Betriebe aufgrund gravierender Hygieneprobleme geschlossen werden mussten, sind es 2022 bereits 38. Zudem wurde in diesem Zeitraum eine Zunahme an Bußgeldern verzeichnet; 286 Strafen wurden verhängt – ein Anstieg gegenüber 262 im Jahr zuvor.
Ein besonders schlimmer Vorfall trat kürzlich in einem Fleischdirektvermarkter in Wolferode (Mansfeld-Südharz) auf, wo verweste Schweinekadaver aufgefunden wurden. Dieser Betrieb war den Behörden bereits durch vorherige Mängel geläufig und musste schließlich im Juli seine Zulassung verlieren.
Hintergründe der Mängel
Die Ursachen für die zunehmenden Verstöße sind vielschichtig. Neben den üblichen, regelmäßig eingeplanten Kontrollen wurden auch zahlreiche anlassbezogene Besuche von Inspektoren durchgeführt. In den meisten Fällen kam es aufgrund weit verbreiteter hygienischer Mängel zu Schließungen. Dabei zeigt sich oft ein großes Missverhältnis zwischen dem äußeren Erscheinungsbild der Betriebe und den Zuständen im Inneren, die lang nicht so appetitlich sind.
Die Entwicklungen der letzten Jahre lassen sich auch statistisch nachverfolgen: Im Jahr 2019 beispielsweise fanden in Sachsen-Anhalt rund 30.000 Kontrollen statt – diese Zahl ist bis 2021 auf etwa 22.000 gesunken und hat sich seither kaum verändert. Diese Abnahme ist teilweise das Resultat geänderter Vorschriften, die sich auf die Kontrollfrequenzen ausgewirkt haben. Das veränderte Regelwerk hat die Anforderungen verändert, was zu weniger Kontrollen in bestimmten Bereichen führt.
Ein weiteres Problem ist der demografische Wandeln bei den Lebensmittelsicherheitsexperten. Die Stellen für Lebensmittelkontrolleure sollen zwar erneut besetzt werden. Jens Pröhl weist jedoch darauf hin, dass der Arbeitsmarkt nur sehr begrenzte Angebote an ausgebildeten Fachkräften hervorbringt.