Köln (ots)
Drei von vier Deutschen, also 77 Prozent, sprechen sich in einer aktuellen Umfrage für eine grundlegend andere Asyl- und Flüchtlingspolitik aus. Diese Erkenntnis stammt aus einer Befragung von infratest dimap unter 1.309 wahlberechtigten Bürgern, die im Rahmen des ARD-DeutschlandTREND durchgeführt wurde. Nur 18 Prozent der Teilnehmer betrachten eine solche Wende als unnötig. Die Umfrage fand zwischen Dienstag und Mittwoch dieser Woche statt.
Die Unterstützung für eine neue Asylpolitik zeigt sich besonders stark unter den Anhängern der politischen Parteien. So sind 97 Prozent der AfD-Wähler für eine Wende in der Asylpolitik. Auch große Mehrheit unter Wählern der BSW (91 Prozent) und CDU/CSU (86 Prozent) befürwortet einen solchen Kurswechsel. Selbst unter den SPD-Anhängern sind 65 Prozent für eine Reform, während 29 Prozent die Notwendigkeit in Frage stellen. Bei den Grünen zeigt sich hingegen ein gespaltenes Bild: 48 Prozent unterstützen eine neue Politik, 46 Prozent lehnen diese ab.
Gestiegene Besorgnis über Zuwanderung
Das Thema Zuwanderung und Flucht hat in der Wahrnehmung der Deutschen erheblich an Bedeutung gewonnen. Nun gaben 48 Prozent der Befragten an, dass es sich dabei um eines der beiden dringlichsten politischen Probleme handelt, mit denen sich die Politik beschäftigen müsse. Dies stellt einen Anstieg um 22 Prozentpunkte im Vergleich zum April dar. An zweiter Stelle steht die Wirtschaft mit 20 Prozent, gefolgt von sozialen Ungerechtigkeiten und Umwelt- sowie Klimaschutz mit jeweils 12 Prozent.
Ein weiterer Aspekt, der die öffentliche Sicherheit betrifft, gewinnt momentan an Relevanz. Nach dem mutmaßlichen islamistischen Terroranschlag in Solingen Ende August sind Maßnahmen zur Prävention und Aufklärung gefragt. Vier von fünf Wählern (82 Prozent) befürworten eine verstärkte Prävention im Bereich des radikalen Islamismus, insbesondere in Schulen und Flüchtlingseinrichtungen. Zudem würden 73 Prozent eine Einführung dauerhafter Kontrollen an den deutschen Grenzen begrüßen. Auch zusätzliche Befugnisse für die Sicherheitsbehörden, darunter die Erlaubnis, auf elektronische Kommunikation zuzugreifen, finden breite Zustimmung (72 Prozent).
In Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage fühlen sich immer mehr Menschen unsicher in öffentlichen Räumen. Während 13 Prozent der Befragten angaben, dass sie sich sehr sicher fühlten, gaben 40 Prozent an, sich eher sicher zu fühlen. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die sich sehr unsicher fühlen, nach dem Anschlag von Solingen von 9 auf 16 Prozent gestiegen. Dies zeigt, dass die Angst in der Bevölkerung zunimmt.
Das Vertrauen in die politischen Parteien im Kontext der Kriminalitätsbekämpfung zeigt ein deutliches Bild. 35 Prozent der Befragten legen ihr Vertrauen in die Union, während 20 Prozent dies der AfD zuschreiben und 11 Prozent der SPD. Bei der Asyl- und Flüchtlingspolitik sehen 27 Prozent die CDU/CSU als kompetenteste Partei, während 19 Prozent der AfD und 10 Prozent der SPD Vertrauen schenken.
Befragungsdetails
Die Umfrage erfasste wahlberechtigte Personen ab 18 Jahren in Deutschland und fand zwischen dem 3. und 4. September 2024 statt. Die Befragung wurde zufällig telefonisch sowie online durchgeführt, wobei eine Schwankungsbreite von 2 bis 3 Prozentpunkten besteht.
Die Fragen der Umfrage beinhalteten die Wahrnehmung der wichtigsten politischen Probleme sowie das Vertrauen in verschiedene Parteien zur Lösung dieser Herausforderungen. Die Reaktionen auf die Sicherheitslage und die Asylpolitik verdeutlichen eine wachsende Besorgnis in der Bevölkerung, die politische Entscheidungen nachdrücklich einfordert.