Die Insolvenz eines traditionsreichen Unternehmens wirft Fragen auf und beleuchtet die Herausforderungen, denen viele Firmen heute gegenüberstehen. Das Bonner Unternehmen Kessko, das in der vierten Generation betrieben wird, hat Ende Juli 2024 Insolvenz angemeldet, was nicht nur für die Belegschaft, sondern auch für die gesamte Branche bedeutende Auswirkungen hat.
Wirtschaftliche Unsicherheit in Deutschland
In den ersten drei Monaten des Jahres 2024 haben in Deutschland über 5.200 Firmen Insolvenz angemeldet, was einen Anstieg von einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Entwicklung zeigt, dass viele Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, mit steigenden Kosten und Nachfragerückgängen zu kämpfen haben. Kessko ist nur eines von zahlreichen Opfern dieser Insolvenzwelle, die auch andere Branchen betrifft, wie zum Beispiel den Einzelhandel und die Möbelindustrie.
Die Gründe für die Insolvenz
Ein wesentlicher Faktor für die Insolvenz von Kessko sind die dramatisch gestiegenen Rohstoffpreise, insbesondere der Kakao, der sich aufgrund von Ernteausfällen in Afrika verfünffacht hat. Die Geschäftsführung erklärt, dass die Kosten für zentrale Zutaten in der Produktion einen untragbaren Druck auf die Finanzen des Unternehmens ausgeübt haben. Zusätzlich haben einige Geschäftspartner auf Vorauszahlungen bestanden, was die Situation weiter verschärfte.
Die Rohstoffe, die Kessko für die Herstellung seiner Back- und Konditorprodukte benötigt, sind nicht nur teuer, sondern auch stark von externen Faktoren wie Ernteausfällen und Marktentwicklungen abhängig.
Die Reaktion des Unternehmens
Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, hat Kessko einen Antrag auf Eigenverwaltung eingereicht. Dies bedeutet, dass die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen behalten kann, während ihre Geschäftspraktiken durch einen Sachwalter überwacht werden. Das Ziel ist es, ein Sanierungsverfahren einzuleiten, das Kessko die Möglichkeit gibt, finanziell gesünder zu werden und anschließend wieder Umsatz zu generieren. Geschäftsführer Ralf Schlich hebt hervor, dass die letzten Schritte zur Sanierung bereits eingeleitet wurden: „Unser primäres Ziel ist es, unser traditionsreiches Unternehmen finanziell wieder auf Spur zu bringen, erfolgreich fortzuführen und die Arbeitsplätze zu erhalten.“
Die Folgen für die Mitarbeiter und Kunden
Die rund 100 Mitarbeiter von Kessko stehen nun vor ungewissen Zeiten, da ihre Zukunft in den Händen des Sanierungsprozesses liegt. Eltern, die oft in dem Unternehmen tätig sind, machen sich Sorgen um ihre Stellen und finanzielle Sicherheit. Die gute Nachricht für sie ist, dass die Löhne bis Ende September durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert sind. Geschäftsführer Schlich versichert, dass das Unternehmen, sobald die Sanierungsmaßnahmen erfolgreich sind, die Gehaltszahlungen wieder selbst übernehmen wird. Zudem wird der Betrieb für die Kunden wie gewohnt weiterlaufen, was für die Sicherstellung der Beziehungen zu den Geschäftspartnern von großer Bedeutung ist.
Ausblick auf die Zukunft
Nach Angaben des Generalhandlungsbevollmächtigten Jens Lieser gibt es bereits erste Anzeichen für einen „erfolgreichen Turnaround“ in den Sanierungsbemühungen von Kessko. Er blickt optimistisch in die Zukunft und sieht die Möglichkeit, dass das Unternehmen bald neu durchstarten kann, was sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden positive Perspektiven eröffnet. In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt die Entwicklung bei Kessko ein Beispiel für die Schwierigkeiten, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind und zeigt, wie wichtig es ist, resilient gegen Marktveränderungen zu sein.