Vegesack – Ein historisches Frachtschiff hat im Museumshaven Station gemacht und sorgt für Aufsehen: Die „Walter“, ein Schiff aus dem Jahr 1906, ist nicht nur ein beeindruckendes Relikt der maritime Geschichte, sondern auch ein kreatives Atelier und eine Kunstgalerie. Die Hamburger Künstler Pia und Niki Fleckenstein haben das Schiff vor vier Jahren aus der Obsoleszenz gerettet, indem sie es günstiger als Schrottwert erwarben und es transformierten.
Früher war die „Walter“ unter den Namen Katharine und Antje bekannt und wurde genutzt, um Äpfel zu transportieren. Heute hingegen ist es ein Ort, an dem Kreativität und Kunst im Vordergrund stehen. Ausgestattet mit einem Motor aus den 1970er Jahren, haben die Fleckensteins die Aufbauten engagiert in Eigenleistung angebracht. Für den gläsernen Pavillon, der das Deck des Schiffes überspannt, verwendeten sie alte Vitrinen, was dem gesamten Projekt eine einzigartig nostalgische Note verleiht.
Ein kreatives Refuge und mobile Kunst
Die Künstler haben sich über die Jahre hinweg eine stets präsente Idee bewahrt: Ein mobiles Arbeitsumfeld zu schaffen, das es ihnen ermöglicht, von Stadt zu Stadt zu reisen. Vor ihrer Ankunft in Vegesack legten sie bereits in Lauenburg an der Elbe an und sammelten dort wertvolle Eindrücke. Ihre Erfahrungen im Bremer Norden sind durchweg positiv: „Man ist in allen Richtungen ganz schnell mitten im Grünen. Und es scheinen hier auch sehr nette Menschen zu sein,“ so ihr Eindruck.
Pia Fleckenstein beschreibt ihre Arbeiten als eine Mischung aus Pflanzen- und Tierstrukturen, die durch figurative Elemente ergänzt werden. Mit Acrylfarben und einem Sperrholzuntergrund bringt sie lebendige Szenen auf die Leinwand. Neueste Werke entstehen mit japanischem Papier in hölzernen Rahmen, was ihnen eine besondere Leichtigkeit verleiht. Neben ihrer Malerei bietet das Atelier im Pavillon auch die Möglichkeit, die Kunstwerke käuflich zu erwerben.
Niki Fleckenstein hingegen interpretiert das Konzept der Figurativität durch seine beeindruckenden Schweißerarbeiten, die er als „Architekturzeichnungen aus Stahl“ bezeichnet. Um ihre Arbeiten und den Verlauf ihrer Reise zu verfolgen, können Interessierte auf ihrem Instagram-Profil unter www.instagram.com/saloonwalter/ vorbeischauen.
Workshops und kulturelle Kooperationen
Der Aufenthalt im Museumshaven soll über mehrere Monate andauern. Ab Oktober haben die Fleckensteins verschiedene Malerei- und Metall-Workshops an Bord der „Walter“ geplant. Alle erforderlichen Materialien sind bereits an Bord. Zudem zielen sie auf Kooperationen mit Schulklassen ab und haben dafür einen Antrag bei der Bremer Kulturförderung gestellt. Mit ihrer Erfahrung aus Workshops in Hamburg und Lauenburg haben sie ein didaktisches Konzept entwickelt, das besonders bei Kindern und Jugendlichen gut ankommt. „Sinnvoll ist es ab 10, richtig schön ab 14,“ haben sie festgestellt, wobei es keine Altersgrenze nach oben gibt.
Das Konzept des mobilen Ateliers und der workshops verspricht, die Kultur- und Kunstszene in Vegesack bereichern zu können. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren kreativen Impulse und Zusammenarbeit die „Walter“ mit sich bringen wird.