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Ketamin in der Psychotherapie: Chancen und Herausforderungen für Betroffene

Die Nutzung von Ketamin in der Psychotherapie, insbesondere als letzte Behandlungsmöglichkeit für austherapierte Patienten, zeigt Chancen zur Verbesserung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, birgt jedoch auch Risiken und erfordert eine sorgfältige ärztliche Begleitung.

Neuartige Therapien für psychische Erkrankungen

München (ots)

Immer mehr Patienten suchen nach innovativen Behandlungsmethoden, nachdem herkömmliche Therapien bei ihrer psychischen Erkrankung nicht den gewünschten Erfolg bringen. Ein solches Beispiel ist die Ketamin-gestützte Psychotherapie, die für viele Menschen, die unter schweren Depressionen oder anderen psychischen Problemen leiden, als Hoffnungsschimmer gilt. Diese Therapieform wird bereitwillig diskutiert, da sich viele Fachleute und Betroffene mit ihren Erfahrungen auseinandersetzen.

Die emotionale Reise von Klaus K.

Klaus K., ein 69-jähriger Musiklehrer aus Osnabrück, ist einer von vielen, die in der Vergangenheit vergeblich versucht haben, ihre psychischen Erkrankungen zu bewältigen. Nach drei Jahren traditioneller Verhaltenstherapie hatte er nur geringe Fortschritte erzielt. In einer Tagesklinik in Berlin erlebte er dann eine durch Ketamin unterstützte Psychotherapie. Diese Erfahrung hat ihm den Zugang zu tief sitzenden Erinnerungen und Traumata eröffnet, die zuvor unerreichbar schienen. In seiner letzten Sitzung konnte er das Gefühl von Geborgenheit und Ankommen wahrnehmen – eine Errungenschaft, die er der Therapie mit Ketamin zuschreibt.

Die Forschungsgeschichte und der Einsatz von Ketamin

Ursprünglich in den 1960er Jahren als Narkosemittel entwickelt, wurde Ketamin von Professor Edward F. Domino in den USA hinsichtlich seiner psychotherapeutischen Potenziale erforscht. Heute steht Ketamin auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO und wird vor allem in der Notfallmedizin genutzt. In Deutschland wird es von der Charité-Klinik in Berlin im Kontext psychischer Erkrankungen untersucht.

Off-Label-Use und Herausforderungen

Obwohl Ketamin nicht als Standardtherapie für psychische Erkrankungen zugelassen ist, wird es im Rahmen des „Off-Label-Use“ eingesetzt. Das bedeutet, dass es für andere als die offiziell genehmigten Anwendungen verwendet wird. Voraussetzung ist die Beaufsichtigung durch einen Anästhesisten, der sicherstellt, dass die Therapie ordnungsgemäß durchgeführt wird. Dies erklärt, warum nur wenige Einrichtungen in Deutschland diese Behandlungsform anbieten, da sie komplexe medizinische Anforderungen mit sich bringt.

Therapeutische Möglichkeiten und Wirkung

Die Wirkung von Ketamin kann sowohl stimmungsaufhellend als auch dissoziativ sein, was den Patienten einen einzigartigen Zugang zu verdrängten Erinnerungen ermöglicht. Durch die Blockierung spezifischer Rezeptoren im Gehirn fördert Ketamin die Bildung neuer neuronaler Verbindungen, was für viele Patienten eine Chance darstellt, festgefahrene Gedankenmuster zu durchbrechen.

Risiken und ethische Überlegungen

Obwohl Ketamin allgemein als gut verträglich gilt, können bei einigen Patienten, die sich in den dissoziativen Zuständen nicht wohlfühlen, Ängste und Unbehagen auftreten. Zudem dürfen Personen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen, wie psychischen Störungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nicht behandelt werden. Die Wichtigkeit der ärztlichen Begleitung kann nicht genug betont werden, um mögliche Risiken zu minimieren.

Ein Fazit

Die Ketamin-gestützte Therapie stellt eine potenziell lebensverändernde Behandlungsoption für Menschen dar, die mit herkömmlichen Therapien keinen langfristigen Erfolg erzielen konnten. Es ist jedoch wichtig, dass sich Betroffene gut informieren und eng mit Fachleuten zusammenarbeiten, um den bestmöglichen therapeutischen Ansatz zu finden. Die bisherigen Erfahrungsberichte zeigen, dass, obwohl die Therapie aufwändig und kostenintensiv ist, sie für die Betroffenen eine wertvolle Möglichkeit zur Heilung darstellen kann.

Für weitere Informationen und Unterstützung stehen u.a. Telefonseelsorge und spezielle Psychotherapie-Dienste zur Verfügung.

NAG

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