In Neubrandenburg herrscht eine bemerkenswerte Fähigkeit, bei Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren. Diese Stadt hat in einem bundesweiten Hitzecheck, der die Versiegelung von Flächen sowie die Menge an Grünflächen untersuchte, überraschend gut abgeschnitten. Dabei bewertete die Deutsche Umwelthilfe 190 Städte in Deutschland mithilfe von Satellitenbildern, um zu ermitteln, wie viel Fläche versiegelt oder begrünt ist.
Neubrandenburg konnte sich auf Platz 80 von 190 Städten behaupten. Mit einem Versiegelungsgrad von 44,59 Prozent und einem beeindruckenden Grünvolumen von 3,4 Kubikmetern pro Quadratmeter erhielt die Stadt eine grüne Karte für den Versiegelungsgrad und eine gelbe Karte für den Grünanteil. Dies ist jedoch nur ein Teil der Geschichte, da die Besonderheit des Tollensesees bei dieser Bewertung nicht berücksichtigt wurde. Der See und der Reitbahnsee spielen eine entscheidende Rolle bei der Temperaturregulierung in der Region, was die anhaltenden Hitzeprobleme mildert.
Kritik an den Methodiken der Studie
Christian Wolff, der Klimamanager von Neubrandenburg, weist darauf hin, dass jede Studie ihre eigenen Mängel aufweist. So könnte beispielsweise eine Stadt mit hohem Versiegelungsgrad, wie Stralsund, aufgrund ihrer Küstennähe dennoch von den damit verbundenen Hitzeproblemen verschont bleiben. Diese Faktoren lassen sich schwer quantifizieren, und die Methodik der Analyse stellte einen klaren Fokus auf versiegelte und begrünten Flächen, was andere entscheidende Elemente außen vor ließ.
Die Stadtverwaltung plant daher eine eigene Studie, um gezielte Antworten auf die klimatologischen Herausforderungen zu finden und festzustellen, wie gut Neubrandenburg tatsächlich auf Hitzeperioden vorbereitet ist. Ein zentraler Bestandteil der zukünftigen Planungen wird der Umgang mit versiegelten Böden sein. Diese versiegelten Flächen verhindern das Versickern von Regenwasser, was laut dem Umweltbundesamt zu Problemen führen kann.
Initiativen zur Verbesserung der Klimabedingungen
Unter dem Schlagwort „Schwammstadt“ verfolgt die Verwaltung das Ziel, Regenwasser effektiv zurückzuhalten und eine kontrollierte Abführung zu gewährleisten. Bei Neubauten wird darauf geachtet, dass jeder neue Stadtteil einen „grünen Touch“ erhält, wobei Bauherren oft zwischen einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, einem begrünten Dach oder zusätzlichen Grünflächen wählen können.
Ein Beispiel für stark versiegelte Flächen in Neubrandenburg ist der Parkplatz des Bethanien Centers, der laut den Analysen von 2019 als „Hotspot“ gilt. Der Klimamanager erklärt, dass nackter Beton Hitze besonders intensiv zurückstrahlt und dass viele Städte in Deutschland versuchen, versiegelte Flächen allmählich zu entsiegeln. Mehr Grün in Städten führt zu einer höheren Lebensqualität, da Menschen in ihren Wohnbereichen profitieren.
Ein weiteres Ziel besteht darin, Hitzequellen und riskante Gebiete mittels einer eigenen Satellitenanalyse zu identifizieren. Neben der Hitzegefahr können versiegelte Flächen auch Hochwassergefahren bergen. Wolf betont die Dringlichkeit, bisher unberücksichtigte Risiken zu erkennen, denn auch Neubrandenburg könnte irgendwann von massiven Starkniederschlägen heimgesucht werden. Die Stadt ist verpflichtet, das Eigentum ihrer Bürger zu schützen und sich angemessen auf solche Events vorzubereiten, weshalb eine genaue Beobachtung der Flächenversiegelung von großer Bedeutung ist.