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Kico Halver: 150 Arbeitsplätze in Gefahr – Widerstand der IG Metall wächst

Die IG Metall und der Betriebsrat wehren sich gegen die unzureichenden Abfindungsangebote und Tricksereien der Mutares-Gruppe im Zusammenhang mit der angekündigten Schließung des Traditionsstandorts Kico in Halver, wo 150 Arbeitsplätze betroffen sind, und fordern eine faire Lösung für die betroffenen Mitarbeiter.

Die Schließung der Kico GmbH in Halver hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die 150 betroffenen Mitarbeiter, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen traditionelle Produktionsstandorte in Deutschland gegenüberstehen. Die etablierten Strukturen der Industrie sehen sich zunehmend mit Fragen der sozialen Verantwortung und des fairen Umgangs mit Arbeitnehmern konfrontiert.

Traditionsunternehmen vor dem Aus

Ende November wird die Kico GmbH die Tore schließen, nachdem das Unternehmen bereits Ende Juni 2024 die Schließung nach 85 Jahren angekündigt hat. Damit verliert ein großer Teil der Belegschaft nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch die Identität, die mit einem Traditionsbetrieb verbunden ist. Andreas Schwarz, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall im Märkischen Kreis, beschreibt die Schließung als eine „eiskalte Entscheidung“ der Mutares-Gruppe, die ohne jegliche Einbeziehung der Beschäftigten getroffen wurde.

Verhandlungen im Sand verlaufen

Die Verhandlungen zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat gestalten sich als schwierig. Die IG Metall kritisiert, dass der Arbeitgeber nicht bereit ist, die zuvor zugesagten sozialen Standards einzuhalten. Laut Gewerkschaft wurden hier „Tricksereien“ angewendet, um den Umgang mit der Belegschaft zu verschleiern. Der Betriebsrat sieht sich in der Verantwortung, die Interessen der Beschäftigten zu vertreten, während die Mutares-Gruppe durch Vertreter und externe Anwälte argumentiert. Es stellt sich die Frage, ob die traditionellen Verhandlungen noch dem aktuellen Zeitgeist entsprechen oder ob andere Formen des Dialogs notwendig sind.

Kündigungsschutz als doppelschneidiges Schwert

Einige der Mitarbeiter profitieren von einem Kündigungsschutz nach dem Metall-Tarifvertrag, der ordentliche Kündigungen bis ins Frühjahr 2025 hinauszögert. Das Unternehmen scheint jedoch Druck auf die Arbeitnehmer auszuüben, um rasche Einigungen zu erzielen, was die Frage aufwirft, wie fair der Umgang mit langjährigen Beschäftigten tatsächlich ist. „Wie die Gruppe glauben kann, dass bei so einer respektlosen Behandlung Kolleginnen und Kollegen noch bereit seien, zu einem anderen Standort zu wechseln, lässt sich nur mit Fantasie erklären“, so Schwarz weiter.

Ein Treffen der Hoffnung und Informationen

Am Freitag, dem 2. August, findet eine Betriebsversammlung statt, in der Betriebsrat und IG Metall gemeinsam die nächsten Schritte kommunizieren werden. Ein wichtiges Thema wird sein, welche Bedingungen ein Sozial-Tarifvertrag haben könnte, den die Gewerkschaft anstelle des Betriebsrats abschließen kann. Dies könnte eine Chance bieten, die Interessen der Belegschaft besser zu schützen und ihnen eine Perspektive zu bieten.

Der Verlust von Loyalität und Vertrauen

Fabian Ferber, Erster Bevollmächtigter der IG Metall, beschreibt die Schließung als einen „Schlag ins Gesicht“ für die Beschäftigten, die über Jahrzehnte hinweg Loyalität und Engagement für den Betrieb gezeigt haben. Die kürzlichen Entwicklungen werfen einen düsteren Schatten auf die Frage, wie Unternehmen in Zukunft ihre Mitarbeiter behandeln werden. Der Fall Kico könnte Vorbildfunktion für ähnliche Betriebe haben, indem er die Notwendigkeit betont, transparente und respektvolle Verhandlungen über Arbeitsplätze und soziale Bedingungen zu führen.

Insgesamt zeigt die Situation bei Kico, dass die Herausforderungen der Automobilzulieferindustrie nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch sozialer Natur sind. Der Fortgang der Verhandlungen wird entscheidend dafür sein, ob die tradierten Unternehmenswerte im Umgang mit den Beschäftigten weiterhin Bestand haben oder ob es zu einem Wandel in der Industrie kommt, der soziale Verantwortung tatsächlich ernst nimmt.

NAG

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