Die Herausforderungen für die Kartoffelernte in Deutschland häufen sich. Besonders das feuchtwarme Wetter hat in den vergangenen Wochen erhebliche Auswirkungen auf die im August und September anstehende Ernte. Der niedersächsische Landwirt Thorsten Riggert, der auch im Beirat der Union der deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) tätig ist, beschreibt die gegenwärtige Situation als besorgniserregend.
Preisentwicklung auf dem Markt
Die unsichere Erntequalität führt dazu, dass die Endverbraucherpreise voraussichtlich auf einem hohen Niveau bleiben. Riggert erklärt, dass die Preise ähnlich hoch wie im Vorjahr liegen werden, was auf den zu erwartenden Ernteausfall zurückzuführen ist. In den letzten Wochen wurde bereits ein Rückgang der Erzeugerpreise von 58 Euro auf 46 Euro pro 100 Kilogramm Kartoffeln beobachtet, was Auswirkungen auf die Einzelhandelspreise haben könnte. Der Marktexperte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Christoph Hambloch, rechnet sogar mit einem Preisrückgang bei den Endverbrauchern, insbesondere wenn die neue Ernte auf den Markt kommt, voraussichtlich bis Anfang September.
Krankheitsdruck und Pflanzenschutz
Eine der bedeutendsten Herausforderungen in diesem Jahr ist der hohe Krankheitsdruck durch Kraut- und Knollenfäule, der von Riggert als besorgniserregend beschrieben wird. Der Landwirt weist darauf hin, dass die Lagerung der Kartoffeln aufgrund der erhöhten Fäulnisgefahr deutlich schwieriger wird. Um die Qualität der Ernte zu sichern, ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für die Landwirte unerlässlich. Hambloch betont, dass auch Bio-Landwirte in diesem Jahr verstärkt auf Kupfer zurückgreifen müssen, um den Pilzbefall zu bekämpfen. Ohne diese Mittel könnte die Situation katastrophale Ausmaße annehmen.
Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Die Wetterbedingungen werfen nicht nur Schatten auf die aktuelle Ernte, sondern haben auch längerfristige Konsequenzen für die Landwirtschaft in Deutschland. Riggert äußert Bedenken über die ständig abnehmende Anzahl zugelassener Pflanzenschutzmittel, die den Landwirten weiterhin zur Verfügung stehen. Er betont, dass moderne Techniken, einschließlich künstlicher Intelligenz, bereits helfen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, aber für eine umfassende Bekämpfung aller Schädlinge und Krankheiten weiterhin eine vollständige Palette an Mitteln erforderlich ist.
Fazit
Der Kartoffelanbau steht in Deutschland vor großen Herausforderungen, die durch ungünstige Wetterbedingungen und hohe Krankheitsrisiken verstärkt werden. Die Auswirkungen dieser Faktoren sind nicht nur für die Landwirtschaft selbst von Bedeutung, sondern betreffen auch die Verbraucherpreise. Angesichts dieser Situation ist es wichtig, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und Lösungen zu finden, um die Lebensmittelversorgung im Land langfristig zu sichern.
– NAG