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München Vorreiter: Kaum Asylbewerber Wechseln ins Fachkräfteverfahren

Die Herausforderung: Geringe Bereitschaft von Asylbewerbern, in das Fachkräfteverfahren zu wechseln

Seit November letzten Jahres haben Asylbewerber in Deutschland die Möglichkeit, durch das Fachkräftegesetz schneller ins Berufsleben einzutreten. Damit können diejenigen, die vor dem 29. März 2023 eingereist sind, eine Aufenthaltserlaubnis als Fachkraft beantragen, sofern sie berufliche Qualifikationen und ein Arbeitsangebot vorweisen können. Trotzdem bleibt die Zahl derer, die diesen Wechsel vollziehen, erschreckend gering.

Ein Sprecher der Stadt Dortmund berichtete gegenüber der „Welt am Sonntag“, dass bisher kein einziger Asylbewerber diesen sogenannten Spurwechsel vorgenommen hat. Auch andere Großstädte wie Frankfurt am Main und Köln bestätigen, dass solche Fälle die Ausnahme sind. Frankfurt meldet keinerlei bekannte Fälle, während Köln von „sehr vereinzelten“ Anträgen spricht. In Düsseldorf ist lediglich ein Fall dokumentiert. München ist die einzige Stadt, die eine nennenswerte Anzahl von Spurwechseln verzeichnet: Dort haben immerhin 25 Personen den Antrag gestellt, und einige davon wurden bereits bewilligt.

Das Fachkräftegesetz: Ein modernes Rahmengesetz mit hohen Erwartungen

Mit dem Fachkräftegesetz, das im letzten November in Kraft trat, sollten wichtige bürokratische Hürden für Asylbewerber gesenkt werden. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte damals, dass der rechtliche Rahmen durch Einsparungen an Bürokratie und die Fokussierung auf praktische Berufserfahrung und das Potential der Menschen so modern wie nie zuvor sei.

Zuvor waren Asylbewerber gezwungen, Deutschland wieder zu verlassen, um aus dem Ausland ein Arbeitsvisum zu beantragen. Die Erleichterungen durch das Fachkräfteverfahren sollten ihnen jedoch den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen – eine Lösung, die sowohl die Integration fördern als auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken sollte.

Wirkung auf die Gemeinschaft und gesamtgesellschaftliche Bedeutung

Das geringe Interesse beziehungsweise die geringe Nutzung des Fachkräfteverfahrens wirft Fragen auf: Warum schrecken Asylbewerber vor diesem Schritt zurück? Experten vermuten, dass fehlende Informationen und Unsicherheiten über die Aufhebung des ursprünglichen Asylantrags bedeutende Hürden darstellen. Zudem könnten Sprachbarrieren und die komplexe Bürokratie abschreckend wirken.

Für die deutsche Gesellschaft ist dies von großer Bedeutung. Einerseits gibt es einen akuten Mangel an Fachkräften in vielen Branchen, andererseits können gut integrierte Asylbewerber einen wertvollen Beitrag leisten. Der Erfolg des Fachkräfteverfahrens könnte somit sowohl die Integration von Asylbewerbern fördern als auch den wirtschaftlichen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften decken.

Politische Maßnahmen zur Verbesserung und zukünftige Prävention

Die Politik könnte durch mehrere Maßnahmen dazu beitragen, die Nutzung des Fachkräfteverfahrens zu steigern. Zunächst wäre es wichtig, gezielte Informationskampagnen durchzuführen, um die Asylbewerber über ihre Möglichkeiten und die Vorteile des Spurwechsels aufzuklären. Sprachkurse und Unterstützungsprogramme könnten helfen, bestehende Barrieren abzubauen.

Ferner könnte eine Vereinfachung des bürokratischen Verfahrens sowie eine Ausweitung der Beratungsangebote dazu beitragen, Unsicherheiten und Ängste der Asylbewerber zu mindern. Letztlich müsste ein starkes Netzwerk aus Unternehmen, sozialen Einrichtungen und Behörden aufgebaut werden, um den Übergang in das Berufsleben effektiv zu gestalten.

Schlussendlich liegt es auch an der Politik, die Rahmenbedingungen kontinuierlich zu verbessern und flexibel auf die Bedürfnisse sowohl der Asylbewerber als auch des Arbeitsmarktes zu reagieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Fachkräfteverfahren sein volles Potential ausschöpft und sowohl die Integration als auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland vorantreibt.

NAG

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