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Nach den Wahlen in Thüringen: Josina Monteiro über Rassismus und Hoffnung

Nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen beschreibt die Schwarze Aktivistin Josina Monteiro, wie sich die Stimmung in ihrem Heimatort Erfurt verändert hat und warnt vor den Folgen des Wahlergebnisses, das über 30 Prozent für die AfD brachte, während sie sich weiterhin für eine offene und demokratische Gesellschaft engagiert.

In den letzten Wochen hat sich die politischen Landschaft in Thüringen und Sachsen verändert, was die Gedanken und Gefühle der Menschen, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen, stark beeinflusst. Josina Monteiro, eine schwarze Aktivistin und Sozialarbeiterin aus Erfurt, teilt ihre Erfahrungen und Gedanken über die aktuellen Entwicklungen in ihrer Heimat. Mit der Wahlbeteiligung für die Alternative für Deutschland (AfD) und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Spannungen wird deutlich, dass viele sich in ihrer eigenen Heimat fremd fühlen.

Monteiro, die vor den Wahlurnen der letzten Landtagswahl stand, beschreibt ihren emotionalen Zustand. „Der erste Schock hat sich gelöst, aber es ist tatsächlich schlimmer geworden als erwartet, mit über 30 Prozent für die AfD“, so Monteiro. Diese Zunahme von Stimmen für migrationsfeindliche Parteien hat bei ihr und anderen Bedenken ausgelöst, insbesondere in Bezug auf die alltäglichen Begegnungen im öffentlichen Raum.

Persönliche Erlebnisse und gesellschaftliche Ängste

Ein Vorfall am Wahlsonntag hat ihr Anliegen verdeutlicht. Während eines Spaziergangs begegnete Monteiro einem Mann, der lautstark „White Power“ rief, während eine Gruppe von arabischen Männern ruhig blieb. Solche Erlebnisse, sagt sie, sind keine Einzelfälle. Auch ihre eigene familiäre Geschichte ist von Rassismus geprägt, beginnend mit ihrem Vater, der in den 1980er Jahren aus Mosambik nach Deutschland kam und bereits damals Ziel von Übergriffen wurde. Monteiro beobachtet, dass der Rassismus seit den Flüchtlingskrisen ab 2015 einen besorgniserregenden Anstieg erlebt hat.

Obwohl sie selbst privilegiert ist und sich in bestimmten sozialen Kreisen bewegt, bleibt sie mit den Erfahrungen von Migrantinnen und Migranten vertraut, die sie berät. Diese Menschen sind oft mit intensiven Ängsten konfrontiert und fragen sich, ob sie Thüringen verlassen müssen, angesichts des wachsenden Rassismus. Monteiro beschreibt die rechtlichen und emotionalen Unterstützungsangebote, die sie für diese Betroffenen bereitstellt.

„Die Hälfte der Menschen hier hat ein Problem mit Migration“, sagt sie. Sie verweist auf die politischen Strömungen innerhalb der CDU, die sich in Thüringen immer mehr der AfD annähern könnten, und hebt hervor, dass die Politik dringend hinschauen muss, wie sich die Gesellschaft verändert. Monteiros Ausführungen zeigen, dass die Herausforderungen nicht nur in Wahlen, sondern auch in den Vorstellungen der Menschen von ihrer Umgebung liegen.

Die Wahrnehmung in Städten wie Erfurt, Jena und Weimar hat sich ebenfalls gewandelt – dort ist eine gewisse Diversität sichtbar. Verkäuferinnen mit Kopftüchern und Busfahrer mit Migrationshintergrund sind Teil des alltäglichen Lebens. Doch trotz dieser positiven Sichtweise bleibt das Gefühl des Unbehagens präsent. Monteiro fragt sich, wie es sein kann, dass trotz einer bunten, lebhaften Stadt als Kulisse eine solch besorgniserregende politische Realität existiert.

Kampfbereitschaft und Hoffnung auf Veränderung

Die Erfahrungen und die erlebte Erschöpfung nach den Wahlen haben Monteiro in ihrem Engagement bestärkt. „Wir haben viele Kampagnen und Demonstrationen vor der Wahl organisiert, doch das Ergebnis hat unser Engagement nicht belohnt“, erklärt sie. Dennoch ist sie entschlossen, weiterhin aktiv zu bleiben. „Ich bin jetzt im Kampfmodus“, betont sie entschlossen, und wünscht sich, dass sich die Rahmenbedingungen für alle Menschen in der Region verbessern.

Dennoch ist die Frage, wie die Zukunft für sie und die Menschen in ihrem Umfeld aussehen wird, eine ständige Herausforderung. Monteiro hat bereits entschieden, vorerst in Thüringen zu bleiben, um sich für Veränderungen einzusetzen, auch wenn die Frage, ob sie eines Tages vielleicht doch woanders leben möchte, immer wieder aufkommt. Die Unsicherheit über die politischen Entwicklungen hat sie dazu motiviert, noch aktiver zu werden und sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.

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