In Frankfurt/Main hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kürzlich sein Zukunftsprogramm für den Pflanzenschutz vorgestellt. Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) äußert jedoch Bedenken, da zentrale Fragen zur Beschleunigung und Effizienz des Zulassungssystems für Pflanzenschutzmittel offen bleiben. Minister Cem Özdemir admits, dass sich das Ministerium nun auf „Anreize, Förderung und freiwillige Maßnahmen“ konzentriert, doch wie die erforderlichen Innovationen und die notwendige Geschwindigkeit in der Zulassung erreicht werden können, ist unklar.
Eine vielversprechende Perspektive für die Zukunft der Landwirtschaft beinhaltet die Entwicklung eines umfassenden Werkzeugkastens für innovative Pflanzenschutzlösungen. Um den Herausforderungen des Klimawandels und wiederkehrenden Ertragsausfällen zu begegnen, sind sowohl modernste chemisch-synthetische Mittel als auch fortschrittliche Zuchtmethoden unerlässlich. Der IVA hatte bereits auf einer Abschlusskonferenz im Februar Vorschläge für ein neues, zukunftssicheres Zulassungssystem während des Projekts „Pflanzenschutzmittel-Zulassung 2030“ eingebracht und die anfänglichen Entwürfe des BMEL als unzureichend bewertet.
Herbst und Herausforderungen für die Ernte
Die aktuelle Lage zeigt, dass ein Mangel an wirksamen Pflanzenschutzmitteln gravierende Folgen haben kann. Bauern sehen sich zunehmend mit Ernteausfällen konfrontiert, die durch steigende Temperaturen und zunehmend invasive Schädlinge wie die Schilf-Glasflügelzikade verursacht werden. Solche witterungsbedingten Herausforderungen verdeutlichen die Dringlichkeit, effektiven Pflanzenschutz zur Verfügung zu haben.
Der Minister weist auf die Notwendigkeit hin, die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, um den Verlust an Biodiversität zu stoppen. Dr. Mark Winter, der die Abteilung für Wissenschaft und Innovation beim IVA leitet, kontert jedoch, dass ein Vorankommen in der Pflanzenbauindustrie nicht allein durch Einschränkungen erreicht werden kann. „Wir müssen die Verfügbarkeit sowohl biologischer als auch moderner chemisch-synthetischer Mittel verbessern“, sagt er. Ein Mangel an Vielfalt bei Pflanzenschutzmitteln könnte auch zu einer Reduzierung der Anbauvielfalt führen, was sich negativ auf die gesamte Landwirtschaft auswirken kann.
Eine ausgewogene Politik für die Zukunft
Eine aktuelle Studie von HFFA Research, in Auftrag gegeben vom IVA, zeigt auf, dass der vollständige Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nicht automatisch zu einer Verbesserung der Biodiversität führt. Vielmehr plädiert die Studie für einen ausgewogenen Ansatz, der sowohl wirtschaftliche als auch umweltbezogene Perspektiven berücksichtigt. Angesichts knapper Ressourcen ist es entscheidend, klug zu wirtschaften und gleichzeitig die Biodiversität zu fördern.
Der IVA strebt zudem eine gezielte Förderung der Biodiversität über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) an und fordert wichtige Verträge für den Naturschutz in den jeweiligen Regionen. Die breite Aufstellung der Mitgliedsunternehmen des IVA gibt ihnen die Kapazität, wesentliche Impulse für einen nachhaltigen und innovativen Pflanzenbau zu leisten. Die 47 Unternehmen engagieren sich für verschiedene Bereiche, darunter Pflanzenschutz, Pflanzenernährung und Schädlingsbekämpfung, um eine moderne und verantwortungsvolle Landwirtschaft zu unterstützen.
Die vom IVA unterstützte Studie kann kostenlos über die Website von HFFA Research heruntergeladen werden, um weitere Einblicke in die notwendige Politikgestaltung zu erhalten. Für die Zukunft der Landwirtschaft ist eine harmonische Balance zwischen den Anforderungen der Produktivität und dem Schutz der Umwelt unerlässlich.