München (dpa) – Die Fußballwelt hat einen entscheidenden Wendepunkt erreicht. Manuel Neuer, der als einer der besten Torhüter in der Geschichte gilt, hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Der 38-Jährige drückte es schlicht aus: «Irgendwann musste der Tag ja kommen.» Bei einer Videoansprache, in der er freundlich lächelte, erläuterte Neuer, dass dies das Ende seiner Karriere im DFB-Dress markiert. Der Torwart, der über anderthalb Jahrzehnte Deutschland repräsentierte, wird sich nun ausschließlich dem FC Bayern widmen.
Neuers Rücktritt folgt auf eine Heim-EM, die alles andere als erfolgreich für das deutsche Team verlief. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Spanien, das mit 1:2 nach Verlängerung endete, zog Neuer die Konsequenzen. Er hatte das Turnier für sich und das Team als bitteren Abschluss empfunden, zielt jedoch nicht mehr auf die WM 2026 ab. «Ich fühle mich körperlich sehr gut und natürlich hätte mich auch die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sehr gereizt», sagte Neuer, doch er ist sich sicher, dass jetzt der richtige Zeitpunkt zum Rücktritt gekommen ist. «Das Aus bei der Heim-EM bleibt somit das letzte Pflichtspiel mit dem Adler auf der Brust.»
Ein Rückblick auf Neuers beeindruckende Karriere
Mit 124 Länderspielen und über 11.100 Minuten im Tor hat Neuer Maßstäbe gesetzt. Sein Debüt für die DFB-Elf gab der gebürtige Gelsenkirchener am 2. Juni 2009 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Das war der Beginn einer beispiellosen Erfolgsserie, die ihren Höhepunkt im WM-Sieg 2014 fand. In den Jahren, in denen Neuer die Nummer eins war, prägte seine außergewöhnliche Art des Torwartspiels den Fußball maßgeblich. Nie zuvor spielte ein Torhüter so aktiv in der Spielaufbaustrategie seines Teams mit. Rudi Völler, DFB-Sportdirektor, betonte: «Er hat mit seiner Art das Torhüterspiel revolutioniert.»
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann äußerte sich dazu. «Sein Abschied ist ein großer Verlust – sportlich und menschlich», stellte er fest. Nagelsmann, der erst kürzlich die Verantwortung bei der Nationalmannschaft übernommen hat, sieht sich nun vor der Herausforderung, Neuers Abgang zu kompensieren. Es ist nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch ein emotionaler Einschnitt für das Team, da Neuer viele Jahre als Kapitän fungierte.
Der Weg in die Zukunft – ter Stegen im Fokus
Nach Neuers Rücktritt stehen nun die Zeichen auf Veränderung. Marc-André ter Stegen, der Torwart des FC Barcelona, gilt als der wahrscheinlichste Nachfolger. Ter Stegen hatte in der Vergangenheit bereits versucht, die Nummer eins im DFB-Team zu werden, war jedoch durch Neuers Rückkehr vor der EM ausgebremst worden. Jetzt, wo Neuer den Platz frei gemacht hat, könnte dies endlich seine Chance sein.
Diese Neuigkeit bringt frischen Wind in das DFB-Team, welches bereits von den Rücktritten einiger anderer Veteranen, darunter Toni Kroos und Thomas Müller, betroffen ist. Nagelsmann plant eine Verjüngung des Kaders mit Blick auf die WM 2026. So versteht es sich von selbst, dass die deutsche Nationalmannschaft vor einer spannenden, aber herausfordernden Zeit steht.
Ein Moment der Dankbarkeit
Trotz des Bedauerns über das Ende einer Ära zeigt sich Neuer dankbar für seine Zeit im DFB-Team. Er hatte lange für diesen Moment gearbeitet, und es war ihm wichtig, den Fans und ehemaligen Wegbegleitern seinen Dank auszusprechen: «Ich persönlich habe es geliebt, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft zu tragen. Vielen Dank dafür», erklärte er. Neuers Karriere, die auch von einem schweren Skiunfall und einer bemerkenswerten Rückkehr geprägt ist, wird sicher in die Fußballgeschichte einzugehen.
Die Fußstapfen, die Neuer hinterlässt, sind groß. Wie Nagelsmann betonte: «Manu wird uns fehlen» – sowohl auf als auch neben dem Platz. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die DFB-Auswahl sich neu organisiert und ob ter Stegen das Erbe eines der besten Torhüter aller Zeiten antreten kann.
Die Entwicklung des Torwartspiels
Manuel Neuer hat nicht nur sein eigenes Spiel revolutioniert, sondern auch das gesamte Torwartspiel weiterentwickelt. Er wird oft als Pionier der sogenannten „Sweeper-Keeper“-Rolle betrachtet, die es einem Torhüter ermöglicht, höhere Positionen auf dem Feld einzunehmen und aktiv am Spielaufbau mitzuwirken. Dieser Stil ist besonders wichtig in der modernen Fußballtaktik, wo Torhüter mehr als nur Schussstopper sind.
Die Rolle des Torwarts hat sich über die Jahre verändert. Während frühere Generationen von Torhütern hauptsächlich für die Defensive verantwortlich waren, bringen heutige Keeper wie Neuer essentielle Fähigkeiten im Passspiel mit. Laut der UEFA ist die Rolle des Torwarts heutzutage entscheidend für den Spielaufbau, was sich auch in den Ausbildungsprogrammen von Nachwuchskeepers widerspiegelt, die zunehmend auf diese Fähigkeiten Wert legen.
Statistiken zur Torwartposition
Neuer hat in seiner internationalen Karriere beeindruckende Statistiken vorzuweisen. Mit 124 Länderspielen gehört er zu den Torhütern mit den meisten Einsätzen in der Geschichte des DFB-Teams. Seine Fähigkeit, Spiele durch Reflexe und Spielintelligenz zu beeinflussen, zeigt sich auch in seinen zahlreichen gehaltenen Schüssen in entscheidenden Momenten. Laut einer Analyse der UEFA hatte Neuer einen Haltefaktor von 83%, was bedeutet, dass er in etwa 83 von 100 Torschüssen erfolgreich abwehren konnte.
Darüber hinaus war Neuer bei großen Turnieren in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Er gewann die Weltmeisterschaft 2014 und war im Jahr 2016 Teil des deutschen Teams, das die Europameisterschaft gewann. Diese Erfolge haben nicht nur seine individuelle Leistung, sondern auch seine Fähigkeit, im Team zu agieren, unter Beweis gestellt.
Auswirkungen auf den DFB und die zukünftige Torwartgeneration
Der Rücktritt von Neuer hinterlässt eine Lücke im deutschen Fußball und stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des DFB-Teams dar. Nach über einem Jahrzehnt, in dem Neuer das Tor gehütet hat, steht der DFB nun vor der Herausforderung, einen neuen Torhüter zu finden, der in seine Fußstapfen treten kann. Marc-André ter Stegen wird als einer der Hauptanwärter genannt, für den es nun entscheidend wird, diese Verantwortung zu übernehmen und das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft zu gewinnen.
Zusätzlich könnte Neuers Rücktritt auch Auswirkungen auf die Entwicklungsprogramme für Torhüter im deutschen Fußball haben. Junge Talente, die sich in ihrer Ausbildung befinden, könnten inspiriert werden, ihre Fähigkeiten in ähnlichen Aspekten zu verbessern, um sich auf ein Spielniveau zu bringen, das mit den Leistungen von Neuer und anderen Spitzen-Torhütern konkurrieren kann.